Geothermie in Baden-Württemberg spürt Aufbruchsstimmung

Luftbild einer Geothermieanlage.Foto: SCG Architekten
Die geplante Tiefengeothermieanlage in Graben-Neudorf im Landkreis Karlsruhe könnte Strom und Wärme liefern.
Mehrere Projekte treiben derzeit die Nutzung der tiefen Geothermie in Baden-Württemberg voran. Insbesondere Wärmenetze, die an fossile Kraftwerke angeschlossen sind, könnten so grüner werden.

Bei der tiefen Geothermie herrscht Aufbruchstimmung in Baden-Württemberg. Darüber berichtet die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW). Insgesamt sei das Potenzial der Geothermie groß. Rund zehn Prozent des deutschen Energiebedarfs könnte die Quelle decken. In Baden-Württemberg seien die Bedingungen mit dem Oberrheingraben und Oberschwaben besonders gut. „Diese Potenziale gilt es zu nutzen, um bei der klimafreundlichen Wärmeversorgung voran zu kommen. Bislang fehlen Konzepte dazu“, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform EE BW. Am Oberrhein könne die tiefe Geothermie aber der Schlüssel hierfür sein. Auch neu zu planende Wärmenetze könnten geothermale Wärmequellen nutzen.

Mit der im März 2020 beschlossenen „Roadmap Tiefe Geothermie“ strebe die baden-württembergische Landesregierung ferner eine stärkere Nutzung der Potenziale an. Ziel sei Hemmnisse zu identifizieren und abzubauen. Auch Bayern sieht in der Quelle große Potenziale.

Neue Geothermie-Projekte im Land

Es tue sich zudem bereits einiges im Südwesten. Mehrere Unternehmen haben konkrete Maßnahmen für die Realisierung von Erdwärmeprojekten am Oberrhein in die Wege geleitet. Die Deutsche Erdwärme GmbH aus Karlsruhe habe aktuell drei Projekte in Planung. Am Projektstandort in Graben-Neudorf stehe 2021 die erste Bohrung an. Die EnBW habe außerdem in Zusammenarbeit mit der MVV die Aufsuchungslizenz für Erdwärme in einem Erlaubnisfeld im Dreieck Mannheim-Heidelberg-Speyer bei der zuständigen Landesbehörde beantragt. Die EnBW betreibe seit mehr als 10 Jahren eine Geothermieanlage in Bruchsal zusammen mit den dortigen Stadtwerken. Die Anlage dient zur Stromerzeugung und für die Wärmeversorgung einer nahe gelegenen Polizeikaserne.

Im Freiburger Raum trete jetzt auch die Badenova an, um Erdwärmequellen ausfindig zu machen und für die Fernwärmenutzung zu erschließen. Darüber hinaus plane das Karlsruher Institut für Technologie in Zusammenarbeit mit der EnBW den Bau einer eigenen Forschungsanlage am Campus Nord. KIT und EnBW sind hier gemeinsam Inhaber der Geothermielizenz. „Die technologische Entwicklung bei der tiefen Geothermie und die strengen Sicherheitsauflagen sind dazu geeignet, dass die Projekte ohne negative Auswirkungen für Umwelt und Anwohner realisiert werden können.“ Das sagt Lutz Stahl, Vorstandsmitglied der Plattform EE BW.

Die Plattform EE BW begleitet als Dachverband der Erneuerbaren-Branche im Südwesten diese Projekte und informiert interessiertes Fachpublikum und die Öffentlichkeit zu den Chancen der tiefen Geothermie. „Insbesondere die ab dem nächsten Jahr zur Wärmeplanung verpflichteten Kommunen in Baden-Württemberg sollten sich mit den Möglichkeiten der tiefen Geothermie auseinandersetzen, wenn sie am Oberrheingraben oder in Oberschwaben liegen“, empfiehlt Franz Pöter. „Zusammen mit der Solarthermie und der Bioenergie ist die Geothermie die erneuerbare Energie für eine klimafreundliche Wärmeversorgung.“

Webseminar informiert über aktuellen Stand

Am Donnerstag den 26. November ab 11:00 Uhr veranstaltet die Plattform EE BW ein gut einstündiges Webseminar zur erneuerbaren Wärmeversorgung mit tiefer Geothermie. Darin beleuchtet sie die aktuelle Entwicklung am Oberrhein sowie die Erschließungskonzepte hinsichtlich der dort gegebenen geologischen Voraussetzungen und wirft auch einen Blick nach München, wo sich die Technologie bereits seit zwei Jahrzehnten etabliert hat und ein wesentlicher Bestandteil zur Erreichung der Klimaziele geworden ist.

19.11.2020 | Quelle: Plattform EE BW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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