Solarthermie im Mehrfamilien-Sonnenhaus in Regensburg
Die Solarthermie sorgt in einem neuen Mehrfamilien-Sonnenhaus in Regensburg für das Gros des Wärmebedarfs. Darüber berichtet das Sonnenhaus-Institut e.V. Die Bauherren hätten sich trotz des aktuellen Trends zur Photovoltaik und Wärmepumpe für ein Sonnenhaus mit einer Solarthermieanlage entschieden. Die Mieter, die jetzt nach und nach einziehen, profitieren von niedrigen und planbaren Heizkosten.
„Wir hätten auch ein Sonnenhaus mit einer großen Photovoltaikanlage und einer solarstromgeregelten Wärmepumpe bauen können“, sagt Bauherr Martin Bauer. „Aber uns gefallen die direkte Wärmeerzeugung und der hohe Wirkungsgrad von Solarthermie-Anlagen. Außerdem sind wir so in der Wärmeversorgung unabhängig vom Stromnetz und steigenden Stromkosten.“ Auf dem Süddach und der Gaube errichten die Installateure 40 Quadratmeter Solarkollektoren. Überschüssige Solarwärme, die weder Raumheizung noch Warmwasserbereitung direkt verbrauchten, speichere ein Wärmespeicher mit 9.400 Liter Fassungsvermögen. Das Gebäude mit 290 Quadratmeter Wohnfläche, die sich auf fünf Wohnungen verteilen, hat KfW-Standard Effizienzhaus 55. Der Endenergiebedarf liege laut Energiepass bei 22,2 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr.
„Solarwärme-Anlagen haben ein großes Potenzial zur Einsparung von CO2-Emissionen und knapper werdenden Ressourcen wie Öl und Gas“, sagt Martin Bauer. „Je größer die Solarthermie-Anlage, desto höher sind die Energiekosten-Einsparungen und der Beitrag zum Klimaschutz. Deshalb haben wir uns für ein Sonnenhaus entschieden.“
Laut Bundesverband Solarwirtschaft sind rund 2,4 Millionen Solarwärmeanlagen in Deutschland installiert (Stand: Ende 2019). Der Großteil davon befindet sich auf Gebäuden. Davon sind über 2.000 Gebäude Sonnenhäuser. Das heißt, dass die Solarenergie den Wärmebedarf für die Raumheizung und Warmwasserbereitung zu mindestens der Hälfte deckt. Sonnenhäuser erhalten auch eine Förderung nach dem Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien.
Seit 2014 sind auch Sonnenhäuser mit einer großen Photovoltaikanlage und einer solarstromgeregelten Wärmepumpe möglich. Nach wie vor wird aber auch noch mit Solarthermie gebaut, dem klassischen Sonnenhaus-Konzept. Dies gilt für Einfamilienhäuser ebenso wie für Mehrfamilienhäuser und Geschosswohnungsbauten. Das zeigen auch zwei weitere Bauvorhaben.
Größtes Sonnenhaus Deutschlands in Chemnitz
In Chemnitz baut die FASA AG seit November vergangenen Jahres Deutschlands größtes Sonnenhaus. Das „Solardomizil III“ ist der finale Bauabschnitt nach über zehnjähriger Bautätigkeit auf dem innerstädtischen Areal der ehemaligen Schlossbrauerei. Hier entstehen 24 Wohnungen, die zur Hälfte mit einer großen fassadenintegrierten Solarthermieanlage (340 Qudratmeter Solarkollektoren) beheizt werden.
Im Herbst 2019 hatte FASA die solar beheizte Eigentumswohnanlage „Solardomizil I+II“ in der Salzstraße 36 und 38 fertiggestellt. Der Gebäudekomplex mit insgesamt 29 Wohnungen gilt als solarthermischer Leuchtturm urbaner, attraktiver Wohnbebauung mit Solararchitektur. 320 Quadratmeter Solarkollektoren sorgen klimaschonend für Wärme in den beiden zusammenhängenden Gebäuden.
„Mit unserem Konzept und der Solararchitektur fokussieren wir uns auf den Wärmesektor, da dieser mit über 80 Prozent den Hauptanteil des Energiebedarfs in Wohngebäuden einnimmt. Außerdem ist Solarwärme im Gegensatz zu Strom gut, langfristig und nachhaltig im einfachen Medium Wasser speicherbar“. So begründet René Krauß, Bau- und Projektberater bei der FASA AG, den Fokus auf Solarthermie.
Mehrfamilien-Sonnenhaus in Osnabrück
Ein weiteres Beispiel befindet sich in Osnabrück. Hier hat die Architektin Anja Machnik ein Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen geplant, das überwiegend mit Solarenergie beheizt wird. Es handelt sich um ein Gebäude mit rund 900 Quadratmeter Wohnfläche, das in Massivbauweise in Klinkeroptik errichtet wurde. Mit 140 Quadratmeter Solarkollektorfläche kann knapp über die Hälfte des Heizenergiebedarfs solar gedeckt werden. Wie auch in Regensburg, wird mit Erdgas nachgeheizt. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass beide Gebäude die ortstypische Optik haben und sich kaum von den Nachbarhäusern abheben. Das Sonnenhaus-Konzept, das für einen extrem niedrigen Primärenergiebedarf, minimale CO2-Emissionen und langfristig planbare Energiekosten steht, kann somit auch in herkömmlicher Architektur zum Einsatz kommen.
Noch bevor also gesetzliche Auflagen wie das neue Gebäudeenergiegesetz für mehr Klimaschutz und Energieeinsparung sorgen, leisten diese Bauherren, Mieter und Eigentümer einen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung.
18.11.2020 | Quelle: Sonnenhaus-Institut | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH