Photovoltaik-Anlagen zur Miete

Älteres Paar vor Einfamilienhaus mit Photovoltaik-AnlageFoto: Enpal
Wenig Stress mit gemieteter PV-Anlage auf dem Eigenheim.
Die Pacht von PV-Anlagen scheint für eine wachsende Zahl von Hauseigentümern attrak­tiv zu sein. Das legt eine Recherche der Solarthemen unter Anbietern von Solar-Mietmodellen nahe. Manche Stadtwerke verabschieden sich hingegen aus diesem Geschäft. Auch beim Energiekonzern E.ON herrscht beim Thema Miete eher Skepsis.

In der Coronakrise bleiben viele Menschen in Deutschland zu Hause. Das ist die Folge der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Manche Eigenheimbesitzer nutzen diese Phase offenbar, um sich mit der Frage nach einer Photovoltaikanlage auseinanderzusetzen. Das beobachtet zumindest die Firma Enpal. Das Berliner Start-up bietet seit knapp zwei Jahren Photovoltaik-Anlagen zur Miete an – auf privaten Hausdächern. Dabei handelt es sich juristisch um eine Pacht. Landläufig sprechen aber die Anbieter meist von Miete.

„Zum einen haben die Menschen jetzt Zeit, über eine PV-Anlage nachzudenken. Für manche Kunden ist das eine Frage, die sie bisher auf die lange Bank geschoben haben“, berichtet Enpal-Marketingchef Frank Köhler. Da zum anderen mancher in diesen Zeiten sein Kapital eher beisammen hält, spreche einiges für Mieten statt Kaufen. Enpal spüre das durch vermehrte Anfragen für Mietangebote seit der Krise.

Ersparnis von 8000 Euro

Bereits seit einigen Jahren gibt es Photovoltaik zur Miete. Intensiver hatte sie die Verbraucherzentrale NRW schon im Jahr 2017 unter die Lupe genommen. Ihr Fazit damals: Kunden sollten die Angebote mit Vorsicht betrachten, denn häufig lohne sich der Kauf einer Anlage eher als sie zu mieten. Schon 2017 gab es allerdings auch Angebote, die aus Sicht einiger Nutzer attraktiv sein konnten.

Nicht für jeden kommt ein Mietmodell in Betracht. Enpal richtet sich vor allem auf bestimmte Nutzergruppen aus. „Das sind Hausbesitzer, die einen hohen Häuserkredit abzutragen und deshalb wenig Liquidität für einen Kauf übrig haben“, so Köhler. Für die sei die Miete eine ideale Option, kämen sie doch ohne einen Cent an Eigenkapital zu einer Photovoltaikanlage, die ihre Stromrechnung ordentlich drücke.

Die zweite Kundengruppe sei die, die sich um nichts kümmern wolle, eine Solaranlage aber prima finde. Natürlich müsse auch für die die Rechnung aufgehen.

Ersparnis früh spürbar

„Ein Drittel unserer Kunden spart bereits im ersten Monat Geld. Für weitere 50 Prozent sorgt die Miete für eine schwarze Null“, rechnet Köhler vor. Nur der Rest zahle am Anfang noch etwas drauf. Vergleichsmaßstab ist hier die übliche Stromrechnung ganz ohne PV-Anlage. Die Monatsmiete bewegt sich bei Enpal zwischen 50 Euro bei einer 2 bis 3 Kilowatt (kW) starken Anlagen und 160 Euro für 8 bis 9,5 kW-Anlagen.

