FVEE: Wasserstoff braucht mehr Ausbau Erneuerbarer

Portrait Prof. Dr. Hans-Martin HenningFoto: Fraunhofer ISE
Prof. Dr. Hans-Martin Henning ist für 2021 Sprecher des FVEE.
Der neugewählte Sprecher des Forschungsverbundes Erneuerbare Energien (FVEE), Professor Hans-Martin Henning, mahnt die Verbindung zwischen den Wasserstoffplänen der Bundesregierung und dem Ausbau erneuerbarer Energien an.

„Wasserstoff wird eine Schlüsselrolle im künftigen Energiesystem spielen“, sagt der neu gewählte Sprecher des FVEE, Professor Hans-Martin Henning. „Doch damit Wasserstoff tatsächlich eine klimaschützende Wirkung hat, müssen wir den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren.“

Henning ist neuer FVEE-Sprecher

Das Direktorium des FVEE hat Professor Henning, einen der beiden Leiter des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) mit Wirkung zum 1. Januar 2021 zum neuen Sprecher gewählt. „Für die Forschungsinstitute des FVEE steht 2021 erneuerbarer Wasserstoff ganz oben auf der Agenda, und der Forschungsverbund wird diesem Thema auch seine Jahrestagung widmen“, benennt Henning die anstehenden Aufgaben.

Nur Erneuerbare ermöglichen nach Auffassung der im FVEE zusammengeschlossenen Institute eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft. Wasserstoff spiele in einem künftigen klimaneutralen Energiesystem eine Schlüsselrolle. Er biete Optionen für die saisonale Speicherung von erneuerbarer Energie und sei ein zentrales Medium für die Sektorenkopplung, heißt es in einer FVEE-Pressemitteilung. Aber auch zur Bereitstellung klimaneutral hergestellter Rohstoffe für die Industrie, sei er ein wesentliches Mittel. Doch nur mit genügend erneuerbarem Strom gebe es ausreichend grünen Wasserstoff für die vorgesehenen Aufgaben. Henning fordert: „Der Ausbau der Erneuerbaren muss für den kommenden Wasserstoffbedarf zusätzlich verstärkt werden. Denn der erneuerbare Strom ist die Basis für die nachhaltige Wasserstoffwirtschaft.“

Erwartungen an die Politik

Die Politik hat laut FVEE die energie- und industriepolitischen Chancen der Wasserstoff-Wirtschaft erkannt. Sie investiere kräftig in die Entwicklung von Wandlungstechnologien und Infrastruktur. Doch eine großskalige Wasserstoffproduktion erhöhe den erneuerbaren Strombedarf. Und die Ausbaugeschwindigkeit der dafür notwendigen erneuerbaren Energien hinke hinter diesen Plänen zurück. Schon allein um das verbesserte Einsparziel der EU für CO2 von minus 55 Prozent bis 2030 umzusetzen, seien grundlegende Änderungen über die bisherigen Beschlüsse hinaus notwendig. Dieser on top Bedarf sei bisher in der Planung nicht ausreichend adressiert. Hier müsse die Politik dringend nachjustieren, um jetzt die Weichen richtig zu stellen.

Klimaschutz mit grünem Wasserstoff beschleunigen

„Schnelle Klimagasvermeidung ist ein zentrales Ziel, denn die Budgets für weiteren CO2‑Ausstoß werden schon in wenigen Jahren verbraucht sein. Darum ist es wichtig, schon in kurzer Zeit grüne Wasserstoff-Industrien zu etablieren“, betont Professorin Daniela Thrän die Dringlichkeit. Die Leiterin des Departments Bioenergie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und Bereichsleiterin Bioenergiesysteme am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig hat das Direktorium des FVEE zur stellvertretenden Sprecherin 2021 gewählt. Sie erklärt: „Ein nachhaltiges Energiesystem braucht schon in mittelfristiger Zukunft große Mengen grünen Wasserstoffs, zum Beispiel für die Umstellung klimaschädlicher Industrieprozesse. Dafür müssen Wasserstofftechnologien zügig hochskaliert und die Ausbaugeschwindigkeit der Erneuerbaren beschleunigt werden.“

Mehr Energieforschung notwendig

Henning ergänzt: „Auch mit Blick auf den starken internationalen Wettbewerb ist Eile für die Entwicklung von Wasserstofftechnologien geboten. Wenn dies gelingt, kann die deutsche exportierende Industrie einen wesentlichen Technologiebeitrag für die globale Energiewende leisten.“ Der Aufbau einer großskaligen, kostengünstigen Produktion, Speicherung und Verarbeitung von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und die Systemintegration des Wasserstoffs erforderten noch erhebliche Forschungsanstrengungen. Der FVEE begrüßt, dass die Bundesregierung die Wasserstoff-Forschung mit viel Geld unterstützt. Er lobt, dass dabei systemische Fragestellungen einen bedeutenden Stellenwert hätten.

26.1.2021 | Quelle: FVEE
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