100.000 neue Photovoltaik-Prosumer in Deutschland

BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten KörnigFoto: Guido Bröer
BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Das jetzt auslaufende EU-Forschungsprojekt PV-Prosumers4Grid (PVP4Grid) hat neue Konzepte für Photovoltaik-Prosumer untersucht.

Die Zahl der Photovoltaik-Prosumer – Bürger, die eine Solarstromanlage betreiben und einen Teil des Solarstroms vor Ort selbst verbrauchen – stieg in Deutschland nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) von Februar 2019 bis Januar 2020 um fast 100.000. Der BSW koordiniert das EU-geförderte Forschungsprojekt PVP4Grid, das Prosumer-Modelle seit 2017 in acht europäischen Ländern untersucht hat.

„Das nun zu Ende gehende Projekt trägt dazu bei, Prosumentenmodelle im europäischen Energiesystem als feste Größe zu etablieren und mit ihrer Hilfe den Erneuerbare-Energien-Anteil an der Energieversorgung weiter zu steigern“, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.

Der Vor-Ort-Verbrauch von Solarstrom als Einzelperson, Familie, Gewerbebetrieb oder Energiegemeinschaft gilt als einer der Megatrends des künftigen Energiesystems. „Jede vor Ort genutzte Kilowattstunde vermeidet die Erzeugung, den Transport und die dazugehörigen Verluste von zentral und oftmals noch fossil erzeugtem Strom“, sagt Körnig. „Dezentrale Erzeugung und dezentraler Verbrauch lassen sich in vielen Konstellationen realisieren. Sie sorgen dafür, dass die Energiekosten aller Beteiligten sinken und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.“

Das vom BSW initiierte Projekt PVP4Grid zeigt, wie Prosuming schon heute in verschiedenen europäischen Ländern funktioniert, welche Barrieren noch bestehen und wie diese überwunden werden können. Das Potenzial der bislang noch nicht für die Solarstromerzeugung genutzten Dächer ist nach Einschätzung von Experten dabei gewaltig.

Netzdienlicher Photovoltaik-Speicher

Besonders hohe Eigenverbrauchsquoten erreicht, wer neben der Solarstromanlage ein Solarstromspeicher und Ladesäulen für Elektrofahrzeuge installiert. Bei intelligenter Steuerung lasse sich dadurch auch ein Nutzen für das gesamte Energiesystem erzielen: Mit einem netzdienlichen Verhalten können Prosumenten zur Stabilisierung der Stromnetze beitragen – indem sie Verbrauch und Erzeugung flexibel ausgleichen, die Mittagsspitzen der Solarstromproduktion glätten und Blindleistung zur Stabilisierung der Netzspannung liefern. Verteilnetzbetreiber können zudem direkt am Netzanschlusspunkt der Photovoltaik-Prosumer für den Netzbetrieb wertvolle Informationen über die Erzeugungsanlage und lokale Netzzustandsdaten abrufen.

Die technischen Voraussetzungen dafür existierten bereits, so der BSW, und sie würden teilweise auch schon in den Netzanschlussbedingungen gefordert. Im Zuge der Digitalisierung in der Energieversorgung müsse man aber auch Möglichkeiten und Anreize schaffen, Anlagenflexibilität anzubieten beziehungsweise abzurufen.

Die an dem Projekt beteiligten Forschungseinrichtungen und Verbände haben auf ihre jeweiligen Länder zugeschnittene Leitfäden und Hinweispapiere in insgesamt sieben Sprachen erstellt. Außerdem haben sie politische und technische Empfehlungen für eine bessere Integration von Prosumentenmodellen entwickelt sowie sozioökonomische Auswirkungen und mögliche Minderungen des CO2-Ausstoßes untersucht.

In Deutschland erarbeitete der Bundesverband Solarwirtschaft für PVP4GRID unter anderem einen Leitfaden zum Thema Photovoltaik und Elektromobilität für Gewerbebetriebe. Außerdem ist im Projekt ein Hinweispapier über die künftige Rolle von Prosumenten im Netzbetrieb entstanden.

Veröffentlichungen kostenlos

Sämtliche Veröffentlichungen sind kostenlos verfügbar auf der Website www.pvp4grid.eu unter dem Menüpunkt Information for Prosumers. Wie man sich als Prosument mit der dezentralen Solarstromerzeugung unabhängiger macht, zeigt ein Youtube-Video auf www.youtube.com/watch?v=3SKlM4g5GeI   
 
PV-Prosumers4Grid (PVP4Grid) ist ein EU-gefördertes Projekt mit zwölf Partnern aus verschiedenen europäischen Ländern. Ein Hauptziel ist es, den Marktwert von Photovoltaik zu erhöhen, indem Verbraucher sich auf netzdienliche Art zum Photovoltaik-Prosumer machen. PVP4Grid bewertet neue Management- und Geschäftsmodelle, die PV, Speicher, flexible Nachfrage und andere Techniken zu einem kommerziell tragfähigen Produkt vereinen.

Ein eigenes Prosumer-Modell hat kürzlich auch die Bundesnetzagentur vorgelegt.

30.3.2020 | Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft | solarserver.de
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