Sonnenhaus: Schon heute CO2-frei leben

Foto: Sonnenhaus-Institut / Markus Aichhorn
Die Energiebilanz zeigt: Im Sonnenhaus kann man zu fast 100 Prozent CO2-frei wohnen. Die Mehrkosten für die Sonnenhaustechnik amortisieren sich, nicht zuletzt dank der guten Förderung.

Die Energiebilanz zeigt: Im Sonnenhaus kann man zu fast 100 Prozent CO2-frei wohnen. Die Mehrkosten für die Sonnenhaustechnik amortisieren sich, nicht zuletzt dank der guten Förderung.

Seit Mitte 2018 leben Simone und Michael Hövel mit ihren beiden Söhnen in einem Sonnenhaus. Die großen Solarthermie- und Photovoltaikanlagen auf dem Dach und an der Fassade erzeugen die Energie für Wärme, Strom und ein Elektroauto. Die Energiebilanz nach einem Jahr zeigt: Eine nahezu 100 Prozent CO2-freie Energieversorgung ist möglich.

Die Architektin Helga Meinel gab dem Einfamilienhaus mit Büro und insgesamt 221 Quadratmeter beheizter Wohnfläche ein oberbayerisches Aussehen mit Dachüberständen und Holzbalkonen an der Vorderseite. Gemäß Bebauungsplan musste das Wohnhaus ein Satteldach mit 22 Grad Neigung haben. Bei einem Sonnenhaus sollte die Fläche für die Solarkollektoren allerdings möglichst steil geneigt sein, damit im Winter viel Solarwärme erzeugt werden kann. Hövel beschloss deshalb, die 31 Quadratmeter Solarkollektoren mit ihren rund 22 Kilowatt Nennleistung an der Südfassade zu installieren. Die 90 Grad-Neigung eignet sich für die Solarwärme-Erzeugung: Die tief stehende Sonne scheint im Winter senkrecht auf die Fläche und kann so gut Wärme erzeugen.

Das flache Dach erwies sich als vorteilhaft für die Produktion von Solarstrom. Für Photovoltaikanlagen ist eine Dachneigung von 10 bis 30 Grad optimal. Auf diesem Haus beträgt sie 22 Grad, darauf wurde eine PV-Anlage mit knapp 10 Kilowatt Nennleistung installiert. Auf dem Carport hat Hövel in diesem Frühjahr noch eine Anlage mit 4 Kilowatt Nennleistung montiert. Um den Wärmebedarf zu reduzieren, wurde das Haus mit Wärmedämmziegeln gebaut. Bis in die zweite Etage ist es gemauert, das Dach ist Holzbau.

Energiebilanz nach einem Jahr

Die Energiebilanz nach einem Jahr (Anfang Juli 2018 bis Ende Juni 2019) kann sich sehen lassen. Die Solarwärmeanlage deckt 70 Prozent des Wärmebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser. Für die geringe Zusatzenergie, die notwendig ist, reicht der Kachelofen im Wohnzimmer aus. Er wurde nach den Vorstellungen der Bauleute gemauert. Das Holz stammt von einem Bauern in der Nähe.

Der Haushalt und das Büro werden zu 90 Prozent mit Solarstrom vom eigenen Dach versorgt. Da der Solarstrom zu großen Teilen von vormittags bis nachmittags erzeugt wird, also genau zu der Zeit, in der wenig Strom benötigt wird, hat Michael Hövel im März dieses Jahres einen Solarstromspeicher mit 19,5 Kilowattstunden Speicherkapazität einbauen lassen. So steht der Solarstrom auch abends zur Verfügung, wenn die ganze Familie zuhause ist.

Den Solarstrom nutzt Hövel auch für das Elektroauto. Rund 25.000 Kilometer fahren seine Frau und er damit im Jahr. Das entspricht etwa 80 Prozent ihrer Fahrten und zu 80 Prozent fahren sie mit Solarstrom, hat er ermittelt. Die Familie besitzt noch einen VW-Bus als Reisemobil. Um diesen CO2-Ausstoß zu kompensieren, hat Hövel die PV-Anlage auf dem Carport installiert. Sein Speichersystem, das aus drei Batteriemodulen besteht, ist an beide Photovoltaikanlagen gekoppelt und benötigt keinen zusätzlichen Wechselrichter.

Lukrative Förderung

Michael Hövel, der seit 2015 als unabhängiger Energieberater das Ingenieuerbüro Exergenion betreibt, plante die Anlagentechnik inklusive Energie- und Elektroplanung selbst. 600.000 Euro hat das Haus inklusive Garage und Carport, aber ohne Innenausstattung gekostet. Für die in der Summe enthaltene Sonnenhaus-Energietechnik fielen Mehrkosten in Höhe von 70.000 Euro an. Dafür hat Hövel 40.000 Euro Förderung erhalten (BAFA Solarthermie-Förderung, KfW- Programm Energieeffizient Bauen, Bayerisches 10.000 Häuser Programm). Bleiben 30.000 Euro Mehrkosten, wenn man die Fördersumme abzieht.

„Die amortisieren sich schon allein durch die eingesparten Benzinkosten“, sagt er und rechnet vor: „Wenn ich von 2.000 Euro Spritkosten für 25.000 Kilometer im Jahr ausgehe, spare ich in 20 Jahren 40.000 Euro ein. Mit den 40.000 Euro haben sich die Mehrkosten für die Energietechnik zurückgezahlt.“
17.7.2019 | Quelle: Sonnenhaus-Institut | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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