Gutachten fordert mehr Solarstrom gegen drohende Stromlücke

Der Stromverbrauch in Deutschland steigt künftig stetig an.
Weil die Elektromobilität und Technologien zur Sektorenkopplung immer mehr Strom verbrauchen werden und Atom- und Kohlekraftwerke vom Netz gehen, droht Deutschland eine Stromlücke. Eine Studie von EuPD zeigt, dass ein weiterer Ausbau der Photovoltaik deshalb notwendig ist.

Bereits in wenigen Jahren drohe eine „Stromlücke“ infolge des geplanten Atom- und Kohleausstiegs und eines wachsenden Strombedarfs infolge einer stärkeren Elektrifizierung des Mobilitäts- und Wärmesektors. Dies geht aus ersten Ergebnissen der Studie „Energiewende im Kontext von Atom- und Kohleausstieg – Perspektiven im Strommarkt bis 2040“ des Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmens EuPD Research hervor. Nur wenn die Photovoltaik bereits ab 2020 deutlich stärker ausgebaut und von ausreichend Speicherkapazitäten flankiert werde, könnten Versorgungssicherheit und Klimaschutz gleichermaßen gewährleistet werden.

Im Bereich Erneuerbarer Energien stehe mit Ausnahme der Photovoltaik keine Technologie zur Verfügung, die kurzfristig in größerer Menge zugebaut werden kann. Hürden langjähriger Genehmigungs- und Netzanschlussverfahren wie im Windbereich bestehen für Solaranlagen in der Regel nicht.

Mit der Abschaltung der letzten aktiven Atomkraftwerke und dem beschlossenen Kohleausstieg muss mittelfristig die Hälfte der heutigen Erzeugungskapazitäten im Strommarkt ersetzt werden. Ein massiver Rückgang in der Stromerzeugung wird nach Berechnungen der Gutachter auf einen wachsenden Strombedarf in Deutschland treffen.

Trotz einer Steigerung der Energieeffizienz werde dieser in Folge einer zunehmenden Elektrifizierung des Mobilitäts- und Wärmesektors sowie des Einsatzes von Wasserstoff bzw. synthetischem Gas im Rahmen von Power-to-X-Lösungen deutlich anziehen.

Mit zusätzlichen Neuinstallationen an Photovoltaik in Höhe von 110 Gigawatt (GW) anstelle der von der Bundesregierung bislang geplanten 25 GW Photovoltaik lasse sich in der ersten Phase des Umbaus des deutschen Kraftwerksparks bis 2030 eine Erzeugungslücke vermeiden, so die Forscher. Dies bedeute für das Jahr 2025 eine installierte Leistung von 102 GW und im Jahr 2030 von 162 GW Photovoltaikleistung am Standort Deutschland.

Der Ausgleich der fluktuierenden solaren Stromerzeugung bedinge eine deutliche Erhöhung der Speicherkapazitäten zum kurzfristigen und saisonalen Ausgleich. Die Kapazität der Kurzfristspeicher müsse sich den Berechnungen nach bis 2040 mindestens verdreißigfachen. Für die saisonale Stromspeicherung bestehe die Herausforderung, Elektrolysekapazitäten im zweistelligen Gigawatt-Maßstab aufzubauen.

„Klimakrise oder Stromlücke? Diese Frage stellt sich nicht, wenn Marktbarrieren für die Solarenergie eingerissen und die Ausbauziele für die Photovoltaik schnell angehoben werden. Dann kann der Solarenergie-Ausbau mit dem Atom- und Kohleausstieg Schritt halten und gemeinsam mit anderen Erneuerbaren Energien sowie deutlich größeren Speicherkapazitäten die Versorgungssicherheit klimafreundlich sicherstellen,“ sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW), zu den Studienergebnissen.

„Unsere Studie liefert den Beleg, dass die Photovoltaik die zentrale Rolle als erneuerbare Energiequelle im Rahmen der Energiewende in Deutschland innehat. Photovoltaik ist technologisch weit entwickelt, im Massenmarkt verfügbar und kosteneffizient einsetzbar wie die Ausschreibungsergebnisse der vergangenen Jahre eindrucksvoll aufzeigen. Als einer der ältesten Solarmärkte weltweit verfügt Deutschland über umfangreiche Erfahrungen sowohl beim Handwerk als auch bei Anwendern und weist dennoch erst eine geringe Sättigungsquote auf“, beschreibt Markus Hoehner, Gründer und Geschäftsführer EuPD Research, die zukünftige Rolle der Photovoltaik.
13.9.2019 | Quelle: EuPD Research  | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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