Solar- und Bioenergie für ein neues Nachhaltigkeits-Siegel der Rainforest Alliance

Grüne Flächen mit Tee und ein kleines Dorf in Kenia.Foto: Rainforest Alliance
Tee aus Kenia ist beliebt. Für zertifizierten Tee soll künftig mehr Solarenergie zum Einsatz kommen.
Die Rainforest Alliance will bei der Vergabe ihres Nachhaltigkeits-Siegels stärker als bisher auf erneuerbare Energien dringen. Teepflanzer in Kenia setzen in einem ersten Projekt bereits Photovoltaik und Biomasse aus Reststoffen statt Feuerholz ein. Perspektivisch könnte zudem konzentrierte Photovoltaik den Wärmebedarf der Teeindustrie decken.

Dies erklärte die Organisation Rainforest Alliance, die Nachhaltigkeitsstandards für die Produktion von Agrargütern weltweit aufstellt, gegenüber den Solarthemen. Ein neuer Standard, der ab Juni 2020 zur Anwendung kommen soll, „empfiehlt Erzeugern und Erzeugergemeinschaften den Einsatz von regenerativen Energien für die Produkte, die wir zertifizieren“. Das sagt Shadrack Kiproni Kirui, Programm-Manager für erneuerbare Energien bei Rainforest Alliance. Solar- und Bioenergie für ein neues Nachhaltigkeits-Siegel stehe dabei im Fokus.

Zwei Millionen Farmer

Rainforest Allliance hat bisher mehr als zwei Millionen Farmer weltweit zertifiziert. Bei den Produkten handelt es sich vor allem um Kakao, Kaffee, Tee, Palmöl, Bananen und Forstprodukte. Das Siegel soll dabei Mindeststandards für die Nachhaltigkeit garantieren. 2018 hat die Organisation den Wettbewerber UTZ übernommen, der ein eigenes Nachhaltigkeitssiegel für Landwirtschaftsprodukte vergeben hatte. Im Juni 2020 werden nun erstmals einheitliche Standards veröffentlicht. Die Siegel sind auf rund 44.000 Produkten zu finden.

Bisher sind Angaben zum Energieeinsatz für die Bauern, die sich zertifizieren lassen, nicht verpflichtend. Der neue Standard sehe hingegen eine Dokumentation der Energiequellen und des eingesetzten Maschinenparks vor. Es sollen nun Ziele und Maßnahmen formuliert werden, um die Energieeffizienz zu steigern und die Abhängigkeit von fossilen Energien zu minimieren.

IKEA finanziert

Bauern, die beispielsweise Biomasse wie Holz als Energiequelle einsetzten, werden künftig verpflichtet, Ausgleichsmaßnahmen umzusetzen, um die natürlichen Ökosysteme zu schonen. Wer also Holz entnehme, müsse nachpflanzen. Wer zudem Biomasse beschaffe, müsse auf Quellen zugreifen, die keine Wälder zerstören.

Wie das aussehen könnte, zeigt die Organisation bei einem ersten Projekt mit lokalen Teepflanzern in Kenia. Bei dem von der IKEA-Foundation finanzierten Vorhaben substituieren die Teebauern Feuerholz durch lokal produzierte Biomasse-Briketts auf Basis von Sägemehl und Getreidehülsen.

Photovoltaik und Briketts

Von dem Vorhaben sollen rund 50.000 Kleinfarmer profitieren, auch privat. So hatten zum Ende des ersten Quartals mehr als 10.000 ländliche Teefarmer-Haushalte einen Ofen erworben, in dem Briketts statt Feuerholz Energie für die Küche liefern. „Außerdem wurden mehr als 1.800 Solar-Home-Systems installiert“, sagt Shadrack. Solar- und Bioenergie für ein neues Lebensmittel-Siegel nimmt so Gestalt an.

Solare Prozesswärme für Tee

Die Solarenergie soll künftig auch bei der Teeverarbeitung eine Alternative darstellen, berichtet er. So gebe es ein Projekt des World Wide Funds (WWF) in Kenia, das konzentrierte Solarenergie aus Parabolrinnenkollektoren für die Prozesswärme auf Kenias Teefarmen testet. Dort sei das oberste Ziel, den Einsatz von Eukalyptusholz in Kenias Teeindustrie um 75 Prozent zu reduzieren. Denn Wärme und Dampf seien für 90 Prozent des Energiebedarfs der kenianischen Teeindustrie verantwortlich. Bisher komme dafür ausnahmslos Eukalyptus zum Einsatz. Einer der Nachteile von Eukalyptus ist aber sein hoher Wasserbedarf.

Die Parabolrinnenkollektoren des schwedischen Solarthermiespezialisten Absolicon könnten laut den Projektpartnern Dampf bis zu 160 Grad Celsius erzeugen. Noch sei ihr Einsatz Neuland in Ostafrika. Finanzierer des Vorhabens ist der skandinavische Nordic Development Funds.

30.4.2020 | Autor: Oliver Ristau
© Solarthemen Media GmbH

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