Photovoltaik zur Miete lohnt sich nicht unbedingt im Vergleich zum Kauf einer Anlage. Denn bei einer Laufzeit von 25 Jahren summieren sich die 50 Euro Monatsmiete auf 15.000 Euro. Eine kleine Anlage von 3 kW kann ein Kunde aber schon für etwa 5000 Euro kaufen. Selbst mit Zinszahlungen und eventuellen Reparaturen ist dies eigentlich attraktiver. Diese Sichtweise scheint auch der Energiekonzern E.ON inzwischen einzunehmen. „Wir bieten Kunden eine Finanzierung von PV-Anlagen an, weil wir die Miete für unattraktiv halten“, sagt E.ON-Sprecher Dirk Strittmatter. Denn so könnten diese „auch ohne hohe Anfangsinvestitionen ihren eigenen umweltfreundlichen Strom selbst produzieren.“ Die Eigentümer könnten die Anlagen über monatliche Raten finanzieren. „So fahren Hauseigentümer besser, denn am Ende gehört ihnen die Anlage auch.“

Miete günstiger als Strombezug

Sicherlich wirken aber die derzeitigen Rah­menbedingungen abschreckend auf einige Hauseigentümer, die die Installation einer PV-Anlage ansonsten in Betracht ziehen. So wirken ein kaum mehr verständliches Erneuerbare-Energien-Gesetz und steuerrechtliche Anforderungen als Hemmnis für den solaren Ausbau. Damit müssen sich die Mieter von Photovoltaik-Anlagen nicht befassen.

Und bezogen auf die Laufzeit sei für die meisten Kunden die Miete plus Reststrom deutlich günstiger als der 100-prozentige Strombezug aus dem Netz, so Köhler. Enpal macht dafür eine Beispielrechnung auf. Bei einem Bruttostrompreis von 30 Cent je Kilowattstunde (kWh), einem Jahresverbrauch von 4500 kWh und einer angenommenen Strompreissteigerung von drei Prozent sparten Mieter nach 25 Jahren rund 8000 Euro gegenüber ihrem aktuellen Stromvertrag ein. Die Anlage hat bei diesem Beispiel eine Leistung von 5,1 Kilowatt und bringt einen Autarkiegrad von 40 Prozent. Außerdem erzielen die Mieter mit der Einspeisung des Stroms, den sie nicht selber verbrauchen, aktuell eine EEG-Vergütung von 9,72 Cent je kWh.

Voraussetzung für erfolgreiche Photovoltaik zur Miete sei aber eine gut geeignete Dachfläche und ein Jahresverbrauch von mindestens 3.000 kWh, so Köhler: „Wir müssen etwa 30 Prozent der Anfragen ablehnen.“ Viele Dächer erwiesen sich letztlich als ungeeignet.

Kunde assistiert bei Planung

Um den Aufwand der Planung zu minimieren, setzt Enpal auf ein digitales Modell. Die Kunden machen Fotos vom Dach und möglichen Verschattungsquellen und laden diese dann via Internet auf den Server der Berliner hoch. Eine eigens entwickelte Software führe dann die Informationen über das Dach mit solchen über die lokalen Einstrahlungsdaten zusammen, die die Firma über Satelliten beziehe. „So müssen die Außendienstmitarbeiter nicht zu jedem Kunden mehrfach hinausfahren“, sagt Köhler. Das spare Geld und auch CO2, weil weniger Fahrten mit Kraftfahrzeugen anfallen.

Enpal sieht sich mit diesem digitalen und schlanken Geschäftsmodell im Vorteil. Die Firma hat in den letzten anderthalb Jahren 1500 eigene PV-Anlagen zur Miete auf die Dächer gebracht. Das waren insgesamt rund 10 Megawatt (MW) an Leistung. Die Gegenfinanzierung übernimmt eine von mehreren Banken, mit denen die Firma eine Partnerschaft unterhält. Zuletzt hatte Enpal mit der niederländischen Großbank ING eine Refinanzierungsvereinbarung getroffen. Das ist wichtig, um die Anlagen, deren Eigentümer Enpal über 20 Jahre bleibt, auch bezahlen zu können.

DZ4: Mehrere tausend Anlagen

Beim Marktführer DZ4 läuft das über die Zuführung von Eigenkapital über verschiedene Finanzierungsrunden, unter anderem mit dem Energieversorger EnBW. Alleine 2019 warben die Hamburger so mehr als 27 Millionen Euro bei Investoren ein. Mehrere tausend Anlagen hat DZ4 seit 2012 auf Deutschlands Dächern installiert. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz um 70 Prozent gestiegen, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Im Mittel waren die DZ4-Solaranlagen 2019 rund 7 kWp groß. Bei dieser Anlagenleistung bewege sich die monatliche Solaranlagenmiete bei 100 Euro.

