Renaissance der PV-Produktion in der EU

       Mit einer jetzt veröffentlichten Studie will der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) die Diskussion um ein Wiedererstarken der europäischen Photovoltaikproduktion mit allen Wertschöpfungsstufen in Europa befeuern. Diese könnte aus Sicht des Verbandes gegenüber der chinesischen Konkurrenz bestehen. Eine Mindestproduktionskapazität von 5 Gigawatt wäre eine der Voraussetzungen.  
Diese Größenordnung läge auf einem Level mit großen Produktionsanlagen in Asien. Wie die Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zeigt, müssten allerdings auch für Vorprodukte, wie zum Beispiel Glas, konkurrenzfähige Produktionskapazitäten in Europa geschaffen werden. Wichtig ist nach Analyse des ISE, möglichst die komplette Wertschöpfungskette der PV-Produktion vom Ingot bis zum Modul wieder in Europa zu etablieren.

Während die Maschinen zur Herstellung von Solarmodulen noch immer hierzulande gefertigt würden, soJutta Trube, die Leiterin des Fachausschusses Photovoltaik Produktionsmittel im VDMA, sei die Produktion von Solarzellen Zellen inzwischen fast vollständig nach Asien abgewandert. „Dieser Prozess ließe sich nun aber umkehren“, betont der VDMA: „Die Herstellung von Solarmodulen könnte auch in Europa wieder zu wettbewerbsfähigen Kosten und ohne staatliche Subventionen stattfinden.“ An Investitionen, um eine vertikal integrierte Solarfabrik in Europa neu aufzubauen, veranschlagt der Verband „gut eine Milliarde Euro“, die mehrere Tausend direkte und indirekte neue Arbeitsplätze bringen würde.

Kosten in Europa nicht höher

Im besten Fall, so hat Jochen Rentsch vom Bereich Photovoltaik-Produktionstechnologie am ISE ermittelt, könnte das komplette Solarmodul in Europa zu Kosten von 22,3 Euro-Cent je Watt gefertigt werden. Darin enthalten wären Kosten für polykristallines Silizium von 2 Cent/Watt, für die Waferproduktion von 3 Cent/Watt, für die Zellproduktion von 4,8 Cent und für die eigentliche Modulproduktion von 8,9 Cent/Watt. Hinzu kommen weitere Kostenbestandteile wie Forschung & Entwicklung, Finanzierung, Overhead und Transport. Das Referenzmodul aus China würde auf Basis dieser Kalkulation mit 24 Cent/Watt 1,7 Cent/Watt mehr kosten. Werden weniger idealisierte Bedingungen angenommen, so könnte das chinesische Modul auf Basis der Kostenrechnung des ISE für einen Cent je Watt günstiger angeboten werden. Würde das europäische Modul nicht bei geringeren Lohnkosten in Polen für 25 Cent/Watt gefertigt sondern in Deutschland, so kämen noch einmal 2,3 Cent/Watt hinzu.

Werden in diese Analyse des ISE noch weitere Faktoren, insbesondere Installationskosten, miteinbezogen, so wird klar, dass Solarprodukte nahezu ebenso günstig in Europa wie in Asien gefertigt werden könnten, sofern eine ausreichende Produktionskapazität erzielt wird und sich ein Unternehmen an die Investition heranwagt. Letzteres wird vor allem von der Erwartung an einen sich nachhaltig entwickelnden PV-Markt in Europa abhängen.


Trube weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass aufgrund des weltweiten Wachstums im Photovoltaiksektor derzeit der Konkurrenzdruck nachlasse. „Die Energieversorgung im Zeitalter des Klimaschutzes sicherzustellen bedeutet, PV-Zellen und Module in ausreichender Zahl zu haben“ so Trube: „Hier zeigen sich jedoch schon jetzt erste Lieferengpässe bei Solarmodulen, die fast ausschließlich in Asien produziert werden. Es entsteht eine neue Abhängigkeit für Deutschland und Europa, obwohl die technologische Kompetenz hier verfügbar ist.“

Text: Andreas Witt • Foto: Trina Solar

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