Novelle des Raumordnungsgesetzes könnte Photovoltaik-Ausbau in Niederösterreich ausbremsen

Zu sehen ist eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage. Solche Anlagen sind durch die Novelle des Raumordnungsgesetzes gefährdet, was den Photovoltaik-Ausbau in Niederösterreich ausbremsen könnte.Foto: Photovoltaic Austria
Der Ausbau von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen in Niederösterreich ist durch die Novelle des Raumordnungsgesetzes gefährdet.
Laut Photovoltaic Austria droht mit der geplanten Novelle des Raumordnungsgesetzes in Niederösterreich ein Stopp für den Zubau von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen für einen Zeitraum von fünf Jahren. Der Verband fordert, dass aktuell in der Planung befindliche Projekte nach dem bisher geltenden Leitfaden umsetzbar bleiben müssen.

Aktuell liegt die 6. Novelle des niederösterreichischen Raumordnungsgesetztes 2014 zur Begutachtung auf. Mit einem geplanten „Überörtlichen Raumordnungsprogramm“ will die Politik festgelegen, wo man in Zukunft neue Photovoltaik-Anlagen mit einer Fläche von mehr als zwei Hektar errichten darf. Eine derartige raumordnungspolitische Maßnahme des Landes ist laut Photovoltaic Austria grundsätzlich nichts Verwerfliches. Es dürfe damit jedoch nicht zur Durchkreuzung der klima- und energiepolitischen Ziele des Bundes – zu denen sich gerade Niederösterreich immer vollinhaltlich bekannt hat – kommen. Diese Maßnahme könnte jedoch den notwendigen Photovoltaik-Ausbau in Niederösterreich bremsen.

Während die österreichische Bundesregierung an dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz arbeitet, das einen kräftigen Impuls für den Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen im Allgemeinen und der PV-Anlage im Speziellen bringen soll, sieht der Entwurf zur Novelle des Raumordnungsgesetzes für den PV-Ausbau größerer Projekte zusätzliche Hürden vor. Die Novellierung sollte viel mehr als eine Chance für die Energiewende genutzt und Photovoltaik freundlicher gestaltet werden.

Aktueller Leitfaden zur Flächenwidmung erhalten

„Niederösterreich hat erst vor sechs Monaten einen sehr vernünftigen und gut handhabbaren Leitfaden zur Ausweisung von PV-Flächen in den kommunalen Entwicklungs- und Flächenwidmungsplänen herausgegeben, an dem sich Gemeinden und Anlagenplaner seitdem orientieren. Damit ist Niederösterreich zum positiven Beispiel für die Bewertung und Festlegung von geeigneten PV-Flächen auch für andere Bundesländer geworden. Es gibt also ein transparentes und gut handhabbares Instrument zur Widmung und somit Errichtung von größeren PV-Anlagen“, sagt Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Photovoltaic Austria.

Für bereits laufende Verfahren sieht der vorliegende Entwurf keine Übergangsfristen vor, was zur Folge hat, dass diese Projekte nicht mehr nach dem aktuell geltenden Leitfaden fertig gestellt werden können. Bis zu zwei Jahre möchte sich die Niederösterreichische Landesregierung Zeit nehmen, um die Ausweisung der Flächen für größere Projekte zu präsentieren. Laufenden Projekten von unzähligen Gemeinden und Anlagenplanern droht daher mit dem geplanten Raumordnungsprogramm ein Stopp. „Bereits investierte Zeit und Kosten von Gemeinden und Projektentwicklern dürfen nicht wertlos werden“, so Paierl. „Um die Ausbaubremse in dem für die Erreichung der Klima- und Energieziele so wichtigen Bundesland zu verhindern, müssen – bis das neue Raumordnungsprogramm vorliegt – Projekte unbedingt nach dem aktuell geltenden Leitfaden weiterhin umsetzbar bleiben.“ Anderenfalls wird der Photovoltaik-Ausbau in Niederösterreich für größere Projekte für bis zu fünf Jahren gestoppt (zwei Jahre bis das Raumordnungsprogramm vorliegt, weitere zwei bis drei Jahre für Umwidmungsverfahren, Anlagenerrichtung und Netzanschluss).

Eigene Klimastrategie befolgen und Schaden von der ansässigen Wirtschaft abwenden

Der Photovoltaik-Ausbau in Niederösterreich lag 2019 unter allen Bundesländern am höchsten. Das Land hat aber auch nach der eigenen Klimastrategie 2 GW Photovoltaik-Zubaubedarf bis 2030, wovon man laut aller übereinstimmenden Expertisen 1 GW auf Dächern weitere 1 GW auf geeigneten Freiflächen installieren muss. „Diese Spitzenposition am Weg bis zu einer 100 prozentigen erneuerbaren Stromversorgung darf im größten Bundesland Österreichs nicht verloren gehen. Dies wäre die absolut falsche Richtung für die Energiewende im Lande. Man würde damit insbesondere den regionalen Unternehmen in der Nach-Corona-Aufbauphase schaden. Das sind wichtige Betriebe mit großen zusätzlichen Jobpotentialen in einem zukunftsorientierten Bereich, die planbare Rahmenbedingungen brauchen“, mahnt Paierl und ersucht die Landesverantwortlichen die Raumordnungsgesetzes Novelle PV-freundlich zu gestalten.

11.9.2020 | Quelle: Photovoltaic Austria | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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