Frankreichs Industrie wählt Solarthermie

       Solarthemen 518. Eine Mälzerei und eine Papierfabrik in Frankreich nutzen solare Prozesswärme, um den Bedarf fossiler Energien zu senken. Sie zählen zu den größten Solarthermie-Projekten in Euro­pa.  

Biertrinken in Frankreich wird künftig klimafreundlicher, zumindest wenn die Brauereien Malz aus Issoudun beziehen. Hier unterhält die belgische Boortmalt eine der größten Mälzereien Europas. Sie plant, ab dem kommenden Frühjahr zum Trocknen des Malzes solare Prozesswärme einzusetzen. Die Kollektorfläche umfasst 14.000 Quadratmeter (qm). Damit kommt die Anlage auf eine Maximalleistung von 12 Megawatt (MW). Technologielieferant ist die finnische Savosolar.

Wie die Projektpartner mitteilten, soll die Sonne jährlich eine Wärmemenge von 8,6 Gigawattstunden (GWh) liefern. Das seien zehn Prozent des jährlichen Bedarfs. Ein auf Erdgas laufender Kessel könne komplett abgeschaltet werden. Die Solarenergie wärmt Umgebungsluft vor, bevor sie mit fossilen Energien nacherhitzt und in die Mälzeranlage eingeblasen wird.

Engineering und Betrieb übernimmt die Firma New Heat aus Bordeaux. Sie ist auch für die Wärmeproduktion in der bis dato größten solaren Prozesswärmeanlage Frankreichs verantwortlich, die seit Juni bei einer Papierfabrik in der Dordogne in Betrieb ist. Die Anlage übertreffe die Erwartungen, so Firmensprecher Julian Metge gegenüber den Solarthemen. Bis Mitte Juli habe sie mit 2,4 GWh Wärme bereits 60 Prozent der erwarteten Jahresmenge geliefert.

Das Besondere an dem 4.200 qm großen Savosolar-Kollektorfeld: Tracker können die Kollektoren in Ost-West-Richtung bewegen und so dem Stand der Sonne folgen. Ohne diese Technologie würden sie 15 bis 20 Prozent weniger Energie erzeugen, so Metge. Außerdem ließen sich die Kollektoren so auch aus der Sonne drehen, wenn der Wärmebedarf in der Papierfabrik das verlange. Insgesamt trage die Anlage ein bis zwei Prozent zum Wärmebedarf bei.

Co-finanziert werden beide Anlagen durch die französische Umwelt- und Energieagentur ADEME. Für die Anlage der Papierfabrik übernahm sie mit 1,4 Millionen Euro 60 Prozent des gesamten Investitionsvolumens.

Text: Oliver Ristau

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