Netzbetreiber: erneuerbare Stromversorgung für Bayern ist möglich

Karte BayernsGrafik: Forschungsstelle für Energiewirtschaft
Nach einer Untersuchung der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (ffe) kann dezentral erzeugter Strom aus erneuerbaren Energien bilanziell und perspektivisch den Bedarf an elektrischer Energie in Bayern decken. Die Studie haben die Netzbetreiber Bayernwerk Netz GmbH, LEW Verteilnetz GmbH (LVN) und Main-Donau Netzgesellschaft in Auftrag gegeben.

Die von der ffe jetzt veröffentlichte Studie „EE-Prognose Bayern“, die bereits im November erstmals von den Versorgern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, untersucht in vier Szenarien eine mögliche erneuerbare Stromversorgung für Bayern. Bei Weiterführung des aktuellen Zubaus an Erneuerbaren wird das Ziel einer CO2-neutralen Stromversorgung verfehlt.

Die Bayerischen Stromnetzbetreiber haben analysiert, welche Entwicklungspfade hinsichtlich der regenerativen Stromerzeugung für Bayern möglich sind.

Studie beschreibt vier Szenarien

Die aktuelle Untersuchung knüpft an die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2015 an und beschreibt die zukünftige Entwicklung der regenerativen Stromerzeugung in Bayern. In vier Szenarien liegen in hoher regionaler Auflösung die Prognosen für Wind und Photovoltaikanlagen auf Gebäuden sowie Freiflächen vor. Die beiden Szenarien „Vernetzung“ und „Regionale Erzeugung“ richten den Blick bis in das Jahr 2060 und gehen von einer vollständigen Klimaneutralität der Stromerzeugung in Bayern aus.

Eine solche erneuerbare Stromversorgung für Bayern erfordert einen erheblichen Zubau an Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Eine CO2-neutrale Stromversorgung lässt sich hingegen nicht erreichen, wenn sich Zubautrend der letzten drei Jahre lediglich fortsetzt (Szenario Trend) oder der aktuelle bundespolitische Rahmen (Szenario Politik) der Maßstab ist.

Verteilnetze als Rückgrat einer dezentralen Energieversorgung

„Wir brauchen noch mehr Dynamik beim Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, wenn wir die Idee einer klimaneutralen Energieversorgung erreichen wollen“, so die drei Verteilnetzbetreiber in einem gemeinsamen Statement. „Den Verteilnetzen kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Sie werden auch in Zukunft das stabile Rückgrat einer dezentralen Energieversorgung sein. Darauf können sich die Menschen in Bayern verlassen“, so die bayerischen Verteilnetzbetreiber.

Neben der Integration der erneuerbaren Anlagen in das Stromnetz bleibt auch die zunehmende Beanspruchung der Stromnetze durch Elektromobilität eine Aufgabe.

Durch Netzausbau, den Einsatz innovativer Technologien sowie der Digitalisierung und Flexibilisierung sehen die Verteilnetzbetreiber sich für diese Aufgaben gerüstet. „Wir können den notwendigen Netzausbau zusätzlich optimieren, wenn wir auf Flexibilitätsoptionen in Erzeugung, Vertrieb und Speicherung netzdienlich zugreifen können“, so die Verteilnetzbetreiber.

2060 kann in Bayern Ökostromerzeugung den Verbrauch übersteigen

Einen besonderen Stellenwert mit Blick auf die klimapolitischen Ziele haben die beiden Szenarien „Vernetzung“ und „Regionale Erzeugung“. Das Vernetzungsszenario setzt dabei einen starken bundesweiten Stromaustausch über Leitungen voraus. Im Hinblick auf Kostenoptimierung sei dies unter heutigen Bedingungen das ökonomischste Szenario.

Im Szenario „Regionale Erzeugung“ wird hingegen Ökostrom bevorzugt vor Ort in Bayern erzeugt. In beiden Szenarien stehen 2030 bereits rund 60 TWh grüner Strom aus regionaler Erzeugung zur Verfügung, 2060 sind es rund 85 TWh. Schreibt man den aktuellen Stromverbrauch fort, ließe sich mit dieser Menge 2030 rechnerisch rund 80 Prozent des Stromverbrauchs decken.

2060 produzieren die bayerischen Ökostromanlagen dann deutlich mehr Strom als Bayern verbraucht. Perspektivisch steht damit genügend regenerativer Strom für die Elektrifizierung neuer Anwendungen wie Elektromobilität, Ausbau von Wärmepumpen oder Power-to-X Maßnahmen zur Verfügung.

Starker Zuwachs von Photovoltaik

Ein wichtiger Baustein ist in beiden Szenarien der starke Zubau von Photovoltaikanlagen: Die installierte PV-Leistung auf Gebäuden erhöht sich von aktuell 9.500 MW auf 21.100 MW im Jahr 2030 bzw. 32.400 MW im Jahr 2060. Im Vernetzungsszenario verzeichnen zudem die Freiflächenanlagen einen deutlichen Zuwachs von aktuell 3.000 MW auf 10.000 MW (2030) bzw. 25.200 MW (2060).

Während im Regionalszenario der Zubau an Freiflächenanlagen etwas verhaltener ausfällt, kommt hier der Windkraft eine wichtigere Rolle zu. Das Szenario beschreibt einen Zubau der Windkraft von aktuell 2.800 MW auf 5.700 MW (2030) bzw. 9.300 MW (2060).

Windkraft mit regionalen Schwerpunkten

Im Regionalszenario erfolgt der stärkste Zubau von Windkraftanlagen mit plus 1500 MW in Unterfranken. Es müssen aber auch Standorte in den südlichen Regierungsbezirken (Niederbayern: plus 1200 MW und Schwaben: plus 1100 MW) erschlossen werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

In den anderen Regierungsbezirken beträgt der Zubau zwischen 550 und 650 MW. Im Gegensatz zur Windkraft verteilt sich der Zubau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen gleichmäßiger auf alle Regierungsbezirke. Der mit 2300 MW größte Zubau entfällt auf den größten Regierungsbezirk, Oberbayern.

11.2.2020 | Quelle: Forschungsstelle für Energiewirtschaft | solarserver.de
© EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen