Stiebel Eltron warnt vor Rückfall bei Wärmepumpen

Mitarbeiter in einer Werkhalle prüft elektrisches EquipmentFoto: Stiebel Eltron
Blick in die Wärmepumpenproduktion in Holzminden.
Wegen zu hoher Belastungen könnten Deutschlands Heizungshersteller beim Thema Wärmepumpen im internationalen Wettbewerb den Anschluss verlieren.

Heizungsproduzent Stiebel Eltron warnt vor einem Rückfall gegenüber internationaler Konkurrenz bei Wärmepumpen. Wie die Firma aus Holzminden mitteilte, sei zwar die klimafreundliche Wärmepumpen-Technologie auf dem Vormarsch. Doch die Revolution im Heizungskeller finde vor allem in China, Japan und den USA statt. Mehr als 80 Prozent der neuen Wärmepumpen würden in diesen drei Ländern installiert. Mit Steuernachlässen und staatlichen Anreizen bauten die Hersteller in Asien und den USA ihre Marktposition aus.

In Deutschland passiere aber das Gegenteil. Die Heizungsbranche werde mit staatlichen Steuer- und Abgabenlasten auf Strom beim Wärmepumpeneinsatz ausgebremst. Das koste mittel- bis langfristig neu entstehende Arbeitsplätze. Dazu komme, dass ohne starken Heimatmarkt der deutschen Heizungsindustie die Basis für den internationalen Wettbewerb fehle.Der schnelle Niedergang der deutschen Solarindustrie vor gut zehn Jahren führe drastisch vor Augen, wie schnell eine solide Wettbewerbsposition verloren gehen könne.

Deutschland bremst Umwelt-Technologie

Aktuell bremsen die hohen Strompreise im Heimatmarkt die Zukunftstechnologie der deutschen Heizungshersteller: Die mit Strom betriebenen Wärmepumpen seien Öl- und Gasheizungen in der CO2-Bilanz weit überlegen, könnten aber ihren umweltfreundlichen Vorsprung nicht voll ausspielen. Der Grund: Die Kosten der Emissionen von Erdöl und Gas würden im Vergleich zum Strom nicht fair berücksichtigt. Deutsche Verbraucher zahlten im europäischen Vergleich die höchsten Preise. Heute lasteten hierzulande auf jeder Kilowattstunde Strom 17 Eurocent zusätzliche Abgaben – auf einer Kilowattstunde Erdgas dagegen nur 3 Eurocent.

„Wärmepumpen sind dank der viel besseren Effizienz gegenüber traditionellen Heizsystemen in der Lage, den unfairen Strompreisnachteil in Deutschland teilweise auszugleichen.“ Das sagt Stiebel-Eltron-Geschäftsführer Kai Schiefelbein. „Würden die Kostennachteile von Strom gegenüber Erdöl und Gas aber aufgehoben, könnte sich die umweltfreundliche Wärmepumpe deutlich schneller gegen die fossilen Heizsysteme durchsetzen.“

Wärmepumpen-Boom in Asien und USA

Diesen Fehler gebe es im Ausland nicht. In China, Japan und den USA träten die mit günstigem Strom angetriebenen Wärmepumpen den Siegeszug an. Die Hersteller dieser Länder bauten große Stückzahlen auf und können damit immer kostengünstiger produzieren.

Die Folgen für den Standort Deutschland könnten fatal sein. In der jüngst veröffentlichten Studie „Chancen und Risiken für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb“, der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), stellen die Experten fest: „Globale Wettbewerber im Wärmepumpenmarkt werden den Vorteil großer Stückzahlen mit geringen Stückkosten nutzen.“ So äußert sich Volker Breisig von PwC.

Die Hersteller aus den asiatischen Ländern profitierten davon, dass das Funktionsprinzip der dort weit verbreiteten Klimaanlagen mit den luft- und wassergeführten Wärmepumpen vergleichbar sei. Das mache den Markteintritt in Europa relativ einfach möglich. Schon jetzt drängten Hersteller aus dem asiatischen Raum auf den europäischen Markt. „Wir müssen uns auf einen international umkämpften Markt einstellen“, so Breisig.

Skandinavien erfolgreich

In Europa werden die meisten Wärmepumpen derzeit in den skandinavischen Ländern installiert. Auch dort seien die für den Betrieb wichtigen Strompreise niedrig. In Norwegen, Schweden und Finnland seien es mehr als 20 Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte. In Deutschland leige die Vergleichszahl dagegen bisher bei nur gut 2. Für die Zukunft schlagen die PwC-Experten vor, die regulatorischen Rahmenbedingungen anzugleichen und Deutschland für den internationalen Wettbewerb fit zu machen. Der von der Bundesregierung im Rahmen des Klimapakets für das kommende Jahr eingeführte CO2-Preis sowie der nationale Emissionshandel seien ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Chance für deutsche Heizungsindustrie

„Deutschland hat jetzt noch die Chance, als technologischer Marktführer im Heimatmarkt sowie im internationalen Wettbewerb sehr erfolgreich zu sein“, so Schiefelbein. „Das Potential für Arbeitsplätze bei den Herstellern von Wärempumpen und beim Einbau im Heizungshandwerk sind enorm.“

28.7.2020 | Quelle: Stiebel Eltron | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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