Solar- und Wellenenergie in der Nordsee

Ein Wellenkraftwerk-Prototyp in der Nordsee mit Gischt, aufgenommen aus der LuftFoto: Vives DroneLab
Das solar versorgte Wellenkraftwerk von Nemos will in der Nordsee zeigen, dass Wellen eine wichtige Energiequelle für Europa sein können.
Mit einem solar versorgten Prototypen testet die Duisburger Firma Nemos in der belgischen Nordsee die Stromerzeugung mit Wellenenergie. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt.

Seit Mitte September ist der Anlagenprototyp des Wellenkraftwerks in der belgischen Nordsee vor Ostende im Versuchsbetrieb. Wie Alexander Martha von der Nemos GmbH erklärt, funktioniert das Prinzip wie folgt: Ein Schwimmkörper bewegt einen durch eine Feder gespannten Riemen, der an einer Unterkonstruktion im tieferen Wasser befestigt ist. Da die Wellenbewegung an der Wasseroberfläche ausgeprägter ist als im trägeren Bereich der Unterkonstruktion, kann diese Bewegungsenergie über den Riemen auf einen Generator übertragen werden, der an der Unterkonstruktion montiert ist. Die Schwimmkörper richteten sich zum Seegang aus und wandelten bis zu 70 Prozent der Wellenenergie in mechanische Energie um.

Für den Probetrieb seien Solarmodule auf der Oberfläche des Schwimmkörpers installiert worden, berichtet Martha dem Solarserver. Sie gewährleisten die autarke Stromversorgung für die Mess- und Navigationstechnik. Im kommerziellen Betrieb werde die Solarenergie allerdings maximal als Back-Up benötigt. Denn dann werden die Wellenkraftwerke netzgekoppelt sein und den Eigenstrom von dort beziehen können.

Die kommerziellen Anlagen im Megawatt-Bereich sollen mit einem 40 Meter langen Schwimmkörper in der Lage sein, pro Einheit etwa 2,5 Millionen Kilowattstunden zu erzeugen. Einsatzgebiete wären in Europa wellenreiche Regionen wie die Kanaren, die Azoren und die Atlantikküsten etwa vor Portugal. Martha schätzt, dass das Potenzial der Wellenenergie in Europa bei 60 bis 200 Terrawattstunden liegt. Bis zu einer möglichen Kommerzialisierung werde es aber noch ein paar Jahre dauern.

Die Idee eines Wellenkraftwerks treibe den Nemos-Gründer Jan Peckolt schon seit seiner Diplomarbeit um wie die Universität Duisburg-Essen (UDE) erklärte. Peckolt patentierte die Steuerung, und seine Firma forschte dank Fördermitteln aus Berlin gemeinsam mit Wissenschaftlern weiter an der Anlage. Aufwändige Modellversuche und Analysen fanden im Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) und an mehreren Lehrstühlen der UDE statt.

Wesentliche Komponenten der Anlage konnten in den Labors des Fachgebiets für Energiespeicherung und -transport an einem 40 Tonnen schweren Prüfstand erprobt und optimiert werden. Der Lehrstuhl für Mechatronik sowie das Institut für Schiffstechnik, Meerestechnik und Transportsysteme unterstützten die Entwicklung mit ihrem Know-how.

Zum Erfolg des Projekts hätten auch die Liros GmbH und die Schaeffler Technologies GmbH & Co. KG beigetragen. Sie entwickelten wichtige Komponenten für das Nemos-Wellenkraftwerk. Diverse Bauteile konnten speziell für den Seewassereinsatz unter härtesten Bedingungen qualifiziert werden.

21.10.2019 | Quelle: Universität Duisburg-Essen / Nemos GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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