Fernwärme in Kassel plant Kohleausstieg bis 2025

Zu sehen ist Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle mit Vertretern des Betreibers der Fernwärme Kassel.Foto: Andreas Berthel / Städtische Energie + Wärme GmbH
Dr. Gudrun Stieglitz (v.l.), technische Geschäftsführerin der Städtische Energie + Wärme GmbH, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle und Städtische-Werke-Vorstandschef Dr. Michael Maxelon nehmen die neue Klärschlammbandtrocknung im Kraftwerk Kassel symbolisch in Betrieb. Sie nimmt ihre Arbeit zu Beginn der kommenden Heizsaison auf.
Klärschlamm und Altholz sollen die Kohle im Kasseler Fernwärmenetz ersetzen. Jetzt hat der Betreiber die Städtische Werke Energie + Wärme eine neue Klärschlammbandtrocknung eingeweiht.

Die Städtische Werke Energie + Wärme GmbH modernisiert systematisch ihren Kraftwerkspark und setzt zunehmend auf die Dekarbonisierung der Wärme- und Energieerzeugung in Kassel. Im Kraftwerk an der Dennhäuser Straße wurde jetzt eine Klärschlammbandtrocknung fertig gestellt, die es dem Unternehmen ermöglicht, bereits 2025 – drei Jahre früher als ursprünglich geplant – aus der Kohleverbrennung auszusteigen.

Durch den neuen Bandtrockner können bereits in der kommenden Heizperiode rund 8.000 Tonnen fossile Braunkohle durch getrockneten, CO2-neutralen Klärschlamm ersetzt werden. Dadurch spart die Fernwärme in Kassel rund zehn Prozent der bisherigen CO2-Emissionen im Jahr ein. In den folgenden Jahren sinken die Emissionen durch einen umfassenderen Einsatz von CO2-neutralen Brennstoffen weiter.

Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle sagt: „Die Städtische Werke Energie + Wärme GmbH wird bis Ende 2025 rund 28 Millionen Euro hier am Standort Dennhäuser Straße investieren. Das ist ein klares Bekenntnis zu über 200 qualifizierten Arbeitsplätzen. Und für die Menschen vor Ort bleibt die Energieversorgung gesichert und bezahlbar. Damit zeigen wir: Klimaschutz, Wirtschaft und Soziales lassen sich miteinander verbinden, wenn es eine intelligente Gesamtstrategie gibt.“

Städtische-Werke-Vorstandschef Michael Maxelon betont, dass am Standort Dennhäuser Straße in ressourcenschonender Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Fernwärme produziert werden: „So nutzen wir den eingesetzten Brennstoff zu über 83 Prozent aus. Ein konventionelles Kraftwerk liegt bei nicht einmal 40 Prozent. Fernwärme ist also die sauberste Wärme, unabhängig vom Brennstoff. Wir gehen aber noch weiter. Durch zusätzliche Mengen Klärschlamm und ab 2023 durch den Einsatz von Altholz werden wir den Kohleanteil immer weiter reduzieren. Nach erheblichen Anstrengungen kann ich heute sagen: Wir werden ab 2025 keine Kohle mehr verbrennen, sondern nur noch CO2-neutrale Brennstoffe. Die Zeit der Kohle geht zu Ende, aber dieses Kraftwerk hat Zukunft.“

Langfristige Fernwärmestrategie

Dem Kohleausstieg der Fernwärme in Kassel liegt eine bereits im Jahr 2013 beschlossene Fernwärmestrategie zugrunde. Nach der erfolgreichen Mitverbrennung von Klärschlamm seit 2016 war danach die vollständige Umstellung auf CO2-neutrale Brennstoffe bis 2028 vorgesehen. „Schon das war sehr ambitioniert, denn neben der Verwendung von selbst getrocknetem Klärschlamm war klar, dass wir weitere Mengen zukaufen müssen, um die rund 120.000 Tonnen Kohle im Jahr zu ersetzen, die wir aktuell verbrennen“, sagt Maxelon. „Nach herausfordernden, aber letztlich erfolgreichen Verhandlungen ist uns das jetzt gelungen.“

Der frühere Kohleausstieg der Fernwärme in Kassel hängt außerdem eng mit dem Einsatz einer neuen Turbine im Kraftwerk zusammen, die 2022 in Betrieb gehen soll. Die neue Anlage erlaubt es, dass das Kraftwerk künftig ganzjährig flexibel Strom und Wärme nach Anforderung auskoppelt. „Das gibt den kommunalen Lieferanten von nassem Klärschlamm eine ganzjährige Entsorgungssicherheit und ermöglicht uns, zusätzlichen trockenen Klärschlamm zur Kohlesubstitution zu gewinnen“, erläutert Maxelon. „Nur durch dieses Bündel von Maßnahmen ist der Kohleausstieg bereits 2025 im Kraftwerk Kassel möglich – und damit 13 Jahre früher als vom Bund geplant. Ich bin stolz auf die Leistung, die unsere Ingenieure und Techniker hier gezeigt haben.“

Die Verwendung des Klärschlamms bringt neben der Verringerung des CO2-Ausstoßes noch weitere Vorteile mit sich: Das ermöglicht die Weiterverwendung des in der Region anfallenden Klärschlamms vor Ort. Eine kostenintensive Entsorgung entfällt.

Auch das Altholz, das derzeit das Heizkraftwerk Mittelfeld nutzt, kann nach der Schließung dieses Heizkraftwerks im Jahr 2023 das Fernwärmekraftwerk befeuern. So sichert die Städtische Werke Energie + Wärme langfristig und klimafreundlich die Wärmeversorgung für die Bürgerinnen und Bürger in Kassel.

24.4.2020 | Quelle: Städtische Werke Energie + Wärme | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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