Photovoltaik-Markt von Corona unbeeindruckt, aber Gefahr durch PV-Deckel

Installateure auf einem Dach montieren oder demontieren PV-ModuleFoto: mmphoto / stock.adobe.com
Das Potenzial für Dach-PV ist enorm.
Im Vergleich zum vorherigen Jahr ist der Photovoltaik-Markt sehr stabil. Doch es droht ein drastischer Rückgang, wenn der Photovoltaik-Deckel greift. D­ies zeigen Berechnungen von EUPD Research. Dann würden allein in 2021 Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher im Marktwert von einer Milliarde Euro nicht installiert.

Die fundamentalen Einschränkungen durch die Corona-Krise sind bereits seit Wochen in verschiedensten Wirtschaftsdaten und Befragungsergebnissen deutlich sichtbar. Auf den Photovoltaik-Markt hat sich die Pandemie im Jahr 2020 kaum ausgewirkt. Im Marktsegment der Photovoltaik-Kleinanlagen bis 10 Kilowatt wuchs die Leistung im ersten Quartal gegenüber 2019 sogar um gut ein Viertel. Insgesamt erreichte der PV-Markt in den ersten Monaten dieses Jahres nahezu das Niveau des Vorjahreszeitraums. 

Einbruch der Nachfrage

Durch den nahenden Förderdeckel droht dieser vergleichsweise positiven Entwicklung nun jedoch bereits in wenigen Wochen ein jäher Abbruch. Nach Analyse von EUPD Research zum Photovoltaik-Markt ist im Sommer mit einem Einbruch der Photovoltaik-Nachfrage bei Eigenheimbesitzern in Höhe von 83 Prozent zu rechnen. Auch für den Absatz neuer Solarstromspeicher prognostiziert EUPD Research einen massiven Einbruch.

Zwei Szenarien mit und ohne Deckel

EUPD Research vergleicht zwei mögliche Entwicklungspfade für das Segment der PV-Kleinanlagen. Dies ist zum einen ein Basis-Szenario mit den Auswirkungen der Corona-Krise sowie ein Szenario zum Solardeckel. Die Analyse der quartalsweisen Installationszahlen zeigt hier einen Corona-bedingten dämpfenden Effekt auf den Photovoltaik-Markt im zweiten und dritten Quartal 2020. Ab dem ersten Quartal 2021 rechen die Experten hier mit einem Nachholeffekt. Dementgegen verzeichnen die Neuinstallationen an solaren Kleinanlagen bei Fortbestand des Solardeckels zunächst einen deutlichen Vorzieheffekt. Doch dieser endet dann Erreichen des Deckels im August 2020 abrupt. Vom dritten auf das vierte Quartal 2020 rechnet EUPD Research dann mit einem Markteinbruch um 83 Prozent.

Auswirkungen auf Speicher-Markt

Die Photovoltaik-Anlage ist gerade bei privaten Haushalten zumeist mit der Installation weiterer Komponenten verbunden. Das sind vor allem Stromspeicher, aber auch Wallboxen zum Laden von Elektrofahrzeugen. Mit Erreichen des Solardeckels ist ein wirtschaftlicher Betrieb der Photovoltaik-Anlagen kaum noch zu realisieren. Aus Sicht der privaten Haushalte wird es im Falle eines Fortbestands der Förderbeschränkung zu zwei Entwicklungen kommen. Einerseits wird aufgrund der mangelnden Wirtschaftlichkeit ein Großteil der Solaranlagen nicht mehr gebaut. Andererseits werden die noch realisierten Photovoltaik-Anlagen mit geringerer Leistung gebaut. Denn mit einer verminderten Stromerzeugung erreichen die Betreiber einen höheren Eigenverbrauch. Dies minimiert die Netzeinspeisung und damit den Verlust des Anlagenbetreibers. Für Heimspeicher als ergänzende Komponente zur Solaranlage bedeutet diese Entwicklung einen noch stärkeren Absatzeinbruch als für die Photovoltaik. Dies schwächt den Photovoltaik-Markt.

