Baden-Württemberg Spitzenreiter bei solaren Wärmenetzen

Arbeiter in gelben Westen installieren Solarkollektoren.Foto: Guido Broer
Bau der größten Solarwärmeanlage in Ludwigsburg.
Baden-Württemberg ist Deutschlandweit die Nummer Eins, wenn es um die Nutzung der Solarwärme geht. Rund die Hälfte aller deutschen Solarthermieprojekte befinden sich dort.

Baden-Württemberg ist Spitzenreiter bei solaren Wärmenetzen. Das teilt die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg mit. Sie verweist auf Zahlen des Mitglieds Steinbeis Forschungsinstitut Solites. Demnach beträgt der Anteil des Südwestens an den bundesweit in Betrieb und Realisierung befindlichen solarthermischen Großanlagen 47 Prozent.

Größte Anlage Deutschlands

In dem Bundesland gingen in den letzten Jahren vier große Solarthermieanlagen mit knapp 5.400 Quadratmetern Kollektorfläche in Betrieb. Weitere 20.000 Quadratmeter befänden sich in der konkreten Umsetzung. In Ludwigsburg stehe die größte Solarthermieanlage Deutschlands mit 14.800 Quadratmetern Kollektorfläche unmittelbar vor der Fertigstellung. Dazu komme in Randegg am Bodensee die bundesweit erste solare Nachrüstung eines Biomasse-Wärmenetzes. Eine weitere Nachrüstung erfolge dieses Jahr in Ettenheim. Diese Entwicklung betreffe sowohl den Bereich kleinerer Wärmenetze im ländlichen Bereich als auch die städtische Fernwärme.

Im laufenden Jahr könnten in Baden-Württemberg Solarthermieanlagen in Schluchsee mit 3.000 und Sigmaringen mit 2.000 Quadratmetern Solarfläche ans Netz gehen. Mit Häusern, Pfronstetten und Jungnau starteten 2021 drei weitere Projekte.

In Deutschland wurden 2019 thermische Solarkollektorfelder mit einer Gesamtfläche von rund 35.000 Quadratmeter für Wärmenetze neu installiert. Die Leistung wuchs um rund 50 Prozent. Insgesamt stehen derzeit in Deutschland rund 70 Megawatt thermischer Solarleistung für die Fernwärme bereit.

Experten gehen von einem deutschlandweiten Marktpotenzial der solaren Wärmenetze von rund 20 Gigawatt aus und erwarten ein anhaltendes Marktwachstum in den kommenden Jahren.

Ziel 1 GW bis 2030

Die Plattform EE fordert, die Technologie weiter zu fördern, unter anderem durch verschlankte Genehmigungsverfahren und eine bessere Verfügbarkeit von Energieflächen vor Ort.

Für eine weitere Steigerung der Installationsraten brauche es vor allem, so Pöter, klare, quantifizierbare Ausbauziele für Baden-Württemberg: Eine installierte thermische Leistung von einem Gigawatt sollte das Ziel sein. Das wären rund 1,4 Millionen Quadratmeter Kollektorfläche bis 2030. Nötig sei auch eine bessere Flächenverfügbarkeit, etwa durch stark verschlankte und standardisierte Genehmigungsverfahren vor Ort sowie die Einführung und Ausweisung von Energieflächen in den Flächenplänen.

Solare Nachrüstung als Kohleersatz

Die Umrüstung größerer städtischer Wärmenetze mit Solarenergie werde angesichts des Kohleausstiegs ein Thema: „Vor allem die Fernwärmenetze in Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg werden ihren Kohleanteil reduzieren müssen“, sagt Franz Pöter, der Geschäftsführer der Plattform Erneuerbare Energien. Solare Wärme sei hier eine gute Alternative.

Das bestätigt auch Thomas Pauschinger, Mitglied der Solites-Geschäftsleitung: „Im Jahr 2019 waren es vor allem Stadtwerke in Ballungsräumen, die die Solarthermie für sich entdeckt haben. Dass in dem Segment der bestehenden Wärmenetze die Solarthermie für etablierte Versorger zur wirtschaftlich interessanten Alternative geworden ist, ist eine bemerkenswerte Entwicklung.“

Für die Einspeisung der Sonne in Wärmenetze sprächen viele Argumente: Die solarthermischen Großanlagen trügen zur CO2-Einsparung im Wärmesektor bei und seien einfach zu betreiben. Außerdem träfen sie auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Haushalte, die an ein Wärmenetz angeschlossen seien, bräuchten sich nicht mehr um ihre Heizungsanlage kümmern. Energiepreisschwankungen seien ausgeschlossen. In vielen Fällen profitierten die Nutzer zudem von geringen Wärmekosten. Zugleich erhöhten die Netze die lokale Wertschöpfung.

Vom Norden lernen – Vorbild Dänemark

Beim Ausbau von solaren Wärmenetzen könne der Südwesten viel von Dänemark lernen, so die Plattform EE. Das nördliche Land halte seit Jahren den Spitzenplatz in Europa. In dem Nachbarland leisteten bereits in über 100 Städten und Gemeinden Solarthermieanlagen einen Beitrag von 15 bis 60 Prozent zur Fernwärmeversorgung.

16.3.2020 | Quelle: Plattform EE BW | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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