„Die Höhe der Pachtrate hängt von vielen Faktoren ab und wird letztlich individuell ermittelt. Einfluss haben bauliche Bedingungen, technische Anforderungen und die Entscheidung für Zusatzkomponenten wie ein Energiemanagementsystem oder Speicher“, sagt DZ4-Gründer und -Geschäftsführer Florian Berghausen. In dieser Festpreismiete über den gesamten Zeitraum sei dann aber alles enthalten: die Kosten für die Anlagenplanung und Installation genauso wie alle relevanten Versicherungen, Reparaturen und die Fernwartung. Dabei sei DZ4 beim Material der Komponenten auch Qualität wichtig.

Eigenverbrauch rechnet sich

Denn hohe Effizienz sorge für mehr Ertrag und erhöhe den Autarkiegrad. Das sei ein wichtiger Punkt für die Wirtschaftlichkeit, sagt Thomas Löhr aus dem Vertriebsteam der Aachener Stadtwerke (Stawag). „Unser Angebot sieht eine Nutzung des selbst auf dem Dach erzeugten Solarstroms ausdrücklich vor, da damit – im Vergleich zur reinen Einspeisung – die Wirtschaftlichkeit einer Anlage deutlich steigt“. Eigenverbrauch ist dabei auch attraktiver als Einspeisung. Denn wegen der gefallenen solaren Gestehungskosten ist die Ersparnis gegenüber Fremdstrom mittlerweile viel höher als die EEG-Vergütung.

Seit zehn Jahren bieten die Aachener ihr Solardach zur Miete an. 2019 habe das Stadtwerk eine Leistung von 220 Kilowatt auf Privatdächer der Region gebracht. Immer interessanter werden dabei Gewerbe- und Industrieimmobilien. „Im neu aufgebauten Segment der Solaranlagen für Gewerbekunden haben wir bereits Solardächer bis 99 Kilowatt realisiert“, freut sich Löhr.

Gewerbekunden sind interessant für Stadtwerke

Die Aachener sind nicht die einzigen Stadtwerke, die sich nach Gewerbedächern umschauen. Viele kehren dem Privatkundengeschäft zugunsten des Gewerbes sogar den Rücken.

„Das Privatkundengeschäft ist nicht mehr sehr interessant. Es ist zu kleinteilig“, sagt Christoph Landeck, Abteilungsleiter Geschäftsfeldentwicklung beim Stadtwerkeverband ASEW. Grundsätzlich sei die Standardisierung zwar relativ einfach. „Dachgröße, Ausrichtung, Neigung – dann kann man schnell ein Angebot machen“. Doch die Stadtwerke müssten gut organisiert sein. „Wenn man dreimal zum Kunden rausfahren muss, lohnt sich das nicht mehr“, so Löhr.

Viele Stadtwerke haben Mietmodelle

Grundsätzlich biete fast jedes Stadtwerk Photovoltaik zur Miete an. Manche Große realisierten 30 bis 60 Anlagen im Jahr, kleinere bekämen dagegen vielleicht nur eine Anfrage pro Jahr. Das Angebot bleibe als Dienstleistung aber erhalten, so Löhr. Kein Stadtwerk werde es streichen. Am liebsten arbeiteten die Stadtwerke mit dem lokalen Handwerk zusammen. Außerdem nutz­ten sie für das Mietgeschäft Plattformen, die die Planung erleichtern, wie zum Beispiel von der ASEW selbst oder Anbietern wie Grenergetic und Vattenfall.

Unterm Strich schauten sich immer mehr Stadtwerke aber nach Gewerbekunden wie zum Beispiel Autohäusern um. Das Geschäft sei zwar beratungsintensiv, dafür seien die Dächer viel größer. Und eines sei auch klar: Wer sich nicht um Liquidität den Kopf zerbrechen muss, dürfte gerade in den Zeiten von Corona offen für eine imagefördernde Solarlösung auf seinem Firmendach sein.

23.4.2020 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

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