Forschung zu Weiterbetrieb von Bioenergie-Anlagen

Grafik: Ab 2025 werden immer mehr bestehende Biomasse-Kraftwerke vom Netz gehen.Grafik: DBFZ
Mit Biomasse-Bestandsanlagen verliert das Stromnetz Flexibilitätspotenziale, wenn nichts passiert.
Eine wachsende Anzahl von Bioenergieanlagen wird in den kommenden Jahren schrittweise aus der bisherigen EEG-Förderung fallen. Zwar würde die Flexibilität der Bioenergie bei wachsenden Anteilen erneuerbarer Energien zunehmend gebraucht. Doch erscheint ein Weiterbetrieb für den Großteil der Anlagen unter den bisherigen Rahmenbedingungen als schwierig. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Forschungsprojekte des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Bioenergie.

In den vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanzierten Forschungsprojekte “Bioenergie – Potenziale, Langfristperspektiven und Strategien für Anlagen zur Stromerzeugung nach 2020“ (BE20plus) und „Next Generation Biogasanlagen“ (NxtGenBGA) wurde wissenschaftlich untersucht, welche Anschlussperspektiven für Bioenergie­anlagen bestehen, wenn diese nach 20 Jahren aus der bisherigen EEG-Förderung ausscheiden. Erhaltenswerte Bioenergieanlagen wollte man damit identifizierbar machen und Bedingungen aufzeigen für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb.

Im Fokus stand für die beteiligten Wissenschaftler insbesondere das Bemühen, technische Konzepte, Kosten und Erlöse, Treibhausgasemissionen und andere Umwelt- und Nachhaltigkeitseffekte für heutige und zukünftig mögliche Anlagenkonfigurationen zu untersuchen und diese mit verschiedenen Geschäftsfeldern für den Weiterbetrieb von Bioenergie-Anlagen zu verbinden. Den Ansatz der Forschungsprojekte erläutert Martin Dotzauer vom DBFZ und Projektleiter von BE20plus. „In den Forschungsprojekten wurden die Bioenergieanlagen im Stromsektor sowohl aus Betreibersicht als auch im Hinblick auf das Gesamtsystem untersucht. Das ist wichtig, damit die Rahmenbedingungen auch tatsächlich zu den energiepolitischen Ambitionen passen und Betreiber ihre Rolle im zukünftigen Energiesystem richtig einschätzen können.“

Rahmenbedingungen sind entscheidend

Auf dem Abschlussworkshop am 19. Februar in Berlin kamen beide Vorhaben übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die zukünftigen ökonomischen Rahmenbedingungen, also der Einsatzstoffpreis für Brennstoffe und Substrate, der CO2-Preis und die allgemeine Preisentwicklung einerseits und die marktseitigen Erlösmöglichkeiten für die unterschiedlichen Leistungen von Bioenergieanlagen andererseits, einen entscheidenden Einfluss für deren Überlebensfähigkeit haben.

Systemisch werden Bioenergieanlagen im Strom- und Wärmesektor mit zunehmendem Ausbau erneuerbarer volatiler Energieträger wieder wichtiger, da die Anlagen eine bereits verfügbare Flexibilitätsoption darstellen, die bei wachsenden Anteilen von fluktuierendem Wind- und Solarstromanteilen für die Versorgungssicherheit erforderlich sind. Betriebskonzepten, die eine hohe technisch-ökonomische Gesamteffizienz aufweisen, sollte also trotz aktuell noch unzureichender Refinanzierung durch Markterlöse eine Übergangsperspektive für deren zukünftigen Beitrag zur Transformation des Energiesystems in Deutschland eingeräumt werden. Auch wenn diese hinsichtlich ihrer bloßen Gestehungskosten tendenziell kostenaufwändiger sind als die fluktuierenden Erzeugungsarten, so die Wissenschaftler.

Flexibilität ist wichtig

„Vor allem flexible Biogasanlagen erfüllen zukünftig zunehmende Funktionen zur Aussteuerung von Unregelmäßigkeiten bei der regenerativen Energieerzeugung. Die bedarfsgerechte Strombereitstellung steht hier ganz vorne. So schneiden z.B. auch saisonale Flexibilitätskonzepte in unseren Untersuchungen recht günstig ab“, resümiert Ludger Eltrop vom IER der Universität Stuttgart und Projektleiter von „NxtGenBGA“.

Martin Dotzauer vom DBFZ ergänzt: „Im Widerspruch zum systemischen Mehrwert der Bioenergie bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien ist ein Weiterbetrieb für den Großteil der Anlagen derzeit schwierig. Insbesondere der Teil, der weitergehende Anforderungen an die Umweltwirkung oder Effizienz nicht so einfach erfüllen kann, wird unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen wahrscheinlich nicht erfolgreich in die Post-EEG-Phase eintreten können. Das ist umso kritischer, da die Anlagen nach dem Atom- und Kohleausstieg insbesondere ab Mitte der 2030er Jahre gebraucht werden, wenn die Energiewende auf die Zielgerade einbiegt“.

Weitere Infos: Bioenergie im Konzert erleben. Solarthemen-Interview mit FNR-Geschäftsführer Andreas Schütte.

20.2.2020 | Quelle: DBFZ | solarserver.de
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