Spatenstich für grünen Wasserstoff für die Chemie

6 Personen vollziehen einen Spatenstich vor Anlagen der Chemieindustrie.Foto: Michael Deutsch
Spatenstich für grünen Wasserstoff in Leuna.
Am Chemiestandort Leuna baut eine Fraunhofer-Forschungsallianz eine Elektrolyse- und Versuchsplattform auf. Sie soll aus dem Strom fluktuierender erneuerbarer Energien Wasserstoff für Grundchemikalien und Kraftstoffe liefern.

In Leuna ist der Spatenstich für grünen Wasserstoff in der Chemie erfolgt. Wie das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS mitteilte, geht es dabei um die Elektrolysetest- und -versuchsplattform ELP. Die Pilotanlage werde grünen Wasserstoff zur Herstellung von Grundchemikalien und Kraftstoffen produzieren.

Schon heute sei Wasserstoff einer der wichtigsten Rohstoffe für die mehr als 600 Unternehmen, die das mitteldeutsche Chemiedreieck bilden. Bisher stamme dieser aus fossilen Rohstoffen. Der Ansatz der neuen Pilotanlage setze dagegen auf nachhaltige Quellen. So soll Strom aus Photovoltaik- oder Windkraftanlagen zum Eunsatz kommen, um mittels Elektrolyse Wasserstoff aus Wasser zu erzeugen. Dieser grüne Wasserstoff stehe dann über den Stoffverbund des Chemieparks den angesiedelten Unternehmen zur Verfügung

„Sachsen-Anhalt bietet dafür ideale Standortbedingungen«, sagt Professor Armin Willingmann, Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes, zum Spatenstich für die Pilotanlage. Das Land erzeuge viel Strom aus erneuerbaren Energien. Zugleich gebe es mit den Unternehmen der Chemieindustrie eine große Nachfrage nach Wasserstoff. Obendrein existiere ein bestehendes Pipeline-Netz und Speichermöglichkeiten. „Wir haben frühzeitig auf diese Technologie gesetzt und sind nun in einer exzellenten Ausgangsposition, um ihre Potenziale für die Wirtschaft in der Region nachzuweisen.“

Bis 5 MW Elektrolyseleistung

Die Fraunhofer Elektrolysetest- und -versuchsplattform ELP verfüge über Labore, Büros und ein Technikum. Es soll dazu dienen, den Betrieb verschiedener Elektrolyseanlagen im Industriemaßstab zu erproben und zu bewerten. Im Außenbereich stehen modular nutzbare Testflächen für Power-to-X- und Power-to-Liquid-Projekte bis 5 MW Anschlussleistung zur Verfügung. Das Zusammenspiel mit der fluktuierenden Stromzufuhr aus erneuerbaren Energien unter realen Betriebsbedingungen stehe dabei ebenso im Fokus wie die Verbesserung der eingesetzten Werkstoffe, die optimale Einspeisung in die bestehenden Gaspipelines und die Entwicklung passender Geschäftsmodelle.

Dr.-Ing. die Wasserstoff- und Kohlenstoffaktivitäten am Fraunhofer IMWS verantwortet, betont die Möglichkeiten, die sich durch die Pilotanlage auch für kleine und mittelständische Unternehmen ergeben können: „Fraunhofer unterstützt mit vielfältigen Aktivitäten den Aufbau einer deutschen Wasserstoff-Wirtschaft. Wenn wir die Chancen in diesem Zukunftsmarkt beherzt ergreifen, können wir Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft stärken und eine Modellregion für eine nachhaltige Industriegesellschaft aufbauen.“ Das sagte Sylvia Schattauer, stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IMWS.

Synthetische Kraftstoffe und Basischemie

Mit der Pilotanlage sei es ferner möglich, Daten direkt aus der Anwendung zu erhalten und damit den Betrieb zu optimieren. In assoziierten Projekten werden Verfahren zur Herstellung von Synthesegas über Co-Elektrolyse von Wasser und Kohlenstoffdioxid weiterentwickelt. Neben grünem Wasserstoff können in Leuna so auch Basischemikalien und nachhaltige synthetische Kraftstoffe entstehen.

Die nötigen Kompetenzen in der chemischen Verfahrenstechnik bringe das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP in die Zusammenarbeit ein. „Wenn wir neben anderen regenerativen Rohstoffen auch auf grünen Wasserstoff als Rohstoff setzen und die Syntheseprozesse weiter verbessern, wird dies einen erheblichen Beitrag zu einer nachhaltigen Chemieindustrie leisten. Mit der jetzt entstehenden Plattform wollen wir die technisch-ökonomische Relevanz solcher Anlagen nachweisen und im großtechnischen Maßstab den Weg dafür bereiten, dass Grüner Wasserstoff markttauglich wird“. So äußerte sich, Markus Wolperdinger, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, zu dem das Fraunhofer CBP gehört. Die ersten Projekte sollen 2021 starten.

7.8.2020 | Quelle: Fraunhofer IMWS | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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