Eine Regierungs-Strategie für grünen Wasserstoff?

Die Bundesregierung will mit der Nationalen Wasserstoffstrategie einen Aktionsplan für den verstärkten Einsatz von Wasserstoff in Deutschland vorstellen. Neben grünem Wasserstoff spielt auch Erdgas eine Rolle.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht in Wasserstoff einen Schlüsselrohstoff für die Energiewende. Das sagte er bei der Vorstellung des Positionspapiers „Wasserstoff und Energiewende“ diese Woche in Berlin. Deutschland wolle bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 der Welt werden. Dazu soll sowohl „grüner“ Wasserstoff aus regenerativen Energien beitragen als auch „blauer“ aus Erdgas, bei dem Kohlendioxid abgeschieden wird. Bis Ende des Jahres will die Bundesregierung einen Nationale Wasserstoffstrategie und einen Aktionsplan vorlegen. In dem Positionspapier betonen die vier Ministerien für Forschung, Verkehr, Wirtschaft und wirtschaftliche Zusammenarbeit die besondere Bedeutung des Wasserstoffs für die Industrie und den Verkehr. Bundesumweltministerin Svenja Schule war nicht mit von Partie. Gegenüber der Presse erklärte sie, sei sei nicht eingeladen worden. Wichtig sei ihr aber, dass Wasserstoff mit erneuerbaren Energien produziert werden müsse. Peter Kasten vom Öko-Institut sieht die Industrie und nicht den Mobilitätssektor als primären Einsatzort für grünen Wasserstoff. „Das wäre anfangs energetisch sinnvoller, als den Wasserstoff zu synthetischen Gasen weiterzuverarbeiten oder in teuren Brennstoffzellen-Fahrzeugen zu nutzen“, sagt er. Noch sei die Produktion von grünem Wasserstoff teuer. „Bis 2030 wird deshalb Technologieförderung sehr wichtig sein“, so Kasten. Das sieht auch Constantin Zerger ähnlich, der Leiter Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe. Er moniert: „Es ist unklar geblieben, was die Bundesregierung will.“ Es gebe bisher keine Idee, wie etwa eine erste Produktionsstätte für grünen Wasserstoff im Inland aufgebaut werden soll. „Für grünen Wasserstoff brauchen wir Energien wie Wind und Solar. Gerade beim Wind blockiert die Bundesregierung aber den Ausbau“, kritisiert er. Die Idee von blauem Wasserstoff sei zu hinterfragen. „Die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff ist eine Risikotechnologie.“ Zweifelhaft sei zudem die Idee der Regierung, künftig solaren Wasserstoff zum Beispiel aus Marokko zu importieren. Der Transport des flüchtigen Gases ist aufwändig und teuer. Dazu kommt: „So lange in Ländern wie Marokko die Energiewirtschaft noch nicht dekarbonisiert ist, hat der Verbrauch des Solarstroms vor Ort den höheren Klimanutzen“, so Zerger. Text: Oliver Ristau

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