Agora Studie: Elektroautos intelligent laden – dann wird Stromnetzausbau nicht teurer

Grafik: Navigant, Kompetenzzentrum Elektromobilität, RE-xpertise (2019)
Laut einer Studie des Agora-Thinktanks würden die jährlichen Investitionen in die Verstärkung von Stromkabeln und Trafos bis 2050 durch den Zusatzbedarf der E-Mobilität nicht verändert, sofern eine Ladesteuerung deren Überlastung verhindert.

Laut Agora können die deutschen Stromnetze in den nächsten Jahrzehnten mit vergleichsweise geringem Aufwand für die massenhafte Einführung von Elektroautos  fit gemacht werden. Eine intelligente Regulierung vorausgesetzt, wird es bis 2050 jährlich 1,5 Milliarden Euro kosten, Kabel und Transformatoren so zu verstärken, dass sie den Strom für dann 30 Millionen Elektroautos transportieren können. Diese Kosten sollen sich gemäß der Studie durch die zusätzliche Stromnachfrage der Fahrzeuge decken und nicht zu steigenden Strompreisen führen. Bei einer Vollelektrifizierung des Fahrzeugbestandes auf heutigem Niveau, die mit 45 Millionen Elektrofahrzeugen im Jahr 2050 einhergeht, würden sich die jährlichen Netzausbaukosten auf bis zu 2,1 Milliarden Euro belaufen. Damit müsste zukünftig nicht mehr in Stromverteilnetze investiert werden als in der Vergangenheit. In diesen Kostenschätzungen sind bereits Ausgaben zur Modernisierung der Netze enthalten, die ohnehin anfallen würden. Die Studie haben Agora Verkehrswende, Agora Energiewende und The Regulatory Assistance Project (RAP) jetzt vorgestellt.
Voraussetzung für den kostenoptimierten Ausbau der Verteilnetze ist, dass Lastspitzen beim Laden der Fahrzeuge abgemildert werden, so dass eine teure Überdimensionierung von Kabeln und Transformatoren vermieden wird. Das dafür nötige „gesteuerte Laden“ kann auf eine Weise erfolgen, die für die Fahrzeugnutzerinnen und -nutzer so gut wie nicht spürbar ist. Dazu würden die Betreiber der Verteilnetze Prognosen über die voraussichtliche Belastung ihrer Netze vorab an Stromlieferanten geben, die daraufhin die Ladestationen für die Elektroautos so steuern, dass es nicht zu Netzüberlastungen kommt. Im Gegenzug könnten die Nutzer der Elektroautos zu lastarmen Zeiten einen Rabatt auf die Netzentgelte für ihren Autostrom erhalten. Sollten sie dennoch zu Zeiten von Netzspitzen mit hoher Leistung laden wollen, so müssten sie mit einem Aufschlag auf die normalen Netzentgelte rechnen. Ohne ein derart gesteuertes Laden wäre der Netzausbau für eine große Zahl von Elektroautos laut Agora nicht finanzierbar, da die Stromnetze dann auf die maximale Stromnachfrage hin ausgebaut werden müssten, die nur an wenigen Stunden im Jahr auftritt.
„Eine gute Regulierung vorausgesetzt, zahlen in Zukunft die Besitzer der Elektroautos den Ausbau der Stromnetze und nicht die Gesamtheit aller Stromverbraucher. Dafür ist gesteuertes Laden die Voraussetzung, denn damit fallen die nötigen Investitionen in Leitungen und Trafos nicht höher aus als in den vergangen Jahren“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „Dafür müssen nun rasch die nötigen Schritte eingeleitet werden. Hierbei geht es insbesondere um Standards für die Steuerung der Ladestationen, die dafür nötige Software und um Tools, mit denen sich die Belastung der Stromnetze sehr genau prognostizieren lässt.“
Die Studie „Verteilnetzausbau für die Energiewende – Elektromobilität im Fokus“ wurde im Auftrag von Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und RAP vom „Kompetenzzentrum Elektromobilität, Infrastruktur und Netze“ sowie den Beratungsunternehmen RE-xpertise und Navigant erstellt. Die Studie steht zum kostenlosen Download unter www.agora-energiewende.de und www.agora-verkehrswende.de zur Verfügung.
26.8.2019 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen