Enercon und EWE gründen Joint Venture

Heiko Janssen (AWS) und Stefan Dohler (EWE) mit VerträgenFoto: EWE/AWS
Heiko Janssen, Vorstandsvorsitzender Aloys Wobben Stiftung (links) und Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender EWE AG
Enercon und EWE wollen bestehende Windenergie-Parks in ein Joint Venture einbringen. Um zu einem führenden deutschen Grünstromproduzenten aufzusteigen, haben beide Seiten heute einen Vertrag unterzeichnen.

Die Aloys Wobben Stiftung, Alleingesellschafterin des Auricher Windenergieanlagenherstellers Enercon, und der Oldenburger Energiedienstleister EWE haben zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Ausbau der Windenergie an Land eine Gesellschafter- und Investitionsvereinbarung. Darin ist festgelegt, dass beide Seiten je 50 Prozent der Anteile halten und die Bestandsparks und Onshore-Projekte von Enercon und EWE in das künftige Gemeinschaftsunternehmen einbringen wollen.

Das neue Unternehmen wird über mehr als 2.300 Megawatt installierte Leistung im Bestand und eine Projektpipeline von über 9.400 Megawatt verfügen. Damit sieht man sich als Marktführer im Bereich Onshore Wind in Deutschland. Ziel ist es, mehr als 200 Megawatt Zubau jährlich zu realisieren und den Bestand auf bis zu 5 Gigawatt in 2030 zu steigern. Geplant ist, in den Kernmärkten den eigenen Anlagenbestand zu erweitern und darüber hinaus auch Kundenprojekte zu entwickeln.

Direktvermarktung inklusive

Außerhalb der Kernmärkte soll das Joint Venture, zu dem auch der Düsseldorfer Direktvermarkter Quadra Energy zählen wird, nur in geringem Umfang eigene Bestände aufbauen. Offenbar sollen dabei nicht unbedingt nur Enercon-Anlagen betrieben werden. Das Unternehmen verfolge bei der Realisierung seiner Projekte einen herstellerunabhängigen Ansatz, heißt es in der heutigen Pressemittelung. Die unternehmerische Führung liegt bei EWE, den Vorsitz des Aufsichtsrates stellt die Aloys Wobben Stiftung.

Ziel des geplanten Joint Ventures ist es, sich in den kommenden Jahren zu einem der größten Erzeuger von Grünstrom in Deutschland und Frankreich zu entwickeln und auch international zu wachsen. Vorgesehen sind Investitionen mit einem Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. Sitz der Gesellschaft soll Aurich sei. Geplant ist jedoch, dass die rund 200 Mitarbeiter in den Kernmärkten dezentral an mehreren Standorten, darunter Oldenburg, arbeiten. Der für das Frühjahr 2021 erwartete Abschluss der Transaktion steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Prüfung.

Heiko Janssen, Vorstandsvorsitzender der Aloys Wobben Stiftung sagt: „Mit der Unterschrift bekräftigen wir unser gemeinsames Vorhaben, einen neuen starken Akteur im Erneuerbaren-Sektor zu schaffen. Das Gemeinschaftsunternehmen gründet auf einem Bestand, der zu den größten der Branche zählt. (…) Beide Häuser verbindet schon heute ein hoher Anspruch an sich selbst sowie ein klares Bekenntnis zu 100-Prozent-Erneuerbare, Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Schöpfungserhalt. Indem wir nun unsere Kräfte bündeln, erhöhen wir erheblich unsere Schlagkraft.“

Europa im Visier

Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender EWE AG ergänzt: „Wir haben in den vergangenen Monaten die Grundlagen für ein gemeinsames Unternehmen geschaffen, das ein entscheidender Akteur beim dringend nötigen Ausbau der Windenergieerzeugung in Deutschland und Europa sein wird. Dass wir heute an diesem Punkt sind, hat sich Schritt für Schritt in einem partnerschaftlichen Miteinander entwickelt. Wir wollen den Anteil Erneuerbarer Energien sektorenübergreifend, signifikant und dauerhaft erhöhen, weil der nachhaltige Umbau unserer Gesellschaft und ein klimaneutrales Europa ohne ausreichend grünen Strom nur ein frommer Wunsch bleibt. Unser in der Region verwurzeltes, gemeinsames Unternehmen wird daher auf Wachstum angelegt sein, die komplette Wertschöpfungskette abdecken und die langjährige Expertise beider Häuser zu neuer Stärke bündeln.“

Thekla Wobben, Vorsitzende des Beirates der Aloys Wobben Stiftung sagt: „Ausgehend von einem einzigartigen Windparkportfolio kann das Gemeinschaftsunternehmen wesentlich mehr Potenzial entfalten und sich weitergehende Anwendungsmöglichkeiten für die Energiewende erschließen. Unseren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele werden wir somit erheblich erhöhen.“

Kommunale Anteilseigner setzen auf Wachstum

Bernhard Bramlage, Vorsitzender des EWE-Aufsichtsrates erklärt zu den Zielen des Joint Ventures:
„EWE verfolgt damit konsequent das zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und mehrheitlich kommunalen Anteilseignern vereinbarte strategische Ziel, im Bereich der Grünstromerzeugung aus Wind an Land deutlich zu wachsen und substantielle Beiträge zum Klimaschutz zu leisten. Wir haben dem Vorhaben daher gern und aus voller Überzeugung zugestimmt.“

AWS und EWE hatten ihre Pläne für eine Zusammenarbeit bereits Ende April öffentlich gemacht und angekündigt, wesentliche Eckpunkte bis Jahresende klären und vertraglich fixieren zu wollen. Im September initiierten die Partner gemeinsam einen Windgipfel in Aurich und unterzeichneten den von Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies eingebrachten „Auricher Appell“. Darin forderten Politik und Wirtschaft in einem Schulterschluss die Beschleunigung des Ausbaus und die Anpassung gesetzlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen. EWE hat Anfang Dezember zudem verkündet, bis 2035 selbst klimaneutral zu werden.

22.12.2020 | Quelle: Alois Wobben Stiftung, EWE
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