Batterieforschung: Blick ins Innere durch elektrochemische Rastermikroskopie

Zu sehen ist die Messzelle für die elektrochemische Rastermikroskopie, in mit blauen Händen bedeckten Händen.Foto: Bastian Krueger
In einer selbst entwickelten Messzelle untersuchte das Team Lithium-Elektroden mit der elektrochemischen Rastermikroskopie.
Oldenburger Chemiker haben ein neues Verfahren entwickelt, um chemische Prozesse während des Betriebs zu beobachten. Die neue Methode soll dazu beitragen, schneller geeignete Materialien für neuartige Batterien zu finden.

Was passiert in einer Batterie auf mikroskopischer Ebene während des Ladens und Entladens? Ein neues Verfahren, um diese bislang kaum zugänglichen Vorgänge durch elektrochemische Rastermikroskopie live zu beobachten, hat ein Wissenschaftlerteam um Gunther Wittstock vom Institut für Chemie der Universität Oldenburg kürzlich in der Fachzeitschrift ChemElectroChem vorgestellt. Die neue Methode könne dazu beitragen, schneller geeignete Materialien für neuartige Batterien zu finden, so der Forscher. Ziel sei es, umweltfreundlichere Energiespeicher mit längerer Lebensdauer und höherer Leistungsdichte zu entwickeln. Zu dem Team gehören auch Wissenschaftler des Batterieforschungszentrums MEET der Universität Münster.

Batterien wandeln chemische Energie in elektrische Energie um. Dabei wandern geladene Teilchen von einer positiv geladenen Elektrode, der Kathode, zur negativen Anode. In vielen modernen Batterien und wiederaufladbaren Akkus ist das reaktionsfreudige Metall Lithium ein wichtiger Bestandteil der Anode. Auf deren Oberfläche bilden sich während des Betriebs hauchdünne Filme, die sowohl Elektrode als auch Batterieflüssigkeit vor Zersetzung schützen. Bislang war es jedoch kaum möglich, Veränderungen der wenige Mikrometer dicken, komplex aufgebauten Schichten während des Ladens und Entladens direkt zu beobachten.

Elektrochemische Rastermikroskopie

Das Team entwickelte nun ein neues Messprinzip, um während des Batteriebetriebs örtlich hochauflösende Informationen über die Oberfläche metallischer Lithium-Elektroden zu erhalten. „Mit fortlaufender Zeit können chemische Prozesse auf der Oberfläche der Elektrode einen großen Einfluss auf die Lebensdauer und die Leistungsfähigkeit einer Batterie haben“, so Wittstock. Als Analyseverfahren verwendeten die Forscher die sogenannte elektrochemische Rastermikroskopie. Dabei wird eine Messsonde schrittweise über die Oberfläche einer Probe bewegt, um chemische Informationen im Abstand von wenigen Mikrometern zu sammeln. Eine Software übersetzt die Messdaten in ein farbiges Bild. „Indem wir diesen Vorgang mehrmals wiederholen, können wir Veränderungen auf der Probenoberfläche wie in einem Daumenkino verfolgen“, berichtet Wittstock.

Auf diese Weise gelang es den Wissenschaftlern, die Prozesse auf der Lithium-Anode mit bislang unerreichter Genauigkeit zu untersuchen. Die Forscher beobachteten, wie sich dort bei hohen Ladegeschwindigkeiten Lithium aus der Batterieflüssigkeit absetzte. Aus solchen lokal verstärkten Abscheidungen können sich so genannte Dendrite bilden – sich verzweigende Fortsätze aus Lithium auf der Elektrode. Diese Gebilde begrenzen die Lebensdauer von Batterien und können im Extremfall zu ihrer Zerstörung führen.

„Der Durchbruch unserer Studie besteht darin, dass wir erstmals derartige Prozesse bei realistischen Stromdichten direkt in der Messapparatur ausführen und ihre Auswirkungen bildlich verfolgen konnten“, betont Wittstock. Das Verfahren sei auch für andere Typen von Elektroden geeignet. Langfristiges Ziel sei es, mit Hilfe der elektrochemischen Rastermikroskopie zu untersuchen, wie unterschiedliche Vorbehandlungsschritte das Wachstum der Grenzschicht auf den Elektroden beeinflussen.

10.7.2020 | Quelle: Uni Oldenburg | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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