Strompreis bleibt auch ohne Kohle stabil

Strompreisentwicklung für nichtprivilegierte Verbraucher: Im Vergleich zum Referenzszenario steigen die Strompreise durch den Kohlekompromiss nur sehr geringfügig um 0,2 Cent pro Kilowattstunde an. Grafik: Agora Energiewende, Quelle: Aurora Energy Research, eigene Berechnungen auf Basis Öko-Institut (2018)
Agora Energiewende hat die Ergebnisse der Kohlekommission aufbereitet und deren energiewirtschaftliche Bedeutung analysiert. Die Strompreise werden demnach infolge des Kohleausstiegs nur sehr geringfügig ansteigen.

Agora Energiewende hat die Ergebnisse der Kohlekommission aufbereitet und deren energiewirtschaftliche Bedeutung analysiert. Die Strompreise werden demnach infolge des Kohleausstiegs nur sehr geringfügig ansteigen.
 
Der Vorschlag der Kohlekommission für den Ausstieg aus der Kohleverstromung bei gleichzeitigem Ausbau erneuerbarer Energien hat kaum Auswirkungen auf die Strompreise: Eine Kilowattstunde wird im Jahr 2030 nur etwa ein Prozent mehr kosten als heute, wenn wie vorgesehen die Kohleverstromung um zwei Drittel zurückgeht und der Anteil Erneuerbarer Energien auf 65 Prozent steigt. Auch der energieintensiven Industrie gewährleistet der Kohlekompromiss weiterhin wettbewerbsfähige Preise. Das zeigen Berechnungen im Auftrag von Agora Energiewende.

In der Modellierung wurde der Ausstieg aus der Kohleverstromung nach den Empfehlungen der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ mit einem Szenario verglichen ohne Kohleausstieg und ohne zusätzlichen Erneuerbaren-Ausbau. Insgesamt zahlen private Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahr 2030 real schätzungsweise 0,4 Cent mehr pro Kilowattstunde als heute. Größter Kostenpunkt bei den Strompreisen bleiben laut der Analyse weiterhin die Netzentgelte. Über diese finanzieren die Stromkundinnen und -kunden den notwendigen Ausbau und die Modernisierung des Stromnetzes. Für die energieintensive Industrie ist der Kohlekompromiss sogar vorteilhaft, da die zusätzlichen Wind- und Solaranlagen vermehrt günstigen Strom bereitstellen, sinkt der Börsenstrompreis im Jahr 2030 um 0,5 Cent je Kilowattstunde gegenüber einem „Weiter-wie-bisher-Szenario“. „Der schnelle Ausbau der Erneuerbaren ist die Versicherung der energieintensiven Industrie gegenüber hohen Strompreisen“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Voraussetzung dafür sei, dass die energieintensive Industrie auch künftig von der Zahlung der EEG-Umlage befreit bleibe.

Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien auf einen Anteil von 65 Prozent an der Stromversorgung wird Deutschland auch künftig Stromexporteur sein. Bis 2023 ist zwar aufgrund des Atomausstiegs zunächst ein Rückgang der Stromexporte von heute 50 Terawattstunden auf 5 Terawattstunden jährlich zu erwarten, bis 2030 wachsen die Exporte jedoch wieder auf 25 Terawattstunden. Insgesamt wird die inländische Stromerzeugung den Berechnungen zufolge bis 2030 um 11 Terrawattstunden auf rund 630 Terawattstunden zulegen. „Auch mit Kohleausstieg produziert Deutschland weiterhin mehr Strom als hierzulande benötigt wird. Der günstige Strom aus erneuerbaren Energien verdrängt langfristig sogar Teile der konventionellen Stromerzeugung im Ausland“, betont Graichen.

Die Agora-Studie fasst neben der Modellierung auch den 300-seitigen Abschlussbericht der Kohlekommission zusammen und legt eine Einordnung der Kommissionsarbeit vor. „Auch wenn der Kohlekompromiss erst 2038 als Enddatum nennt, dürfte der tatsächliche Kohleausstieg im Zuge der alle drei Jahre stattfindenden Überprüfungen früher kommen. Der regulierte Kohleausstieg, entsprechend den Vorschlägen der Kohlekommission, gibt dabei den Kohleregionen Sicherheit beim Strukturwandel, unterstützt sie durch umfangreiche Strukturhilfen in Höhe von jährlich zwei Milliarden Euro und garantiert, dass kein Beschäftigter ins Bergfreie fällt. Deswegen ist der Kohlekompromiss so wertvoll und sollte jetzt eins zu eins umgesetzt werden", sagt Graichen.

Gemäß dem Ausstiegsfahrplan der Kohlekommission werden in Deutschland im Jahr 2030 noch Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 17 Gigawatt laufen, aktuell sind es 41 Gigawatt. Mit dem Rückgang sinken die CO2-Emissionen im Stromsektor von 319 Millionen Tonnen CO2 auf 182 Millionen Tonnen CO2 jährlich. Mit den Emissions-Einsparungen von rund 60 Prozent kann Deutschland seine Klimaziele bis 2030 für den Stromsektor einhalten – vorausgesetzt, die notwendigen Gesetze zum Kohleausstieg und der Nutzung Erneuerbarer Energien werden zeitnah auf den Weg gebracht.

Die Analyse „Die Kohlekommission. Ihre Empfehlungen und deren Auswirkungen auf den deutschen Stromsektor bis 2030“ steht hier zum kostenfreien Download zur Verfügung.

12.8.2019 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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