Die Solarthermie verzeichnet im Ruhrgebiet einen Weltrekord bei der Klärschlammtrocknung. Auf dem Gelände ihres Klärwerks zwischen Essen und Bottrop realisiert die Emschergenossenschaft auf einer Fläche von zirka 61.000 m² eine solarthermische Anlage zur Trocknung von Klärschlamm. Dadurch entstehe die weltweit größte solarthermische Klärschlammtrocknung (STT). Die STT sei ein Bestandteil des Gesamtpakets „Hybridkraftwerk Emscher“, der ersten energieautarken Großkläranlage. „Die neue Anlage wird erheblich zur Steigerung der Energieeffizienz beitragen und den Stand der Klärschlammentsorgung in Deutschland maßgeblich weiterentwickeln“. Davon zeigt sich Emanuel Grün, Technik-Vorstand der Emschergenossenschaft, überzeugt.

32 Trocknungshallen mit einer Netto-Trockenfläche von 40.000 Quadratmetern entstehen aktuell bis Ende des Jahres. Der nachhaltige Umgang mit anfallendem Klärschlamm sei enorm wichtig für die klimaschonende Energiegewinnung. Außerdem enthalte der Schlamm auch wertvolle Ressourcen zur mittelfristigen Nutzung. „Bislang müssen dem Klärschlamm, der vor Ort thermisch verwertet wird, jährlich 20.000 Tonnen Kohle zugesetzt werden, um einen ausreichenden Brennwert zu erreichen“, so Grün weiter. Dieser Schritt entfalle in Zukunft, weil der Klärschlamm mittels Sonnen- und Abwärmeenergie trockne. Das zeigt das grundsätzliche Potenzial der Solarthermie.

Hybridkraftwerk Emscher

Die Kläranlage Bottrop sei eine der größten Kläranlagen Deutschlands. Moderne Abwasserreinigung sei aber stromintensiv. Die Wasserwirtschaftsbranche stelle damit zugleich einen der größten kommunalen Energieverbraucher dar. Deshalb müssten sich die Abwasserverbände um innovative Verfahren bemühen, die die CO2 -Bilanz senkten, klimafreundlich, nachhaltig und richtungsweisend für die Wasserwirtschaft seien. „Wasserwirtschaft ist mehr als nur Abwassereinigung: Sie kann eine entscheidende Rolle beim Gelingen der Energiewende spielen“, sagt Prof. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Das Hybridkraftwerk Emscher in Bottrop könne Vorbild für zahlreiche weitere Großkläranlagen in Deutschland sein.

Den Stromverbrauch der Kläranlage Bottrop könne der Standort Bottrop mittlerweile komplett nachhaltig decken, denn die Kläranlage sei Deutschlands erste energieautarke Großkläranlage. Die Solarthermische Klärschlammtrocknung sei dabei ein Bestandteil des Hybridkraftwerks Emscher. Damit erzeuge die Emschergenossenschaft die vor Ort benötigte Energie vollständig selbst.

Zum Gesamtpaket des Hybridkraftwerks gehören fünf erneuerbare Energieträger. Konkret seien das eine Windenergieanlage mit 3,1 MW Leistung. Dazu kommen vier neue Blockheizkraftwerk-Module mit jeweils etwa 1,2 MW Leistung sowie eine Photovoltaikanlage auf einer Dachfläche von ca. 500 m². Ferner betreibe das Klärwerk eine neue Dampfturbine mit mindestens 4 MW Leistung.

Die Emscherwerke wollen nun die solarthermische Trocknungsanlage bis Ende 2020 fertigstellen und im kommenden Frühjahr in Betrieb nehmen.

6.10.2020 | Quelle: Emschergenossenschaft | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH