Grüner Wasserstoff für das Allgäu

Blick auf einen Brennstoffzellen-Motorblock.Foto: Oliver Ristau
Das Allgäu will künftig Wasserstoff fahren - aus grünem Strom.
Regionalversorger aus dem Allgäu planen, Wasserstoff aus regenerativen Energien zu erzeugen. So wollen sie das Stromnetz entlasten, das viel Solarstrom transportiert.

Grüner Wasserstoff für das Allgäu: Das planen das Allgäuer Überlandwerk (AÜW), die ZAK Kempten und die Allgäuer Kraftwerke Sonthofen. Wie die Unternehmen mitteilten, sei das Geneinschaftsunternehmen BioEnergieAllgäu (BEA) für das Vorhaben zuständig.

In einem ersten Schritt haben die Partnerunternehmen eine Potentialanalyse beim Institut für Energiespeicher (IFES) aus Regensburg erstellen lassen. Das habe die Erzeugung sowie die wirtschaftliche Nutzung von regenerativ erzeugtem Wasserstoff im Allgäu untersucht.

Wasserstoff für hundert Busse

Das Ergebnis belege, dass sowohl an einem Müllheizkraftwerk in Kempten als auch an einem Wasserkraftwerk die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen für eine Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse gegeben seien. Aus den Strommengen und den Lastverläufen an den beiden Standorten ergäbe sich somit ein Potential von bis zu 1.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr. Das entspreche in etwa dem Betrieb von 20 Zügen oder weit über 100 Bussen und Lastwagen.

Zusammen mit erfahrenen Planern, die ähnliche Projekte bereits umsetzten, arbeiteten die Gesellschafter an der Erstellung einer aktuellen Machbarkeitsstudie. Im ersten konkreten Schritt hätten die Partner für das Müllheizkraftwerk Kempten bereits den Auftrag zur Erarbeitung eines detaillierten technischen Konzeptes vergeben. Mit dem Ergebnis sei im Frühsommer 2020 zu rechnen.

„Das Potential schnellstmöglich nutzen“

„Das Potential, Wasserstoff zu erzeugen, ist in unserer Region grundsätzlich vorhanden und stellt somit einen wichtigen Schritt für die Erreichung unserer Klimaziele dar“, sagte Michael Lucke, Geschäftsführer von AÜW und BEA. „Wir sehen, dass die dafür erforderliche Technologie bereits reif ist. Somit sollten wir die Chance nutzen und schnellstmöglich schauen, dass wir das Potential für unsere Region nutzen können.“

Eine weitere Ausarbeitung im Zuge des Förderantrags „Hy Expert“ soll nun zeigen, ob eine Umsetzung auch wirtschaftlich abbildbar sei und welcher Betrag in einer Art Anschubfinanzierung, bereitstehen könne.

Auch die Politik wolle, dass grüner Wasserstoff für das Allgäu Realität werde. So hätten sich bei einem gemeinsamen Termin im Januar der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,Gerd Müller, der Fraktionsvorsitzende der CSU im Bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, Oberbürgermeister Thomas Kiechle und Landrat Anton Klotz dafür ausgesprochen.

Wasserstoff für lokale Mobilität

Im Rahmen des Förderprogramms „HyExpert“, für das das Oberallgäu sowie die Stadt Kempten im Dezember den Zuschlag erhielten, werde nun eine weitere Untersuchung den potentiellen Absatzmarkt im Allgäu prüfen. Partner sei der Abwasserzweckverband Kempten, an dessen Standort, der Kläranlage Kempten, ebenfalls Möglichkeiten zur Wasserstoffproduktion untersucht würden.

„Die Erzeugung von Wasserstoff ist das Eine. Mindestens genauso wichtig ist es allerdings, Partner und Firmen zu finden, die den erzeugten Wasserstoff auch nutzen“, sagt Karl Heinz Lumer, Geschäftsführer der ZAK. „Ein Potential sehen wir unter anderem bei Unternehmen rund um den Öffentlichen Personennahverkehr, bei Speditionen und Baufirmen.“

Entlastung der Netze

Für die AÜW wäre grüner Wasserstoff für das Allgäu außerdem eine Option zur Entlastung der Netze. Denn in der Region Oberallgäu und Kempten seien sehr viele dezentralen Erzeugungsanlagen an die Netze angeschlossen. Dabei handelt es sich vor allem um Photovoltaikanlagen.

Das Verteilnetz sei durch sehr volatile Einspeise- und Lastverhältnisse netztechnisch besonderen Anforderungen ausgesetzt. Die Produktion von Wasserstoff könnte hierbei als Speichertechnologie eine potentielle Entlastung darstellen. Wichtig sei, dass die Wasserstofferzeugung auch energiewirtschaftlich integriert werde, etwa durch die Einbindung ins Virtuelle Kraftwerk der AÜW.

18.2.2020 | Quelle: AÜW | solarserver.de
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