Netzdienlichkeit ist bei Stromspeichern ausbaufähig

     Solarthemen+plus. Nach einer entsprechenden Antwort der Bundesre­gie­rung kritisiert der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Martin Neumann, dass Deutsch­land bei der Stromspeicherung unterentwickelt ist.  

Laut dem Monitoring der Bundesnetzagentur hatten Kraftwerksbetreiber bis März 2018 elektrische Großspeicher mit mehr als 10 MW Leistung im Gesamtumfang von insgesamt 115 MW installierter Leistung gemeldet. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage des FDP-Bundestagsabgeordneten Martin Neumann hervor. Neuere Zahlen aus der Monitoringabfrage 2019 der Bundesnetzagentur liegen noch nicht vor.
Großbatteriespeicher sind technisch aufgrund ihrer geringen Reaktionszeiten im Millisekundenbereich zur Bereitstellung von Regelenergie bis in den Minutenbereich hinein geeignet. Der Bundesnetzagentur ist aber nicht bekannt, inwieweit Batteriespeicher bei den Regelenergieausschreibungen zum Zuge kamen. Allerdings sind im Jahr 2018 einige Großspeicher in Betrieb gegangen. Der Bundesverband Energiespeicher geht daher von insgesamt 314 MW Großspeicherleistung Ende 2018 aus. Daher dürften Batteriespeicher mittlerweile einen merklichen Anteil der Primärregelleistung bereitstellen.
Der Markt der Primärregelleistung befindet sich wegen der europäischen Harmonisierung und der überregionalen Kopplung der Regelreservemärkte bereits seit längerem unter Druck. Laut Friedhelm Behrens, Pressesprecher des Bremer Energieversorgers SWB, ist vorstellbar, dass infolge der steigenden Zahl von Großbatteriespeichern die Preise weiter fallen. Dennoch würden Batteriespeicher Gaskraftwerke nicht ganz aus dem Regelenergiemarkt verdrängen, da diese für die Sekundärregelleistung gebraucht werden. SWB hat in diesem April ein Hybridregelkraftwerk in Betrieb genommen, das aus einem 15 MW Batteriespeicher und einer Power-to-Heat-Anlage besteht. Es kann damit positive und negative Regelenergie bereitstellen. „Technisch funktioniert das“, sagt Behrens. Wirtschaftlich ist die Anlage aber nur, weil das Bundeswirtschaftsministerium einen hohen sechsstelligen Förderbetrag zur Gesamtinvestition von mehr als 10 Millionen Euro hinzugegeben hat.
„Die Entwicklung industrieller Großspeicher ist aktuell weit davon entfernt, signifikant zur Netzdienlichkeit in Deutschland beizutragen“, kritisiert Martin Neumann, Sprecher für Energiepolitik der FDP-Bundestagsfraktion. Über fast zwei Jahrzehnte hätten Bund und Länder fast ausschließlich auf Ausbau von Kapazitäten geschielt, nicht aber über Transport und Speicherung nachgedacht. Entsprechend unterentwickelt sei Deutschland bei der Stromspeicherung. „Gemessen an der durchschnittlichen täglichen Stromnachfrage in Höhe von rund 1,5 Millionen Megawattstunden bedarf es nicht nur größerer Stromspeicher, etwa nach US-amerikanischem Vorbild. Auch quantitativ muss mehr Dynamik in den Entwicklungsmarkt“, so Neumann. Die Bundesregierung geht in ihrer Antwort auf Neumanns Kleine Anfrage, nicht davon aus, dass Batteriespeicher über Regelenergie hinaus auch Spitzenlast zur Verfügung stellen können. Dafür seien die Speicherkapazitäten zu gering. Selbst ein Speicher wie der Moss-Landing-Batteriegroßspeicher in Kalifornien, der auf eine Leistung von 567 MW kommt, reiche nur aus, um für zwei Minuten den Strombedarf in Deutschland abzudecken.

Text: Jens-Peter Meyer, Foto: SWB

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