Politik soll Rekordanstieg der EEG-Umlage im Jahr 2021 verhindern

Die Grafik zeigt den Rekordanstieg der EEG-Umlage ohne politisches Handeln im Vergleich zum Vorschlag von Agora, der eine deutliche redukiton der EEG-Umlage bedeuten würde.Grafik: Agora Energiewende
Ohne politisches Handeln würde die EEG-Umlage 2021 auf 8,6 Cent pro Kilowattstunde ansteigen, denn die geplanten BEHG-Rückzahlungen sind noch nicht gesetzlich verankert (links). Der Agora Vorschlag würde die EEG-Umlage auf 3,6 Cent pro Kilowattstunde absenken (rechts).
Laut Agora Energiewende dürfte die Ökostromumlage im nächsten Jahr auf 8,6 Cent je Kilowattstunde steigen und damit Haushalte zusätzlich belasten. Um das zu verhindern, schlägt die Organisation einen Zuschuss aus dem Bundeshaushalt von fünf Cent je Kilowattstunde als Teil des Corona-Konjunkturpakets vor.

Die EEG-Umlage steigt 2021 infolge der Corona-Krise um fast 2 Cent auf 8,6 Cent je Kilowattstunde, sofern die Politik nicht eingreift. Das würde laut Agora Energiewende einen Rekordanstieg der EEG-Umlage bedeuten. Zwar hat die Bundesregierung vorgeschlagen, den CO₂-Preis auf Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas auf 25 Euro je Tonne zu erhöhen und mit den Einnahmen die EEG-Umlage zu senken. Dies reduziert die Umlage jedoch nur um 1,5 Cent je Kilowattstunde, sodass sie demnach mit 7,1 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2021 über dem derzeitigen Niveau von 6,8 Cent liegen würde. Agora Energiewende schlägt daher vor, dass die Bundesregierung die EEG-Umlage im Rahmen des geplanten Corona-Konjunkturpakets mit fünf Cent je Kilowattstunde aus dem Bundesaushalt bezuschusst und so die Stromkundinnen und -kunden entlastet sowie die Kaufkraft stärkt.

Vermarktungserlöse für Ökostrom sinken

Die Ursache für den drohenden Rekordanstieg der EEG-Umlage ist eine Kombination von zwei Faktoren: Zum einen sind bereits vor der Corona-Krise die Börsenstrompreise infolge des Preisverfalls von Erdgas im Großhandel stark gesunken. Mit diesem Rückgang haben sich auch die Vermarktungserlöse für Ökostrom vermindert, die EEG-Förderzahlungen haben sich im Gegenzug erhöht. Zum anderen ist der Stromverbrauch infolge der Corona-Krise stark zurückgegangen. Dadurch ist erstens der Börsenstrompreis zusätzlich gefallen und zweitens sind die Einnahmen aus der EEG-Umlage, die auf die verbrauchte Kilowattstunde gezahlt wird, zurückgegangen. Nach der EEG-Umlagesystematik werden diese Effekte durch eine entsprechend höhere EEG-Umlage 2021 ausgeglichen.

„Die Einnahmen des CO₂-Preises auf Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas reichen nicht aus, um die EEG-Umlage 2021 zu senken“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Ein deutlich niedrigerer Strompreis für die Verbraucherinnen und Verbraucher ist bei den aktuellen Börsenstrompreisen und durch die Corona-Effekte nur mit einem gezielten Zuschuss aus dem Bundeshaushalt realisierbar. Das hätte einen doppelten Nutzen für Klima und Wirtschaft: Zum einen steigt die Kaufkraft, wenn die Regierung die Stromrechnungen senkt, und sie entlastet so auch die krisengebeutelten Betriebe. Zum anderen ebnet die Regierung damit den Weg für klimafreundliche Technologien, die so an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Beispielsweise elektrische Wärmepumpen zum Heizen, Elektromobilität oder die Herstellung von Wasserstoff. Wir können so die Klimaherausforderung bei der Bewältigung der Corona-Krise mitanpacken.“

12 Milliarden Euro zur Senkung der EEG-Umlage als Teil eines Konjunkturpakets

Ein Zuschuss von fünf Cent zur EEG-Umlage erfordert rund 12 Milliarden Euro zuzüglich eine Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt für die entgangenen Mehrwertsteuereinnahmen, so der Vorschlag. Das Geld könnte Teil eines Konjunkturpakets sein und die EEG-Umlagesenkung im Jahr 2021 – oder entsprechend aufgestockt sogar bereits im zweiten Halbjahr 2020 – bewirken. Von 2022 an könnte ein CO₂-Preis auf Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel in Höhe von rund 50 Euro pro Tonne CO2 die nötige Gegenfinanzierung liefern. Mit weiteren Bundesmitteln wäre sogar die komplette Abschaffung der EEG-Umlage denkbar.

EEG-Kontostand sinkt aufgrund der Entwicklungen von Strompreis und -nachfrage

Zur Prognose vom Rekordanstieg der EEG-Umlage im Jahr 2021 hat Agora Energiewende sowohl die aktuellen Trends an der Strombörse als auch der Nachfrage analysiert und mit den im Jahr 2019 gesetzten Parametern zur Berechnung der EEG-Umlage 2020 verglichen. Demnach weichen die aktuellen Börsenstrompreise stark von denen ab, die man 2019 zur Berechnung der EEG-Umlage 2020 aufgrund von gesetzlichen Vorschriften angenommen hat. Statt der angesetzten 49,34 Euro je Megawattstunde lagen die Börsenstrompreise 2020 bisher im Mittel bei 23,41 Euro. Entsprechend dieser Differenz sinken die Erlöse, die die Übertragungsnetzbetreiber für den Verkauf des Ökostroms erzielen. Der Ausgleich dieses Defizits 2021 führt zu einem Teil des Umlageanstiegs. Zusätzlich ist auch 2021 mit niedrigeren Strompreisen zu rechnen, wie Terminhandelsgeschäfte an der Strombörse zeigen. In Summe führen diese Faktoren im nächsten Jahr zu einem Anstieg der EEG-Umlage um 1,1 Cent je Kilowattstunde.

Weitere 0,7 Cent Anstieg sind auf den Corona-bedingten Rückgang der Stromnachfrage zurückzuführen. Agora Energiewende erwartet hier ein Minus von rund vier Prozent im Jahresmittel. Entsprechend sinken die Einnahmen aus der EEG-Umlage, die auf die verbrauchte Kilowattstunde gezahlt wird. Diese Effekte erhöhen die Stromrechnungen und sollen mit dem Agora-Vorschlag von einem 5-Cent-Zuschuss zur EEG-Umlage abgefedert werden.

Die Kurzanalyse „Zwischen Rekordhoch und Abschaffung: Die EEG-Umlage 2021 in Zeiten der Corona-Krise“ steht unter dem nebenstehenden Link zum Download zur Verfügung. Darin enthalten sind die Berechnungen zur Entwicklung der EEG-Umlage in 2021 und die Ausführung des Vorschlags von Agora Energiewende, wie die Politik die EEG-Umlage mit Konjunkturhilfen senken kann.

26.5.2020 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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