Chance für die Wärmewende: Schadholz als Energielieferant

ZU sehen ist ein Harvester, der im Wald Bäume fällt. Das Schadholz eigent sich gut als Energielieferant.Foto: DLG
Tausende Nadelbäume stapeln sich derzeit in den heimischen Wäldern, die zum Schutz vor dem Borkenkäfer abtransportiert werden müssen.
Wohin mit dem Schadholz? Im Wettlauf gegen den Borkenkäfer suchen Waldbesitzer, Forstbetriebe und Landwirte nach Möglichkeiten, das durch Dürre und Stürme anfallende Schadholz sinnvoll zu verwenden.

Zwei Dürresommer in Folge haben eine Rekordmenge an Schadholz in den deutschen Wäldern zurückgelassen. Das ermöglicht es, mehr Schadholz als Energielieferant einzusetzen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat Ende Februar aktuelle Zahlen zum Zustand der Wälder herausgegeben. Demnach haben Stürme, Dürre, Brände und Käferbefall zwischen 2018 und 2020 deutschlandweit circa 160,5 Millionen Kubikmeter Schadholz auf einer Fläche von rund 245.000 Hektar verursacht, die wiederaufgeforstet werden muss. Auch wenn man bei der Waldverjüngung mittlerweile verstärkt auf Laubholz und andere Nadelhölzer setzt, stellen die vom Klimawandel besonders stark betroffenen Fichten und Kiefern immer noch rund 50 Prozent des Holzvorrates in Deutschlands Wäldern.

Schadholz im Umfang einer regulären Jahresernte

Tausende Nadelbäume stapeln sich derzeit in den heimischen Wäldern, die zum Schutz vor dem Borkenkäfer abtransportiert werden müssen. Die regionalen Schwerpunkte liegen vor allem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen. Aufgrund der großen Mengen steigt das Holzaufkommen in ganz Mitteleuropa an. Das lässt die Preise sinken und bringt die Holzmärkte unter Druck, die derzeit kaum mehr aufnahmefähig sind. Viele Lager bei den Sägereien sind voll vom aufgerüsteten Sturm- oder Käferholz, bei einigen Werken herrscht ein Lieferstopp.

Dass viel trockenheitsbedingtes Schadholz im Markt ist, zeigt der erhöhte Anteil von zwölf Prozent an nicht sägefähigem Rundholz in Pellets. Eine Hoffnung war der Holzexport nach Asien. Doch mit der Ausbreitung des Coronavirus ist die Ausfuhr zusammengebrochen. Landwirte, Kleinwaldbesitzer und Forstbetriebe spüren die Auswirkungen gleichermaßen. Die Folge: Sind aus der Bewirtschaftung mittelfristig keine positiven Deckungsbeiträge mehr zu erwarten, fehlen die Erlöse, um in den Erhalt und in die Stabilisierung der Wälder investieren zu können. Für die Betroffenen stellt sich die Frage nach möglichen Alternativen – auch mit Blick auf den Klimaschutz.

Mehr Energieholz verwenden

Was also tun? Das Holz lagern und auf bessere Preise am Markt warten? Ohne zeitnahe Abfuhr aus dem Wald und eine schnelle Weiterverarbeitung wird das Holz für viele Anwendungen unbrauchbar. Um die akute Krise zu meistern und langfristig die ökologische und ökonomische Leistungsfähigkeit der Wälder zu sichern, rückt für Hans-Georg von der Marwitz, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), deshalb die Vermarktung von Schadholz als Energielieferant in den Vordergrund. Er und andere Experten sehen in der thermischen Verwertung von nicht benötigtem Schadholz in Großfeuerungsanlagen eine alternative Waldschutzmaßnahme.

Kommunale Biomassekraftwerke mit mehreren Megawatt Kapazität sind ausgelegt auf die Versorgung mit Schadholz als Energielieferant und den mit hohen Wasser- und Ascheanteilen derartiger Holzabfälle. Sie liefern Ökostrom und verfügen über hochmoderne Wärmerückgewinnungsanlagen, die während der Heizperiode aus der Abgasenergie einen wesentlichen Teil der Fernwärme generieren. Kleinere Biomassefeuerungsanlagen und Holzgas-Anlagen unterhalb von einem Megawatt erfordern dagegen qualitativ hochwertigere Brennstoffe, vorzugsweise zertifizierte Hackschnitzel oder Pellets. Mit ihnen lassen sich Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen betreiben, die förderwürdig sind und Nahwärmenetze für Siedlungen klimafreundlich heizen.

Wichtiger Eckpfeiler der Wärmewende

Als vielseitiger Bioenergieträger hat Holz einen Anteil von aktuell rund 50 Prozent im Gesamtmix der erneuerbaren Energien. Durch seine breite Verfügbarkeit ist es ein zentraler Eckpfeiler der Wärmewende. Seine Stärke liegt in der dezentralen Wärmeerzeugung. „Feste Biomasse trägt mit 33 Millionen Tonnen eingespartem Kohlendioxid massiv zum Klimaschutz bei und treibt gleichzeitig die Energiewende voran, insbesondere im Wärmesektor“, erklärt Matthias Held, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie.

Deutschland ist seit Jahren europaweit das Land mit der höchsten Pelletsproduktion und wird weltweit nur von den USA und Kanada übertroffen. 2019 wurden 2,8 Millionen Tonnen Holzpellets produziert – und damit 16,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Verbrauch belief sich bundesweit auf knapp 2,3 Millionen Tonnen. 18 Prozent der Produktionsmenge gingen in den Export. Der Produktionsrekord belege, so Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes, dass „Pellets auch im größeren Maßstab eine Versorgung mit klimafreundlicher Wärme leisten können.“

Hierzulande gibt es verteilt mit Schwerpunkt in den waldreichen Mittelgebirgen über 50 zertifizierte Produktionsstätten für Holzpellets. Aus Qualitätsgründen sind sie vor allem auf reine Holzspäne und Hackschnitzel angewiesen, wie sie in Sägewerken anfallen. Doch mit der Investition in neue Rundholzaufbereitungsanlagen stellen sie ihre Rohstoffversorgung auf eine breitere Basis. Herzstück der Rundholzaufbereitung sind Trommelhacker, um die angelieferten Baumstämme zu Holzhackschnitzeln definierter Größe zu zerkleinern. Soll das Schadholz als Energielieferant direkt im Wald verarbeitet werden, kommen leistungsstarke kranbeschickte Holz-Häcksler in Spiel. Auf der EnergyDecentral 2020, die vom 17. bis 20. November 2020 in Hannover stattfindet, finden Waldbesitzer und Landwirte Lösungen für ihren Fuhrpark, die bis zu einhundert Kubikmeter und mehr Holz pro Stunde verarbeiten können.

30.4.2020 | Quelle: DLG | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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