EULE: Mit Photovoltaik-Freiflächenanlagen Artenvielfalt fördern
Energie ernten und gleichzeitig die Artenvielfalt fördern, das war die Ausgangsidee des zehntausendsten von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes „Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende“ (EULE) der regionalwerke (Bodenkirchen) in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Freising) sowie UmweltConsult (München). Die DBU fördert das Projekt fachlich und finanziell mit 125.000 Euro.
Für Projektleiter Andreas Engl bringt das Zitat von Heinz Sielmann, Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU es exakt auf den Punkt: „Wir sollten das Kapital der Natur schonen und von deren Zinsen leben“. Ein Solarfeld in der Landschaft ist für ihn ein vom Menschen geprägtes Ökosystem, dessen lebende Komponenten Mensch, Pflanze und Tier von den Faktoren Boden, Wasser und Luft gleichermaßen versorgt werden müssen und wechselseitig miteinander agieren. So entstehe ein Ökosystem mit einer dem Standort entsprechenden Artenvielfalt. Sein eigenes Solarfeld diente Engl als Versuchsobjekt, als er es mit Streuobstwiesen, Hecken, Feuchtgebieten, Nistkästen und Trockenmauern einrahmte, um eine möglichst hohe Strukturvielfalt zu erzielen. Er stellte fest, dass eine sinnvolle Doppelnutzung der Fläche entstehe, sowohl für die Artenvielfalt als auch für die Energieproduktion. „In einem dichtbesiedelten Land wie Deutschland ist das besonders wichtig, wenn wir die Natur erhalten und gleichzeitig die Energiewende schaffen wollen“, fasst Engl zusammen.
Aufbau dezentraler Kraftwerkstrukturen oft kritisch begleitet
„Um dem Klimawandel begegnen zu können und das nachhaltige Versorgen mit Erneuerbarer Energie in Deutschland und der ganzen Welt zu erreichen, brauchen wir möglichst zeitnah zahlreiche solcher dezentralen Solar- oder Windparks“, unterstreicht auch Volker Wachendörfer vom DBU-Referat für Naturschutz. Die Vorteile der Erneuerbaren Energien für Mensch und Natur kämen dabei nur selten zur Sprache. Das führe in manchen Fällen zu recht einseitigen Protesten, wenn es um das Planen von Solarparks oder Windrädern gehe. Dabei könne man Naturschutz und Erneuerbare Energien miteinander verbinden.
Ein Einblick in die Stromerzeugung vor Ort
Hier setzt das Projekt EULE an. „Wir wollen erstmals die Auswirkungen Erneuerbarer-Energien-Anlagen für Mensch und Natur bewerten und gleichzeitig Maßnahmen zum Verbessern erarbeiten. Das Ziel ist die Aufwertung der entsprechenden Flächen und eine doppelte Flächennutzung: zur Energieproduktion und als Biotop für die stark bedrohte Artenvielfalt in Deutschland. Dadurch erhalten die Verbraucher erstmals einen Einblick in die Energieproduktion und können sie zudem nach ihren Wünschen ökologischer gestalten, für eine Energiewende im Einklang mit der Natur“, so Engl.
Im Fokus der Bewertungen würden dabei bestimmte Tier- und Pflanzenarten sowie Biotoptypen stehen, also bestimmte Lebensräume von Lebensgemeinschaften in einem Gebiet, deren Vorkommen verlässlich Aufschluss über die Qualität ihrer Umgebung liefert. Je mehr von ihnen zu finden seien, desto besser. So könne sich der Verbraucher ein eigenes Bild von „seiner“ Stromanlage machen und erkennen, dass grüner Strom und eine intakte Tier- und Pflanzenwelt zusammen möglich seien. „Wer also grünen Strom bezieht, der kann gleichzeitig die Natur schützen. Das ist der große Vorteil gegenüber den regulären Kraftwerken. Für die Gesellschaft entsteht ein Mehrwert, den wir mit dem Einsatz digitaler Technologien erfassen, dokumentieren und vermitteln wollen“, erläutert Engl den Projektansatz von EULE.
EULE ist übertragbar auf Windkraft, Wasserkraft und Biomasse
Getestet wird in Bayern. Zunächst soll sich der Einsatz des Systems auf das Bewerten von Solarfeldern beschränken. Kunden der regionalwerke würden dann pro Kilowattstunde einen Aufpreis von einem Cent zahlen, Geld, mit dem der zertifizierte Anlagenbetreiber umweltfreundliche Maßnahmen umsetzen könne. Anschließend soll dieses System auch den Stadtwerken zur Vermarktung angeboten werden. „Wenn 2021 nach dann 20 Jahren die ersten Anlagen ihre gesicherte Einspeisevergütung verlieren, müssen sie sich gegenüber der konventionellen Energieerzeugung behaupten. Entfällt die Einspeisevergütung, die den Stromerzeugern einen Mindestpreis für ihr Produkt garantiert, müssen die teureren Erneuerbaren Energien auf dem Markt mit den regulären konkurrieren. Das ist insofern schwierig, da Strom an der Börse ohne Qualitätseigenschaften als Einheitsprodukt gehandelt wird. Bewertet man aber auch die zusätzlichen positiven Umweltwirkungen der Erneuerbaren Energien, wächst die Wertschätzung für grünen Strom“, so Wachendörfer. Später lasse sich das Prinzip auch auf andere Erneuerbare Energien wie Windkraft, Wasserkraft oder Biomasse ausweiten.
11.6.2020 | Quelle: DBU | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH