Fernheizwerk Neukölln AG beschließt Ausstieg aus der Steinkohle

Zu sehen ist das Fernheizwerk Neukölln.Foto: FHW Neukölln AG
Im Jahr 2023 soll im Fernheizwerk der erste Kohlekessel außer Betrieb gesetzt werden.
Mit Investitionen in Höhe von 65 Mio. Euro soll das Fernheizwerk Neukölln umgerüstet werden. Statt Steinkohle sollen bis 2025 Gas-KWK, Holzpellets und Abwärme aus der Industrie das Fernwärmenetz versorgen. Angedacht ist eine Ergänzung mit Power-to-Heat-Lösungen, einer Solarthermie-Anlage und im besten Fall auch Abwasserwärmepumpen.

Im Rahmen der virtuellen und interaktiv gestalteten Hauptversammlung am 11. September 2020 haben Vorstand und Aufsichtsrat der Fernheizwerk Neukölln AG beschlossen, die Steinkohlenutzung im Fernheizwerk Neukölln bis 2025 zu beenden. Für den dafür notwendigen Umbau des Standortes im Rahmen der „Strategie 2025“ sind Investitionen in Höhe von rund 65 Mio. Euro geplant.

Alf Geßner, Vorstand der FHW Neukölln AG, erläutert: „Ich bin sehr froh, dass unser Aufsichtsrat dem Vorschlag und der Strategie zum Ausstieg aus der Kohlenutzung nicht nur zugestimmt hat, sondern hier auch ein aktiver Sparringpartner und Unterstützer ist. Wir werden bis 2025 etwa 65 Millionen Euro in eine noch umweltfreundlichere Energieerzeugung investieren und damit die CO2-Emissionen Berlins und ganz spezifisch Neuköllns um 25.000 Tonnen CO2 pro Jahr senken. Gleichzeitig kommt jeder Euro, den wir investieren, fast 1:1 der lokalen Wirtschaft und Wertschöpfung zugute. Denn wir produzieren die Wärme für unsere Kundinnen und Kunden hier direkt vor Ort in Neukölln.“

Tanja Wielgoß, Vorsitzende des Aufsichtsrats der FHW Neukölln AG und zugleich Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin AG, betont: „Wir begrüßen die Entscheidung des Fernheizwerks Neukölln sehr. Damit schlägt die börsennotierte AG den gleichen Weg ein, den auch wir gehen. Wir nehmen es sportlich, dass die Umstellung auch auf Grund der nicht ganz so großen Dimensionen schneller umgesetzt sein wird als bei der Vattenfall Wärme. Was für mich zählt ist, dass die ohnehin sehr umweltfreundliche Berliner Fern- bzw. Stadtwärme damit ihren CO2-Fußabdruck jedes Jahr weiter verringert. Der große Vorteil unseres gemeinsamen Produkts wird damit erneut sehr deutlich: Die Kunden der Stadtwärme werden immer „grüner“, ohne sich selbst dafür anstrengen zu müssen. Und das Land Berlin kommt seinen Klimaschutzzielen ebenfalls wieder einen Schritt näher.“

Gas-KWK und Holzpellets

Im Jahr 2023 will man im Fernheizwerk den ersten Kohlekessel außer Betrieb nehmen und durch Gas-KWK-Anlagen ersetzen. 2025 folgen dann die beiden weiteren Kohlekessel durch die Umstellung auf eine 100%ige Holzpellets-Feuerung. Flankierend sollen neue gasgefeuerte Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) errichtet werden, in denen Strom und Wärme gleichzeitig produziert werden. Diese Anlagen sollen auch den späteren Einsatz von grünem Wasserstoff ermöglichen. Die Integration industrieller Abwärme von Produktionsbetrieben aus dem Bezirk in das Wärmeversorgungssystem ist ein weiterer Baustein der „Strategie 2025“. Einen ersten Vertrag hierzu mit einem Kaffeeproduzenten vor Ort will das Unternehmen in naher Zukunft unterzeichnen.

Im Idealfall will das Unternehmen diese Lösungenum den Ausbau von Power-to-Heat-Lösungen, den Bau einer Solarthermie-Anlage und im besten Fall auch der Installation von Geothermie und Abwasserwärmepumpen ergänzen. Im gesamten Umbauprozess der Wärmeversorgung Neuköllns ist das Zusammenspiel der städtischen und überregionalen Akteure ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die verantwortlichen denken eine Vielzahl an Lösungen an, um das Erzeugungsportfolio des Fernheizwerkes nachhaltig umstellen zu können. Gleichzeitig ist Neukölln damit ein Testfeld für Lösungen, die man dann in größerem Maßstab andernorts umsetzen kann. Jüngstes Beispiel hierfür ist Power-2-Heat – zunächst in Neukölln in Verbindung mit einem Wärmespeicher installiert und seit letztem Jahr in Reuter West in Form von Europas größter Anlage dieser Art in Betrieb.

15.9.2020 | Quelle: FHW Neukölln AG | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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