Grüner Wasserstoff für Berlin noch fern

Wasserstoffautos an einer Tankstelle.Foto: Fraunhofer ISE
Wasserstoffautos sollen laut Studie auch in Berlin künftig öfter unterwegs sein.
Industrie und städtische Betriebe haben für Berlin eine Studie über das Potenzial für grüner Wasserstoff erstellt. Die zeigt: bisher ist die Dynamik gering, damit das Gas zügig eine Rolle für den Klimaschutz spielen kann.

Grüner Wasserstoff ist auch für Berlin ein wichtiges Thema. Noch aber passiert in der Bundeshauptstadt wenig in dieser Frage. Es brauche deshalb eine regional angepasste Nutzungsstrategien für den Energieträger der Zukunft. Das schreibt die Initiative H2Berlin. Dahinter stehen die Unternehmen GASAG, Berliner Wasserbetriebe, Vattenfall, Berliner Stadtwerke, Berliner Stadtreinigung, Stromnetz Berlin, Sustainable Hydrogen und Toyota.

Eine Studie der Initiative identifiziert in Berlin Wasserstoff-Potenziale vor allem in der Wärmeversorgung und im Verkehrssektor. In anderen Regionen kann er auch in der Industrie eine wichtige Rolle spielen. 9.000 Tonnen Wasserstoff sollten 2025 gemäß einer Modellrechnung des Forschungszentrums Jülich in der Stadt genutzt werden, um kosteneffizient die Energiewende hin zur Klimaneutralität zu vollziehen. Allerdings kommen die Studienautoren auf Basis einer Unternehmensbefragung auf einen geschätzten Verbrauch an Wasserstoff im Jahr 2025 von nur 37 Tonnen.

Derzeit verfolge die GASAGAG das Ziel, im Jahr 2030 den Betrieb des Berliner Erdgasnetzes mit einer Mischung aus Erdgas und 20 % Wasserstoff zu realisieren. Im Hinblick auf den Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 beabsichtige Vattenfall, die bestehenden Kohle-und Gaskraftwerke in den kommenden Jahren umzurüsten und H2-ready zu machen. Das könnte die Nutzung von Wasserstoffgasgemischen in der Fernwärmeerzeugung ermöglichen. Einzelne neue Gasturbinen der KWK-Anlagen sollen perspektivisch komplett mit Wasserstoff betrieben werden. Das gelte etwa für das HKW Marzahn. Hierfür müsste allerdings neben einer möglichen Erzeugung vor Ort eine dezidierte Wasserstoffpipeline die Versorgung absichern. Aufgrund der aktuellen Markt-und Rahmenbedingungen sei die Umstellung von Kraftwerken auf reinen Wasserstoffbetrieb derzeit nicht vor 2040 absehbar.

Wind- und Sonnenenergie aus Brandenburg

Die Versorgung mit grünem Wasserstoff für Berlin könnte laut der Studie aus dem Umland erfolgen. So böten der Nord-Osten Deutschlands und auch das Berliner Umland ausgezeichnete Bedingungen für die Erzeugung erneuerbaren Stroms durch Solar-und Windenergieanlagen. Brandenburg produziere heute schon viel Strom für den Berliner Ballungsraum. In Brandenburg seien Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 7,3GW installiert. Damit sei das gesamte Windenergiepotenzial allerdings nur zu ca. 50 Prozent ausgeschöpft.

Mit abnehmender Kohleverstromung und zunehmendem Ausbau der erneuerbaren Energien in Brandenburg würden großtechnische Speicher zum Ausgleich der Einspeisung und Netzlast immer wichtiger. Brandenburgs Energiestrategie sieht hier für auch die Nutzung der Power-to-Gas Technologie vor. Diese solle in großem Maßstab in einem Reallabor in der Lausitz demonstriert werden.

Die Studie leitet ferner verschiedene Handlungsempfehlungen ab. So sollte Berlin im Sinne einer Vorbildfunktion den Hochlauf einer Wasserstoffnutzung für geeignete Anwendungsfelder mitgestalten. Ferner sollte eine Wasserstoff-Roadmap die in der Potenzialstudie identifizierten Ansätzen strukturieren und einen Weg weisen, welche Rolle Wasserstoff in der urbanen Energiewende spielen kann.

Aufgrund des hohen Altbaubestands in Berlin mit teilweise schlechter Wärmedämmung und vergleichsweise hohem Wärmebedarf sollte Wasserstoff in die Wärmeversorgung eine Rolle spielen. Wasserstofffahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb sollten batterieelektrische Fahrzeuge dort ergänzen, wo eine besondere Leistungsfähigkeit erforderlich ist.

25.9.2020 | Quelle: BWB | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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