Kunden investieren in Heimspeicher in knapp 90 Prozent der Anwendungen gemeinsam mit einer Photovoltaik-Neuinstallation. Daher trifft der Markteinbruch für Solaranlagen die Heimspeicher besonders stark. Zudem wirkt sich der Trend zu kleineren Photovoltaik-Anlagen überdies negativ auf die Nachfrage nach Heimspeichern aus. So werden die Neuinstallationen an Photovoltaik-Kleinanlagen im Szenario mit Solardeckel gegenüber dem Basis Szenario um zwei Drittel zurückgehen. Allerdings bricht der Umsatz von Heimspeichern in Deutschland dann gar um 73 Prozent ein. Insgesamt zeigen die Berechnungen von EUPD Research für 2021 einen Rückgang der Investitionen in Photovoltaik-Kleinanlagen und Heimspeicher beim Fortbestand des Solardeckels von einer Milliarde Euro. Umsatzeinbußen mindestens der gleichen Größenordnung sind im PV-Marktsegment großer Gewerbeanlagen zu erwarten. Investoren rechnen hier mit besonders spitzem Bleistift.

Marin Ammon, Geschäftsführer von EUPD Research fasst die Untersuchungsergebnisse so zusammen: „Der Solardeckel bewirkt einen elementaren Markteinbruch für die Photovoltaik, womit auch Energiespeicherung und Elektromobilität als Zukunftsfelder der Energiewende gleichermaßen ausgebremst werden.“

Investitionen in Frage gestellt

Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer von E3/DC, ergänzt die Analyse. „Der Deckel gefährdet notwendige Investitionen in Innovation und Technik für Speicher und Photovoltaik. Deutschland benötigt sichere Rahmenbedingungen für den Eigenverbrauch bei neuen PV-Anlagen und denen, die nach 20 Jahren aus der Vergütung fallen.“

Alexander Schütt, Geschäftsführer der BayWa r.e. Solar Energy Systems GmbH, betont. „Die Zahlen von EuPD Research sind eindeutig: Bleibt der Solardeckel bestehen, obwohl die Bundesregierung bereits im September 2019 im Klimapaket seine Abschaffung beschlossen hat, hätte dies nicht nur fatale Konsequenzen für die Energiewende. Zahlreiche mittelständische Handwerksbetriebe wären dadurch unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Der Deckel muss daher schnellstmöglich aufgehoben werden.“

Falsche Signal in den Markt

„Wenn der 52-Gigawatt-Deckel nicht endlich aufgehoben wird, sendet das ein fatales Signal in den Markt“, erklärt Detlef Neuhaus, Geschäftsführer der Solarwatt GmbH. „Es geht dabei nicht nur um die finanziellen Folgen, sondern vor allem um die psychologische Wirkung des Stopps der EEG-Vergütung.“ Der Solardeckel sei aber nicht die einzige Problematik. „Durch bürokratischen Unsinn werden motivierte Verbraucher daran gehindert, die Energiewende aktiv mitzugestalten. Deutschland könnte schon viel weiter sein, wenn die Bundesregierung die Bevölkerung zur Energiewende ermuntern würde, anstatt sie zu entmutigen.“

“Neben meiner Verantwortung für SHARP Energy Solutions möchte ich auch in meiner Rolle als BSW-Vorstandsmitglied eindringlich an die Bundesregierung appellieren, den 52-Gigawatt-Deckel, den wir voraussichtlich bereits im Sommer erreichen, sofort zu entfernen“, sagt Peter Thiele, President SHARP Energy Solutions Europe. „Wir brauchen die Unterstützung und ein schnelles Handeln der Regierung und keine weiteren Verzögerungen.

6.5.2020 | Quelle: EUPD Research | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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