Gasnetzplanung: DUH fordert reines Wasserstoffnetz
Die Einhaltung der Klimaziele muss zum Treiber des Aus- und Umbaus der Gasinfrastruktur werden. Dies fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) anlässlich des Konsultationsprozesses zum Netzentwicklungsplan Gas 2020 bis 2030. Während das Stromnetz ausgebaut wird, um die Energiewende zu ermöglichen, orientiert sich die Gasnetzplanung allein an den Transportwünschen der Marktteilnehmer für fossiles Erdgas. Eine Umstellung auf erneuerbar erzeugtes Gas spielt dabei keine Rolle. Die Politik hat es bisher versäumt, eine gesetzliche Grundlage für die Berücksichtigung der Klimaschutzziele bei der Gasnetzplanung zu schaffen.
Die DUH fordert die Bundesregierung auf, die Planungsgrundsätze zu überarbeiten und Klimaschutzkriterien einzuführen. Des Weiteren muss der Übergang von einem Netz für Erdgas auf ein Netz für grünen Wasserstoff vorangetrieben werden. Grundlage sollte ein Fahrplan für erneuerbares Gas sein, der dann in konkrete Vorgaben für die Umrüstung bisheriger Erdgasleitungen für die Wasserstoffnutzung sowie den Bau neuer Wasserstoffleitungen münden muss. Wegen des besseren Wirkungsgrades sind allerdings die direkte Nutzung von Strom aus Erneuerbaren Energien – und damit auch der Transport über das Stromnetz – sowie Energieeffizienz und Energieeinsparung dem Einsatz von grünem Gas vorzuziehen.
Dazu Nadine Bethge, Stellvertretende Bereichsleiterin Energie und Klimaschutz der DUH: „Es kann nicht sein, dass bei Strom- und Gasnetzplanung mit zweierlei Maß gemessen wird. Unsere Klimaschutzziele gelten für alle Energieträger, Gas darf hier keine Sonderrolle einnehmen. Die Berücksichtigung von Klimaschutzzielen würde schnell deutlich machen: Eine Beimischung von grünem Wasserstoff im Erdgasnetz ergibt keinen Sinn und auch LNG-Terminals dürfen nicht mehr angeschlossen werden. Die Zukunft heißt grüner Wasserstoff, der in einem separaten Netz transportiert wird.“
Hintergrund
Um die Klimaziele zu erreichen, müssen für den fossilen Energieträger Erdgas klimafreundliche Alternativen gefunden werden. Die DUH geht davon aus, dass diese Alternativen nicht in den heutigen Mengen zur Verfügung stehen werden, also eine Reduktion des Gasangebots erfolgen wird. In der Folge müssen Investitionen in Effizienz aufgestockt und die Einsatzbereiche für Gas sorgfältig überlegt werden. Aus Sicht der DUH muss der Einsatz der klimafreundlichen Alternativen auf die Sektoren beschränkt werden, in denen es keine Alternative für die Decarbonisierung gibt. Eine Anwendung im Gebäudesektor und für die individuelle Mobilität lehnt die DUH ab. Aus diesen Gründen ist auch eine Beimischung der Alternativen in das bestehende Erdgasnetz abzulehnen; sie müssen stattdessen in einem gesonderten Netz vom Erzeuger zum Großverbraucher gelangen.
Für erneuerbares Gas (grüner Wasserstoff, Power-to-X-Stoffe) müssen verpflichtende Klima- und Nachhaltigkeitsstandards gelten. Nur Gas aus erneuerbaren Quellen kann Teil der Energiewende sein. Förderung und Transport von so genanntem blauem Wasserstoff (aus fossilem Erdgas mit Hilfe von Abscheidung und Speicherung von CO2 erzeugt) müssen demnach ausgeschlossen werden. Auch LNG-Terminals, die dem Import von fossilem (Fracking-)Gas dienen, sind abzulehnen. Ein Import grüner Gase kann erst dann in Betracht gezogen werden, wenn der Stromsektor der Herkunftsländer vollständig auf erneuerbaren Energien basiert.
Neue Gasinfrastruktur, wie sie mit dem NEP Gas geplant wird, muss mit den Klimazielen und damit mit den oben genannten Paradigmen vereinbar sein. Um die bestehenden Erdgas-Abhängigkeiten aufzubrechen, muss die Infrastruktur ab sofort auf die klimafreundlichen Alternativen hin ausgerichtet werden.
Ein Positionspapier der DUH für erneuerbares Gas ist unter dem nebenstehenden Link zu finden.
29.5.2020 | Quelle: DUH | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH