Mehrfamilienhäuser mit Energieflat dank Photovoltaik und Solarthermie
Für Bernd Jarczewski, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg (WOBA), war es ein Moment der Erleichterung. Trotz der aktuellen Einschränkungen und Grenzsperrungen wurden am 25. März 2020 die Wärmespeicher für die beiden Mehrfamilienhäuser mit Energieflat aus der Schweiz angeliefert und aufgestellt. Die WOBA wird den Mietern von 14 neuen Wohnungen in Oranienburg eine Pauschalmiete inklusive Energieflat anbieten. Möglich machen dies die großen Solarthermie- und Photovoltaik-Anlagen, die mit Wärme- und Stromspeichern in den Gebäuden gekoppelt sind. Die etwa acht Meter hohen Solarwärmespeicher sind das Herzstück des Energiekonzeptes. „Auf die geplante feierliche Speichertaufe haben wir verzichtet, aber wir sind sehr froh, dass es mit dem Bau wie geplant weitergehen kann“, sagt Jarczewski.
„Als Wohnungswirtschaftler beschäftigen wir uns schon seit langem damit, wie Häuser künftig mit Strom und Wärme versorgt werden können. Besser, als die Sonne zu nutzen, geht es ja kaum.“ So erklärt Jarczewski die Entscheidung für das innovative Bauprojekt, bei dem die klimafreundliche und kostengünstige Solarenergie im Mittelpunkt steht.
Hohe Selbstversorgung bei Wärme und Strom dank Solarenergie
Die Mehrfamilienhäuser mit Energieflat in Oranienburg haben das Ziel, sowohl in der Wärme- als auch in der Stromversorgung einen hohen Anteil an Solarenergie zu erreichen. Auch die Elektromobilität ist Teil des Gesamtkonzeptes. „Das macht das Konzept höchst ökologisch“, betont Timo Leukefeld, Energieexperte aus Freiberg, der das Energiekonzept für die Mehrfamilienhäuser mit Energieflat geplant hat.
Zu dem umweltfreundlichen Energiekonzept trägt auch die monolithische Bauweise bei. Die Außenwände werden einschalig gemauert und von innen und außen verputzt. Durch die hohe Dämmfunktion der Ziegel ist keine zusätzliche Dämmung wie Styropor nötig. Damit ein Großteil der benötigten Energie solar gedeckt werden kann, muss erst einmal der Wärmebedarf im Gebäude reduziert werden.
Wärmeversorgung zu 60 Prozent, Stromversorgung zu 70 Prozent solar
Die Energie für die Wärmeversorgung in den Mehrfamilienhäusern wird zu rund 60 Prozent solar erzeugt. Auf dem nach Süden orientierten Dach wird eine Solarthermie-Anlage mit 48 kW Leistung Solarkollektoren installiert. Solarwärme, die nicht direkt für die Warmwasserbereitung oder Raumheizung benötigt wird, kann in einem Langzeit-Wärmespeicher mit 18 Kubikmeter Fassungsvermögen zwischengespeichert werden. Wenn im Winter nicht genügend Solarwärme erzeugt wird, springt eine Gasbrennwerttherme ein. Für die geschätzten 15.600 kWh Erdgas pro Jahr fallen Kosten von rund 900 Euro an. Auf acht Wohnungen gerechnet ist das minimal.
Die Stromversorgung soll zu rund 70 Prozent solar erfolgen. Hierfür werden auf dem Dach und an der Fassade Photovoltaik-Module mit einer Gesamtleistung von 36,4 kW installiert. Für die Zwischenspeicherung werden Lithium-Ionen-Akkus mit 42 kWh Speicherkapazität eingebaut. Das zweite Mehrfamilienhaus mit Energieflat hat das gleiche technische Konzept. Da es mit sechs Wohnungen kleiner ist, sind die Anlagen entsprechend kleiner dimensioniert.
Durch die hohen Anteile an Solarenergie sind die Strom- und Wärmekosten langfristig niedrig, stabil und planbar. „Das macht es uns möglich, eine Pauschalmiete anzubieten“, sagt WOBA-Geschäftsführer Jarczewski. In dem Mietpreis werden die Kosten für Wärme und Strom enthalten sein. „Unsere Mieter brauchen keine Angst vor den Nebenkosten und den aller Wahrscheinlichkeit steigenden Energiekosten zu haben.“ Als Extra können sie die Akkus von Elektroautos an Ladepunkten auf dem Gelände mit Solarstrom laden.
26.3.2020 | Quelle: Sonnenhaus-Institut | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH