Wasserkraftwerk-Repowering: Archimedes im Oberallgäu

Wasserkraftwerk Hinterstein LuftbildFoto: Allgäuer Kraftwerke GmbH
Das Wasserkraftwerk Hinterstein soll dank seiner auf- und abwärts führenden Archimedischen Schrauben besonders fischverträglich sein.
Ein kleines Wasserkraftwerk in der Gemeinde Bad Hindelang (Oberallgäu) erzeugt jetzt dank einer innovativen Antriebsschnecke mehr Energie und soll dabei zugleich wandernde Fische verschonen.

Die Wasserkraftwerk Allgäuer Kraftwerke GmbH mit Sitz in Sonthofen hat jetzt die Wehranlage, Baujahr 1897, für 3,9 Millionen Euro saniert. Herzstück ist eine von der Firma Rehart GmbH aus dem mittelfränkischen Ehringen entwickelte Konstruktion mit zwei Wasserkraftschnecken. Dabei sollen über eine kleinere Schnecke, deren Antrieb 4 kW verbraucht, die Fische aus dem Unter- ins Oberwasser gelangen. Die größere von beiden dient der Stromerzeugung und ermöglicht auch den Fischabstieg. Sie bringt gegenüber der früheren Turbine eine Leistungssteigerung um 115 kW.

Aus der Not eine Tugend gemacht

„Wir haben uns für dieses innovative Anlagenkonzept entschieden, weil uns an dieser Stelle der Platz für eine sonst gängige Fischtreppe fehlte“, erklärt Geschäftsführer Hubert Lechner. „Außerdem ermöglichen Fischtreppen in der Regel nur den Fischaufstieg.“

Für die beidseitige Durchgängigkeit hat sich der kleine Regionalversorger, an dem mit 50,77 Prozent die Stadt Sonthofen und mit 49,23 Prozent die Allgäuer Überlandwerke GmbH aus Kempten beteiligt sind, bewusst für die Neuentwicklung der Firma Rehart entschieden: „Unseres Wissens ist das die erste kommerzielle Anlage dieser Art in Deutschland. Wir freuen uns, dass wir mit unserem neuen Wasserkraftwerk so einen wichtigen Beitrag für Umwelt, Klima und Energiewende leisten können“, so Lechner.

Uraltes Prinzip

Schneckenbetriebene Wasserkraftwerke sind allerdings nicht ganz neu. Beispielsweise laufen bereits einige in Österreich. Und das Prinzip der Wasserkraftschnecke kommt schon aus der Antike. Mit archimedischen Schrauben bewässerten schon die alten Ägypter ihre Felder.

Lechner sieht mit der Sanierung zwei handfeste Vorteile erreicht: „Die Ostrach erhält an unserem Wasserkraftwerk ihre ökologische Durchgängigkeit wieder zurück, womit wir die Auflagen der EU-Wasserrahmenrichtlinie erfüllen“. Außerdem wächst der Klimaschutzbeitrag: Die jährliche Stromerzeugung soll um etwa 500.000 auf 2 Millionen Kilowattstunden steigen.

12.8.2020 | Autor: Ralf Köpke
© Solarthemen Media GmbH

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