Ökostrom: beliebt aber ohne große Wirkung
Eine Analyse des Umweltbundesamtes (UBA) zeigt, dass der Absatz von Ökostrom mit Herkunftsnachweisen in Deutschland deutlich zugenommen hat. Laut der Marktanalyse Ökostrom II hat sich das Volumen im Zeitraum 2011 bis 2017 von 78 Milliarden Kilowattstunden (kWh) auf 96 Mrd. kWh erhöht. Basis der Ermittlung ist die Entwertung von Herkunftsnachweisen.
Mehr als 70 Prozent dieses Stroms stammt aus Wasserkraftwerken, überwiegend aus Norwegen und den Alpenländern. Die Windkraft hat einen Anteil von 12,4 Prozent und die Photovoltaik von 9,4 Prozent. Das Gros des Stroms kommt dabei aus alten Anlagen. Der Ökostromanbieter Naturstrom kritisiert, dass dies kaum einen Effekt auf die Energiewende habe.
„Für den Gesamtmarkt muss man sagen, dass viele der als Ökostrom angepriesenen Tarife die Energiewende kaum voranbringen“, moniert Oliver Hummel, Vorstand des Düsseldorfer Unternehmens. So kamen laut der UBA-Analyse im Jahr 2015 über die Hälfte der Herkunftsnachweise aus Norwegen, getrennt von den zugehörigen Strommengen. Die Norwegerinnen und Norweger hätten diesen Strom dann einfach ohne die entsprechenden Zertifikate genutzt. Zudem basierten diese Zertifikate oftmals auf der Stromproduktion in alten und großen Wasserkraftwerken, was diese zwar einerseits relativ günstig mache, andererseits aber auch keinerlei Anreiz für den Bau neuer Erneuerbare-Energien-Anlagen erzeuge.
„Durch diese Zertifikats-Ökostromprodukte wird kein einziges Ökokraftwerk in Deutschland zusätzlich gebaut. Deshalb sollten Verbraucherinnen und Verbraucher auf Gütesiegel mit hohen Qualitätsstandards wie etwa das Grüner-Strom-Label achten. Dadurch wird sichergestellt, dass die Energiewende wirklich aktiv unterstützt wird“, so Hummel.
Die Marktanalyse Ökostrom befasst sich außerdem mit der Stromkennzeichnung. Laut Naturstrom zeigt die Untersuchung dabei erhebliches Verbesserungspotenzial auf. Oliver Hummel kommentiert: „Die Ökostromkennzeichnung muss dringend reformiert werden: Die bisherige Darstellung sagt durch den pauschalen Ausweis des EEG-Anteils im Strommix von über 50 Prozent so gut wie nichts über den konkreten Stromeinkauf des Energieversorgers aus. Die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen die Energiewende und sie müssen klarer erkennen können, mit welchen Anbietern und Produkten sie diese Weiterentwicklung der Energieversorgung auch wirklich unterstützen können.“
20.8.2019 | Quelle: UBA / Naturstrom | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH