Hamburg plant Wasserstoffnetz im Hafen
Hamburg will als erste große Kommune in Deutschland ein eigenes Wasserstoffnetz bauen, und zwar im Hafen. Das kündigten die Hamburger Umweltbehörde und der kommunale Gasnetzbetreiber an. Die Infrastruktur zum Transport von grünem Wasserstoff mit 45 Kilometer an neuen Leitungen sei bis 2030 im Rahmen des Plans „HH Win“ geplant. An dieses Netz könnten Industrieverbraucher angeschlossen werden, die aktuell für rund drei Viertel des Erdgasverbrauchs in der Hansestadt verantwortlich sind. Die Kapazität der vorgesehenen Leitungen betrage rund 3,3 Gigawatt Wasserstoff. Das erlaube den Transport einer Menge von rund 100 Tonnen pro Stunde.
Nehme die Industrie die Möglichkeit zum Brennstoffwechsel an, könnten die Erdgas bedingten Treibhausgase in Hamburg bis 2030 um 34 Prozent zurückgehen. Das entspreche rund 1,2 Millionen Tonnen CO2. Das Investitionsvolumen für das Wasserstoffnetz liegt bei 90 Millionen Euro. „Am Anfang wird es zwei getrennte Netze geben. Dann werden wir nach und nach umswitchen“, sagt Gasnetz Hamburg-Geschäftsführer Udo Bottländer. Dafür will der kommunale Gasnetzbetreiber ab 2030 das existierende Gasnetz insbesondere dort Wasserstoff-fit machen, wo weitere Industrieabnehmer sitzen. Da das Netz aus einer Zeit stamme, in der in Hamburg Stadtgas zum Einsatz kam, das zu 50 Prozent aus Wasserstoff bestanden habe, sieht die Gasnetz-Geschäftsführung darin kein größeres Problem.
Moorburg: Wasserstoff statt Kohle
Der Wasserstoff soll ausschließlich mittels Elektrolyse aus regenerativem Strom stammen, strich Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan heraus. Standort für einen Großelektrolyseur mit 100 Megawatt (MW) könnte das Kohlekraftwerk in Moorburg werden. Der Eigentümer Vattenfall hatte jüngst die Stilllegung beantragt. Die Abwärme ließe sich dort ins Fernwärmenetz einspeisen. Außerdem gebe es in Moorburg eine Übertragungsstromleitung mit 380 kiloVolt (kV) zum Bezug von Windstrom. „Zum Beispiel von ausgeförderten Windkraftanlagen oder Offshoreparks“, sp Kerstan. Moorburg könnte ferner auch Standort eines künftigen Importterminals für grünen Wasserstoff werden. Dritte Quelle, um die Hamburger Wasserstoffpläne mit Leben zu füllen, wäre laut Kerstan der Bezug über Ferngasleitungen, etwa aus den Niederlanden und den benachbarten Bundesländern.
18.12.2020 | Autor: Oliver Ristau |
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