Erst flexible Kraft-Wärme-Kopplung, dann Wasserstoff

Ein Biogasfermenter steht im Vordergrund, daneben Windkraftanlagen unter blassblauem Himmel.Foto: Oliver Ristau
Biogas kann durch Flexibilisierung auch die Ausbeute der Windkraft erhöhen.
Kommt die Kraft-Wärme-Kopplung flexibeler zum Einsatz, gewinnt Deutschland unter Emissionsgesichtspunkten Zeit für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft. Darauf weisen Branchenverbände hin.

Erst mehr flexible Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zu nutzen und dann Wasserstoff: das fordern Branchenverbände. Dazu zählen der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung B.KWK und das Netzwerk Flexperten, die Kampagne für die Flexibilisierung von KWK.

Wasserstoff aus regenerativem Strom sei zwar ein vielversprechender Weg zu mehr Klimaschutz, zunächst besonders in Stahl-, Zement- und Chemiewerken, aber auch anderen Sektoren. Doch das dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass Wasserstoff keine Energiequelle sei. Grüner Wasserstoff soll in großen PV-Farmen in Nordafrika gewonnen und über Hochdruck-Tankschiff-Infrastruktur nach Deutschland kommen. Die gebe es es bisher noch nicht mal auf dem Reißbrett.

In der Zwischenzeit sollten andere Optionen genutzt werden, um Zeit zu gewinnen und trotzdem die Emissionen aus fossilen Energien bis dahin weiter zu senken.

Konsequente Biogas-Flexibilisierung

So ließe sich die nutzbare Ausbeute aus Windenergie auch bei Netzengpässen noch deutlich steigern. Das erfordere eine konsequente Flexibilisierung der vorhandenen regelbaren Erzeuger wie BHKW an Biogasanlagen und in Wärmenetzen. Das bedeute, dass diese immer dann ruhen, wenn das Netz ausgelastet sei. Dafür müssten viele dezentrale Erzeuger höhere Leistungen und Wärmepufferspeichern erhalten.

Abwärme von Wasserstoff nutzen

Die neuen, größeren und flexiblen Kraft-Wärme-Kopplungen können anstelle der ausscheidenden Kohle- und Kernkraftwerke die Stromversorgung sichern und Wärme liefern. Genau diese Strukturen werden auch zum Absatzmarkt für den Wasserstoff der Zukunft. Die Speicherkraftwerke könnten zudem die Effizienz der inländischen Wasserstofferzeugung steigern. Und zwar indem sie Abwärme-Verluste der Elektrolyseure von bis zu 30 % nutzten.

Durch ihre Nähe zu den Wärmebedarfen funktionieren die großen Pufferspeicher in Speicherkraftwerken als Drehscheibe für regenerative Wärme. Diese speise sich aus Solarthermieanlagen, aus thermische Energie aus der Stromerzeugung in BHKW und aus industriellen Prozessen.

Biogas zur Methanisierung von grünem Wasserstoff

Biogas könne dabei ein wichtiger Partner für Wasserstoff werden: Die Biogas-Aufbereitungsanlagen gewinnen konzentriertes CO2. Damit ließe sich grüner Wasserstoff zu regenerativem Methan veredeln. Die Methanisierung mache Wasserstoff in beliebiger Menge kompatibel mit dem heutigen Erdgasnetz.

Darin zeigen sich viele synergetische Effekte zwischen der Wasserstoffstrategie, KWK- und Biogasanlagen. Es sei wichtig, dass die Bundesregierung die Förderung dieser Technologien mit dem gleichem Nachdruck weiter entwickele und das EEG reformiere.

Auch andere Verbände werben für eine verbesserte Nutzung von Bioenergien. Sie schlagen dabei unter anderem im Rahmen des Kohleausstieggesetzes einen EE-Wärmebonus vor.

17.6.2020 | Quelle: Netzwerk Flexperten | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

Schließen