Solarbranche: zu wenig Photovoltaik im Green Deal der EU

Solarforscher und die Solarwirtschaft in Europa sind besorgt, weil die Photovoltaik im Green Deal der Europäischen Union kaum vorkomme. Daher haben sich 90 Akteure jetzt zu einem neuen Bündnis unter dem Titel „Solar Europe Now“ zusammengeschlossen.

Laut Aussage von Solar Europe Now gehört dem Bündnis die gesamte Wertschöpfungskette der europäischen Solarbranche an. Für sie ist ein Mangel an Unterstützung für Forschung und Entwicklung ein Zeichen für zu wenig Photovoltaik im Green Deal. Zudem fehlten finanzielle Ressourcen. Die behindere die weitere Entwicklung des Sektors. Es bringe somit die industrielle Souveränität der EU bei strategischen Technologien zum Stillstand. Außerdem schränke zu wenig Photovoltaik im Green Deal die Dekarbonisierung auf dem gesamten europäischen Kontinent ein. Um dies zu ändern, hat Solar Europe Now einen Handlungsaufruf formuliert.

Alle von der EU im Kontext der Klimaziele für 2050 entwickelten Energieszenarien wiesen der Photovoltaik eine Schlüsselrolle zu. Das betont Solar Europe Now. Auch in der Kommunikation der europäischen Kommission zum Green Deal spielten erneuerbare Energien eine entscheidende Rolle. Bei diesem Green Deal geht es um den Fahrplan zur Förderung der Energiewende in den kommenden Jahren. Ziele sind der Ausstieg aus der Kohleverstromung und die Dekarbonisierung Europas. Doch die Solaranergie bleibe konkret unerwähnt. Ganz im Gegensatz zur Offshore-Windenergie, die als ein wichtiger Motor erachtet werde.

Immenses Potenzial der Photovoltaik

Dabei birgt die Entwicklung einer starken Solarindustrie aus Sicht von Solar Europe Now in Europa ein immenses Potenzial. Die Photovoltaik decke derzeit nur 3 Prozent des gesamten Strombedarfs der EU. Das geschätzte Potenzial liege aber schon für 2030 bei 15 Prozent.

Neue Spitzentechnologien könnten die Grundlage für die Renaissance einer weltweit wettbewerbsfähigen industriellen PV-Produktion in Europa bieten. Entwickelt werden sie von europäischen Forschungsinstituten. Dies sei die Basis für Wachstum. Derzeit liege der globale Gesamtjahresumsatz der europäischen PV-Industrie bei geschätzt rund fünf Milliarden Euro. Doch es gebe ein deutlich größeres Potenzial.

Mehr Investitionen gefordert

Für Roch Drozdowski-Strehl, CEO des Institut Photovoltaïque de l’Île de France (IPVF), eines international anerkannten Photovoltaik-Forschungsinstituts mit Sitz in Frankreich und Gründer von »Solar Europe Now«, ist die Aufstockung von Investitionen in die Forschung und Innovationen für diesen Sektor eine Initialzündung für die industrielle Entwicklung. „Gemeinsam mit den hier ansässigen weltweit führenden Forschungszentren kann Europa den Markt für hochwertige Photovoltaikzellen und -module anführen. In Europa haben sich die großen Institute im Wettbewerb um neue Technologien stark positioniert. Die europäischen Institutionen sollten dies mit allen Mitteln unterstützen.«

Prof. Andreas Bett, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Deutschland ergänzt: „Einige der weltweit fortschrittlichsten Technologien, wie Tandem-Solarzellen, die die Wirkungsgrade von Siliziumsolarzellen übertreffen, sowie nachhaltige Produktionstechnologien unter Berücksichtigung von Kreislaufwirtschaft und Recycling, werden derzeit in europäischen Forschungszentren entwickelt. Die Förderung von Investitionen in diese Schlüsseltechnologien auf EU-Ebene wird einzigartige Möglichkeiten für bahnbrechende Innovationen und Entwicklungen im Bereich des geistigen Eigentums bieten und gleichzeitig Raum für Neueinsteiger schaffen.“

Europäische Souveränität stärken

Die Förderung von Forschung und Entwicklung in diesem Sektor stärke nicht nur die industrielle Souveränität der EU gegenüber China und Asien. Ausbaufähig sei auch die europäische Führungsrolle in strategischen Schlüsseltechnologien. Dies sei dann nicht zuletzt ein positives Signal für die Hersteller.

Edyta Witkowska-Grześkiewicz, Geschäftsführerin der polnischen Firma Bruk-Bet Solar, die als Hersteller von Photovoltaik-Modulen Mitglied von »Solar Europe Now« ist, betont. „Dank der Fortschritte in der Prozessautomatisierung und Industrie 4.0 ist es möglich, Materialien, Solarzellen und Module in Europa zu wettbewerbsfähigen Kosten herzustellen. Eine solche europäische Fertigungsindustrie wird von den technologischen Innovationen der weltweit führenden europäischen Forschungszentren profitieren, und sie wird dabei dem schnell wachsenden europäischen Markt qualitativ hochwertige und nachhaltig und ressourcenschonend hergestellte Solarmodule liefern.“

Photovoltaik für Klimaneutralität unverzichtbar

Die Mitglieder des Bündnisses Solar Europe Now fordern die europäischen Institutionen auf, den strategischen Wert der Photovoltaik bei den kommenden Klima-, Forschungs- und Innovationsinitiativen sowie nachhaltigen Finanzinitiativen stärker zu berücksichtigen. Der Ausbau der Solarenergie ist unabdingbar, um das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen zu können. Photovoltaik im Green Deal sei dafür von hoher Bedeutung.

Roch Drozdowski-Strehl erklärt: „Ein dynamischer Photovoltaikmarkt ist die Grundlage für die Wiederbelebung der europäischen Solarproduktionsindustrie und die Schaffung von mehr als 100.000 Arbeitsplätzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der europäische Green Deal eröffnet die Möglichkeit, nachhaltige und arbeitsplatzschaffende Aktivitäten in den Bereichen emissionsarmer Technologien auszuweiten und so den Beschäftigungsrückgang im Sektor der fossilen Brennstoffe sowie in CO₂-intensiven Prozessen auszugleichen. Es ist unerlässlich, dass wir einen maßgeschneiderten politischen und finanziellen Rahmen entwickeln, um die europäische PV-Herstellungskapazität wiederzubeleben.“

6.5.2020 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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