Kritik an Kahlschlag bei Energieforschung wächst

Portrait des Sprechers vom FVEE, Rolf BrendelFoto: FVEE
Kritisiert die Kürzungen bei der Energieforschung: Rolf Brendel, Leiter des Instituts für Solarenergieforschung und Sprecher des FVEE.
Der Forschungsverbund Erneuerbare Energien hat die Kürzungen der Haushaltsmittel für die Energieforschung des Bundes erneut kritisiert. Das Institut für Solarenergieforschung fürchtet, dass von bereits vorbereiteten Projekte keines bewilligt wird.

Die Kritik am Kahlschlag bei der Energieforschung weitet sich aus. Die Solarthemen hatten bereits im Dezember über den Beschluss des Bundestages berichtet, die Mittel deutlich zu reduzieren. Der Bundestag hatte für den Haushalt 2020 die Verpflichtungsermächtigungen für die Energieforschung des Wirtschaftsministeriums stark gekürzt. Nun hat sich der Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) erneut zu Wort gemeldet.

„Dies wird bereits im laufenden Jahr zu massiven Problemen führen“, warnt Rolf Brendel vom niedersächsischen Institut für Solarenergieforschung und Sprecher des FVEE. „Wichtige neue Forschungsprojekte werden nicht starten können, und in den Folgejahren wird die deutsche Energieforschung substanziell geschwächt“.

Die Forschungsinstitute des FVEE fordern, die Projektforschung für die Energiewende nachhaltig zu sichern. Dafür muss im Bundeshaushalt 2021 die Kürzung der Verpflichtungsermächtigungen korrigiert werden.

Projekte sind gefährdet

„Die Reduktion der Verpflichtungsermächtigungen um 90 Prozent von 105 auf 10 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2021 führt dazu, dass die üblicherweise mehrjährigen Forschungsprojekte nicht bewilligt und nicht begonnen werden können“, so Brendel weiter zur Kritik am Kahlschlag bei der Energieforschung. „Ganz konkret bedeutet das für mein Institut, dass im Extremfall von den im letzten Jahr mit unseren Industriepartnern vorbereiteten Projekten zu emissionsärmerer Gebäudetechnik und zu neuen Prozessen für effizientere Photovoltaik keines bewilligt werden könnte.“

In anderen FVEE-Instituten seien Projekte zur Windenergie, zu Effizienzmaßnahmen, zur Batterieentwicklung und zur Quartiersentwicklung betroffen. „Ein Abreißen der Technologieentwicklungsketten behindert die Energiewende, die wir doch so dringend voran bringen wollen“, kritisiert Brendel.

Ohne die notwendigen Verpflichtungsermächtigungen werde gerade die erfolgreiche anwendungsnahe Projektforschung schwer beschädigt. „Die Kontinuität unserer Forschungen ist damit gefährdet und langjährig ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen der Energiewendeforschung verloren. Die Energiewende braucht aber verlässliche Rahmenbedingungen und einen kontinuierlichen Fluss von Innovationen“, mahmt Brendel.

Es geht um 1.000 Vorhaben

Das Bundeswirtschaftsministerium verantwortet den Großteil der öffentlich finanzierten angewandten Energieforschung in Deutschland. Dabei geht es um jährlich weit mehr als 1.000 neue Forschungsprojekte mit einem Volumen von über 600 Millionen Euro. Viele davon sind praxisorientierte Forschungsvorhaben. Damit beziehen sie sich auf konkrete, angewandte Fragestellungen der Energiewende. Zudem basieren sie auf Kooperationen mit Industrie, Energieversorgern, Stadtwerken, Immobilienwirtschaft und Handwerk. Deshalb sei auch mit starken Auswirkungen auf Akteure in der Wirtschaft und im öffentlichen Sektor zu rechnen.

Die Energieforschung in Deutschland sei im internationalen Vergleich außerordentlich breit und leistungsfähig aufgestellt. Also zähle sie in wesentlichen Themengebieten zur Weltspitze. Forschung und Entwicklung in Wissenschaft und Industrie haben darüber hinaus den Weg bereitet, weltweit die Kosten für zukunftsfähige Energiesysteme wie der Photovoltaik zu senken. Die Energieforschung habe entscheidend dazu beigetragen, dass deutsche Unternehmen heute in vielen Bereichen Technologieführer seien.

Negative Folgen für die deutsche Industrie

Auch der stellvertretende FVEE-Sprecher, Hans-Martin Henning vom Fraunhofer ISE, zeigt sich besorgt: „Deshalb haben die aktuellen Änderungen in der Energieforschung durchaus auch eine industriepolitische Dimension. Deutschland darf sich nicht aus der Technologieentwicklung für die globalen Märkte der Energiewende verabschieden. Wir können unsere Vorreiterrolle in der Energieforschung nur beibehalten, wenn die nötige Unterstützung aus der Politik verlässlich gewährleistet ist.“

15.1.2020 | Quelle: FVEE | solarserver.de
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