Windenergie an Land 2020: wenig Zubau wegen Genehmigungsstau
Zwar hat damit der Zubau im Vergleich zum Jahr 2019 um 46 Prozent zugelegt, allerdings reicht die Menge weder für die Klimaziele noch für den steigenden Bedarf der Industrie nach klimaneutraler Energie. Das zum Jahresende 2020 verabschiedete EEG 2021 sieht bis 2030 ein Ausbauziel der Onshore-Windenergie von 71 Gigawatt (GW) vor. Mit Bezug auf das erhöhte EU-Treibhausgas-Minderungsziel strebt das Bundesumweltministerium die Erhöhung des Ausbauziels auf 95 GW an.
Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems sagt: „Wir haben mit dem Marktwachstum im Jahr 2020 zwar den ersten Schritt aus der Talsohle erreicht, dennoch klaffen Anspruch und Wirklichkeit beim Zubau zu weit auseinander: Der langfristige Ausblick auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ist positiv. Kurzfristig bleibt jedoch eine schwerwiegende Diskrepanz zwischen Ausschreibungsvolumen und Genehmigungen. Das muss sich im laufenden Jahr unbedingt ändern, denn mit der geplanten Anhebung der EU-Klimaziele muss auch der Ausbau der erneuerbaren Stromversorgung noch weiter steigen. Die Dekarbonisierung der Industrie und die Sicherung der Versorgung kann nur mit weiterem Zubau gewährleitet werden. Zum Erreichen der Ziele brauchen wir jährlich Genehmigungen für 5000 – 6000 MW“.
Hohe Erwartungen an Bund und Länder
Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie (BWE) ergänzt: „Dreh- und Angelpunkt für Wettbewerb in den Ausschreibungen sowie für den notwendigen deutlichen Anstieg beim Zubau bleiben die Bereitstellung von Flächen und die Genehmigung von Projekten. Die Erwartungen in den Bund-Länder-Kooperationsausschuss sind groß. Die Länder müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Vor allem im Süden beobachten wir mit Sorge den stockenden Ausbau der Windenergie. Daneben ist die vollständige Umsetzung der Aufgabenliste des Bundeswirtschaftsministeriums erforderlich, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Flächen zu öffnen. Wir müssen künftig den Blick noch deutlicher auf ausreichend Flächen und Genehmigungen für den Nettozubau fokussieren, denn für das Erreichen der Energiewendeziele braucht es den kontinuierlichen Anstieg der installierten Leistung“.
Für das Jahr 2021 prognostizieren die Verbände auf Basis der bezuschlagten Projekte einen Ausbau von 2000 – 2500 MW. Voraussetzung für die Erreichung des oberen Prognosewertes seien störungsfreie Abläufe in den Lieferketten und auf den Baustellen. Insbesondere offene Grenzen seien für die Branche elementar. Mit dem Ausbau müssten auch Transportgenehmigungen und -infrastrukturen bereitstehen.
EEG-Entschließungsantrag zeitnah umsetzen!
Das EEG 2021 bietet laut VDMA und BWE gute Ansatzpunkte, die aber stellenweise nachgebessert werden müssten. Es liefere Planungssicherheit für im Schnitt fast 4000 MW Ausschreibungsvolumen pro Jahr bis 2028. Wie im Entschließungsantrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD gefordert, müsse die Koalition die Ausbauziele schnellstmöglich im Frühjahr 2021 anpassen. Das EU-Klimaschutzziel und der erhöhte Strombedarf für elektrische Anwendungen und Power-to-X Anwendungen müssten in den Ausbaupfaden berücksichtigt werden. Alle Maßnahmen, die zu mehr Projekten fühtren, müssten Priorität bekommen.
Wahljahr 2021
Mit Blick auf das Wahljahr 2021 sprechen sich beide Verbände dabei für die Fortsetzung des Pro-Wind-Kurses der Politik aus. Denn es brauche einen politischen Rahmen in Europa und Deutschland, der Investitionen in Technologieführerschaft und Standorte anreize. Ansonsten drohten nicht nur die Verfehlung der Klimaziele, sondern Abwanderung der Industrie ins außereuropäischen Ausland.
„Es gilt unbedingt zu vermeiden, dass das Superwahljahr 2021 zu einem kurzfristigen regulatorischen Stillstand führt. Den Forderungen aus dem Entschließungsantrag zum EEG muss zeitnah nachgekommen werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt es auf das Repowering zu legen. Es braucht eine durchgehende Repowering-Strategie, die die Bestandsflächen berücksichtigt und für die Zukunft sichert. Deutschland kann der europäische Leitmarkt für die Erneuerung des Anlagenparks werden und hier starke Impulse setzen“, sagte Hermann Albers.
Matthias Zelinger betonte abschließend die Leistungsfähigkeit der Industrie: „Die Windenergiebranche hat in der Corona-Krise enorme Widerstandsfähigkeit bewiesen und hatte einen stützenden Charakter für die Wirtschaft insgesamt. Windenergie an Land hat mit knapp 20 Prozent im Jahr 2020 den größten Anteil aller Energien an der Bruttostromerzeugung in Deutschland bereitgestellt. Die deutsche Windindustrie setzt mit immer noch knapp 100.000 Beschäftigten im Bereich Onshore-Windenergie weit über 15 Milliarden Euro überwiegend im Export um. Wir können mehr und wenn man die Branche lässt, dann kommt da auch noch viel mehr!“
Rekordzubau von Windenergie an Land weltweit
Für das Jahr 2020 geht der Global Wind Energy Council nach ersten Berechnungen trotz Pandemie von einem Anstieg der weltweiten Windenergie Installationen um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Mit rund 82 GW neuer Windenergiekapazität stellt somit der Zuwachs im Jahr 2020 einen neuen Rekord dar. Dieser wurde ganz wesentlich getrieben von einem Zubau von über 45 GW in China.
26.1.2021 | Quelle: BWE / VDMA
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Der Infodienst Solarthemen hat die EEG2021-Novelle aus Sicht der Windenergie in einem Artikel analysiert.