Sonne und Wind können Strombedarf dreifach decken

Windkraftanlagen reflektieren auf blauen Solarmodulen.Foto: @iaremenko / stock.adobe.com
Das Potenzial von Solar- und Windenergie ist groß.
Laut einer Studie von Aurora Energy könnte Deutschland seinen kompletten Strombedarf mehrfach mit Erneuerbaren Energien erzeugen. Die Photovoltaik nutzt bisher erst zehn Prozent des Potenzials.

Sonne und Wind können den deutschen Strombedarf dreifach decken. Das geht aus einer Studie des Energieanalyseunternehmen Aurora Energy Research hervor. Darin analysiert das Unternehmen die geographischen, technologischen, wirtschaftlichen und politischen Potenziale der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Demnach reicht das geografisch-technologische Potenzial des Landes aus, um den heutigen Verbrauch durch erneuerbare Energien dreimal zu gewährleisten. Damit seien auch die Klimaziele der Bundesregierung erreichbar.

Allerdings sei der Ausbau der Erneuerbaren über ein bestimmtes Maß hinaus nur möglich bei Schaffung bestimmter Rahmenbedingungen. Denn mit zunehmenden Marktanteilen von Sonnen- und Windstrom sinken die erzielbaren Strompreise und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Anlagen.

1.800 Terrawattstunden möglich

„Wir nutzen heute bei Photovoltaik und Offshore-Wind nur etwa 10 Prozent des geografisch-technologischen Potenzials, bei Onshore-Wind knapp ein Drittel.“ Das sagt Casimir Lorenz, Projektleiter bei Aurora Energy Research. Die Studie zeige, dass Wind- und Sonnenenergie auf den in Deutschland verfügbaren geeigneten Flächen mit heutiger Technik gut 1200 Terawattstunden Strom pro Jahr liefern könnten. Durch den zu erwartenden technologischen Fortschritt steige dieser Wert bis 2040 sogar auf knapp 1800 Terawattstunden. Das entspreche dem Dreifachen des heutigen Strombedarfs.

Problem: Steigender Marktanteil senkt Wirtschaftlichkeit

Allerdings: Je mehr Erneuerbare im Markt seien, desto stärker sinken die Strompreise. Denn die bestehenden Anlagen können wegen der naturgemäß niedrigen Betriebskosten sehr günstig produzieren. „Das bremst den weiteren Zubau, denn das für die Anlagenerrichtung nötige Kapital muss trotzdem finanziert werden“, sagt Lorenz. „Je nach Höhe der Kapitalkosten ist dann ab einem bestimmten Marktanteil von Erneuerbaren der Strompreis zu niedrig, als dass sich ein weiterer Zubau für Betreiber und Investoren wirtschaftlich lohnen würde.“

Nach den Berechnungen der Aurora-Experten würde diese so genannte Preis-Kannibalisierung einen rein marktbasierten Erneuerbaren-Ausbau damit so früh ausbremsen, dass weder das 65-Prozent-Ziel noch die Treibhausgasneutralität 2050 zu erreichen sei. Die Politik müsse daher die Rahmenbedingungen verändern.

Eine Stellschraube dafür sei der CO2-Preis: Ist dieser höher, steigt das allgemeine Strompreisniveau und damit auch die Einnahmen der Erneuerbaren. Dann lohnte sich wiederum der Neubau von zusätzlichen Anlagen.

Mehr Solar für Onshore-Lücke

Da der Ausbau der Windenergie an Land durch mangelnde Akzeptanz und die Diskussion um Abstandsregeln praktisch zum Erliegen gekommen ist, sei das Erreichen der Erneuerbaren-Ziele in Gefahr. Eine Lösung für dieses Problem könnte aus Sicht der Studienautoren ein starker Schub bei der Solarstromerzeugung sein. Allerdings müssten jedes Jahr 9 bis 11 Gigawatt an neuen Photovoltaik-Anlagen dazukommen, um die entstehende Lücke zu schließen. Die Zubaurate bei der Solarenergie müsste sich somit gegenüber 2019 mehr als verdoppeln. Um bis 2050 das Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen, müsste zusätzlich auch die Offshore-Windenergie deutlich stärker ausgebaut werden. Dabei wären 50 Gigawatt pro Jahr nötig.

20.5.2020 | Quelle: Aurora Energy | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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