Photovoltaik: Öko-Mehrwert von Freiflächenanlagen ermitteln

Artenreiche Wiese mit Freiflächen-PVFoto: EEB eG
Artenvieltfalt und Photovoltaik können hand un Hand gehen.
Ein Forschungsprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat ein Auditsystem zur Ermittlung des ökologischen Mehrwerts für Photovoltaik-Freiflächenanlagen entwickelt. Es soll eine doppelte sinnvolle Flächennutzung standardisiert möglich machen.

Photovoltaik-Freiflächenanlagen können einen ökologischen Mehrwert erbringen. Aber nur, wenn sie nach bestimmten Kriterien errichtet werden. Dieser Herausforderung stellte sich das Projekt EULE – Evaluierungssystem für eine umweltfreundliche und landschaftsverträgliche Energiewende. Auftraggeber war die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Projektnehmer die regionalwerke GmbH & Co. KG. Wie die DBU mitteilte, waren auch die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die Prof. Schaller UmweltConsult GmbH sowie die Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern eG Projektpartner.

In der ersten Projektphase realisierten die Partner ein Auditsystem zur Ermittlung eines ökologischen Mehrwerts für Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Laut DBU-Generalsekretär Alexander Bonde vereine das Projekt so unterschiedliche Aspekte wie Erneuerbare Energien, Digitalisierung und Natur- und Artenschutz. Außerdem könne es zu mehr Akzeptanz für die Energiewende führen, weil Bürger direkt beteiligt würden.

Mit Hilfe von EULE können Projektentwickler die Auswirkungen Erneuerbarer-Energien-Anlagen auf Landschaft und Natur konkret bewerten. Im Kontext des Landschaftsraums sowie nach standortspezifischen Vorgaben ermittelt EULE ein optimales Entwicklungskonzept für PV-FFA-Standorte. Das ermögliche somit eine sinnvolle doppelte Flächennutzung. Die Anlagenbetreiber erhalten hierfür einen Katalog an ökologischen Aufwertungsmaßnahmen. In regelmäßigen Abständen erfolgen anschließend Auditierungen. Diese zeigten, wie sich die Artenvielfalt auf dem entstehenden Solarfeld-Biotop entwickelt.

Option für Ü20-Anlagen

Stromkunden erhalten mit Hilfe von EULE erstmals einen Einblick in die Betriebsführung erneuerbarer Energieanlagen und die Gewissheit, dass Natur und Landschaft trotz der Energieproduktion einem Schutz unterliegen. Gleichzeitig können die Energieproduzenten eine höhere Produktqualität – ein umfassend ökologisches und regionales Qualitätsprodukt – vermarkten. So generierten sie Mehreinnahmen, was insbesondere bei den aktuell geringen Strommarkterlösen und für Ü20-Anlagen wichtig ist. „Wenn sich beide Seiten freuen und auch die Artenvielfalt profitiert, dann kann das EULE-Konzept nur sinnvoll sein“, sagt Projektleiter und Geschäftsführer der regionalwerke Andreas Engl.

Das Auditsystem bewerte den jeweiligen ökologischen Ist-Zustand und will diesen anhand eines standortspezifischen Maßnahmenkatalogs gezielt verbessern. Jeder Maßnahme ist eine Punktebewertung zugeordnet, die zu einer Gutschrift für den Anlagenbetreiber führt. Die erreichte Gesamtpunkteanzahl mache den ökologischen Mehrwert ersichtlich. Neben ökologischen Aspekten fließen zudem soziale Maßnahmen in die Bewertung ein. Dazu zählen öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie Führungen und Informationsangebote für die Bevölkerung. Die Vernetzung der Energieerzeuger und -verbraucher soll dabei digital erfolgen. Eine eigene EULE-Plattform ermöglicht die Ablage und Analyse vorhandener räumlicher und technischer Daten, um sie für Auditoren, Anlagenbetreiber und Energieversorger mit individuellen Zugriffsrechten zur Verfügung zu stellen.

Die Entwicklung einer Software-Architektur zählt ebenso zum Projekt wie die einer ersten Version der benötigten Plattform mit einem CRM-System und unterschiedlichen Services . Auch das notwendige Geoinformationssystem ist bereits Bestandteil des Prototyps. Das sorge für die effiziente Verwaltung raumbezogener Daten.

EULE will sich als Zertifizierungsstandard etablieren. Damit dies deutschlandweit gelingt, erfolgt in Projektphase 2 eine Evaluation der bisherigen Ergebnisse für eine bundesweite Übertragbarkeit. Zudem geht es um eine Umsetzungsstrategie, die mögliche Organisationsstrukturen sowie Vermarktungsmöglichkeiten aufzeigen und die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells überprüfen soll.

12.1.2021 | Quelle: DBU | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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