Photovoltaik: Meyer Burger wird Zellenproduzent

Die Myer Burger Zentrale in Thun: Blick auf Glasfassade mit LogoFoto: Meyer Burger
Der Schweizer Maschinenbauer Meyer Burger steigt wie angekündigt in die Produktion von Solarzellen und -modulen in Deutschland ein. Das Kapital dafür wirbt die Firma über eine Kapitalerhöhung ein. Produktionsstart soll im Frühjahr 2021 sein.

Die Photovoltaik-Branche in Deutschland verändert sich. Der Schweizer Solarmaschinenbauer Meyer Burger wird zum Zellenproduzent. Wie die Firma aus Thun mitteilte, lädt sie deshalb ihre Aktionäre zu einer außerordentlichen Generalversammlung am 10. Juli ein. Dort sollen sie über die Art der geplanten Kapitalerhöhung entscheiden. Damit will die Firma brutto rund 155 Millionen Euro einnehmen.

Die Generalversammlung soll zugleich den Weg für die strategische Wandlung zum Zellproduzent freimachen. Der Verwaltungsrat von Meyer Burger hatte zuvor entschieden, Produktionsmaschinen für die Heterojunction/SmartWire-Technologie grundsätzlich nur noch exklusiv zum eigenen Gebrauch herzustellen. So soll sich Meyer Burger als technologisch führender Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen aufstellen. Dadurch bliebe die gesamte Wertschöpfung in der Firma. Ein Verkauf der Maschinen finde künftig nicht mehr statt. Das Geschäft mit Standardequipment und das Servicegeschäft werde dagegen unverändert weitergeführt.

Das Geschäftsmodell sei zukünftig auf die eigene Zell- und Modulproduktion ausgerichtet. Die geplante Kooperation mit REC werde nicht weiter verfolgt.

Übernahme von Produktion in Deutschland

Stattdessen will Meyer Burger in Deutschland alleine Produktionskapazitäten und eine Vertriebsorganisation aufbauen. Mit dem erfolgreichen Aufbau einer 600 MW Produktionslinie für einen Kunden habe Meyer Burger den Anwendungsbeweis der Technologie in der Massenproduktion erbracht. Mit der geplanten Übernahme von bereits bestehenden Produktionsstandorten in Deutschland will Meyer Burger signifikant Zeit und Geld sparen. Um welche es sich dabei handeln soll, teilte die Firma aber nicht mit.

Meyer Burger beabsichtigt, die Produktion im ersten Halbjahr 2021 zu starten und sie in den folgenden Jahren schrittweise auszuweiten. Aktuell lägen Kaufabsichtserklärungen von potenziellen Kunden aus Europa und den USA im Umfang von insgesamt über 2 GW pro Jahr vor.

Dachanlagenmarkt im Fokus

Zunächst adressiert die Firma mit ihren Solarmodulen das Segment der Dachanlagen. Meyer Burger strebt in dieser Phase eine jährliche Produktionskapazität von 400 MW an. Der Verwaltungsrat rechnet damit, dass die neu ausgerichtete Meyer Burger Gruppe bereits mit diesem Produktionsvolumen einen operativen Gewinn erreichen kann.

„Der nächste Technologieschritt ist vergleichbar mit dem Übergang von 4G auf 5G in der mobilen Kommunikation.“ Das sagte Meyer Burger-CEO Gunter Erfurt. „Wir können mit unseren Produkten bereits in einem Jahr am Markt sein. Unsere Fertigung in Europa ist wettbewerbsfähig und bietet ein bedeutendes Gewinnpotenzial.“

Ausbau auf langfrsitig 5 GW

Durch Aufnahme von rund 170 Millionen Euro Fremdkapital im Jahr 2021/22 will die Firma die jährliche Kapazität bis 2022 auf 1,4 GW Zell- und 0,8 GW Modulproduktion ausweiten. Meyer Burger erwartet auf dieser Basis innerhalb von drei Jahren einen jährlichen Umsatz von rund 400 Millionen Euro und eine EBITDA-Marge von 25% – 30%.

Längerfristig sei der Ausbau auf mindestens 5 GW geplant. Bei entsprechender Nachfrage könnten weitere Modulfertigungen im europäischen und nordamerikanischen Raum hinzukommen, die ihre Zellen über einen zentralen Standort erhalten. So will sich Meyer Burger schließlich sukzessive dem Markt für Solarkraftwerke zuwenden.

Positives Fraunhofer ISE-Gutachten

Ein von Meyer Burger in Auftrag gegebenes Gutachten des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme bestätige den globalen Technologievorsprung. Jüngst habe das Fraunhofer ISE zudem einer im Mai 2020 mit neuester Technologie hergestellten Heterojunction-Solarzelle eine Rekordeffizienz von 25,4% bescheinigt.

19.6.2020 | Quelle: Meyer Burger| solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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