Photovoltaik und Solarthermie für Strohballen-Sonnenhaus
Photovoltaik und Solarthermie kommen in Baden-Würrtemberg für ein Strohballen-Sonnenhaus zum Einsatz. Wie das Sonnenhaus-Institut mitteilte, setzt Bauherr Kai Klotzbach neben der Solarenergie auf Holz, Stroh und Lehm.
Nach Schätzungen des Fachverbandes Strohballenbau Deutschland (FASBA) gebe es zwischen 900 und 1.500 strohgedämmte Häuser in Deutschland. Sonnenhäuser, bei denen mindestens die Hälfte des Wärmebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser solar erzeugt wird, seien dagegen häufiger zu finden. Weit über 2.000 gebe es davon im deutschsprachigen Raum. Zwar basiere die klassische Sonnenhaus-Definition noch auf der Wärmeversorgung. Der Trend sei aber, Solartechnik für Wärme und für Strom zu nutzen, so wie es bei Klotzbach der Fall ist. So regional und ökologisch wie möglich wollte dieser bauen und kein Öl und Gas für die Wärme- und Stromversorgung verbrennen. Das setzt er nun sehr konsequent in Form des Strohballen-Sonnenhauses um.
187 Quadratmeter Wohnfläche für sechs Personen hat das Einfamilienhaus mit KfW-Effizienzhaus-Standard 40. Unter der Garage hat Klotzbach zudem einen 48 Quadratmeter großen Keller gebaut. Die Strohballen für die Dämmung stammen vom benachbarten Landwirt. „Wenn wir das Dämmmaterial vor Ort bekommen können, ist das perfekt“, so Klotzbach. Das Stroh musste er einmal zertifizieren lassen, dafür hat er im April eine Palette mit sechs Strohballen eingeschickt. Stroh gilt mittlerweile als standardisierter Baustoff.
Dachintegrierte Photovoltaik-Anlage mit Solarstromspeicher
Das Dach wurde mit zwei Lagen Stroh mit insgesamt 72 cm Dicke gedämmt. Auf der Nordseite bilden herkömmliche Dachziegel die Dachhaut, auf der Südseite sind es Photovoltaik-Module mit insgesamt 11,2 Kilowattpeak Spitzenleistung. Den Solarstrom will Familie Klotzbach soweit wie möglich für die Haushaltsgeräte und die Haustechnik selber nutzen. Den eigenen Strom können sie inklusive der Kosten für den Speicher für 13 Cent je Kilowattstunde selbst erzeugen. Für Strom vom Energieversorger zahlen sie 28,6 Ct./kWh.
Dazu kommt ein Photovoltaik-Akku-System mit 8,3 kWh Speicherkapazität. Bei Netzausfall kann die Familie über die Notstromfunktion Strom aus der Batterie und vom Dach nutzen. Der errechnete Autarkiegrad liegt bei knapp 72 Prozent.
Solarkollektoren an der Fassade für viel Wärme im Winter
Das Energiekonzept hat der Systemanbieter Hartmann Energietechnik aus Rottenburg-Oberndorf geplant und zusammen mit dem örtlichen Heizungsbauer umgesetzt. Thomas Hartmann, Geschäftsführer von Hartmann Energietechnik, ist Mitbegründer des Sonnenhaus-Institut e.V., einem 2004 gegründeten Kompetenz-Netzwerk für solares Bauen. Hartmann plant und liefert seit über 20 Jahren Konzepte und Komponenten für Sonnenhaus-Heizungen und mit Solarstrom versorgte Gebäude.
Hartmann hat die Südfassade für die Installation der Solarkollektoren empfohlen. Die Kollektorfläche hat er auf zwei Felder mit jeweils 15 Quadratmeter zu beiden Seiten der Fenster aufgeteilt. Wegen der senkrechten Anordnung kann die Anlage im Winter, wenn die Sonne tief steht, ein Maximum an Solarwärme erzeugen. Im Sommer dagegen fällt kaum Überwärme an. Hartmann hat errechnet, dass die Bewohner etwa 55 Prozent ihres Wärmebedarfs für die Raumheizung und das warme Wasser mit der Solarthermie-Anlage decken können.
Der Wärmespeicher fasst 4.000 Liter Wasser und steht im Technikraum im Erdgeschoss. „Es ist ein gut gedämmtes Gebäude und die Fassadenkollektoren brauchen keinen größeren Speicher“, erklärt Hartmann. Den noch verbleibenden Wärmebedarf decke schließlich ein Holzvergaserofen im Wohnbereich.
25.9.2020 | Quelle: Sonnenhaus-Institut | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH