Rotterdam: Regionale Wärme aus grünem Wasserstoff

Pipelines für Wärmetransport im Hafen.Foto: Hafen Rotterdam
Die Wärmeleitungen im Hafen Rotterdam sollen künftig auch Abwärme aus der Wasserstoffproduktion aufnehmen.
Der Hafen Rotterdam plant den Aufbau großer Elektrolyse-Kapazitäten zur Produktion von grünem Wasserstoff. Mit der Abwärme daraus lassen sich 2030 rund 500.000 Haushalte mit Wärme versorgen.

Der Hafen Rotterdam könnte künftig zu einem bedeutenden Anbieter von regionaler Wärme aus grünem Wasserstoff werden. Wie der niederländische Hafen mitteilte, seien die geplanten Wasserstofffabriken prädestiniert, regionale Wärme für Haushalte, Gewächshäuser und Büros anzubieten. Nach aktuellen Schätzungen wird der Hafen im Jahr 2030 etwa 500.000 Haushalte mit Wärme versorgen können. Bis 2050 könnte sich diese Zahl sogar auf rund eine Million Haushalte erhöhen.

Das sorge für eine gute Liefersicherheit mit Wärme aus CO2-freien Industrieprozessen. Gerade in einer dicht besiedelten Region wie Zuid-Holland bietet diese Wärme eine gute Basis für ein regionales Wärmenetz – als Ersatz für individuelle Zentralheizungsanlagen.

Wasserstoff ist eine Schlüsselkomponente für das nachhaltige Energiesystem der Zukunft. Er wird somit eine wichtige Rolle als Rohstoff in der umweltfreundlichen Chemie sowie insbesondere im Schwertransport spielen. In der Prozessindustrie kommt Wasserstoff zum Einsatz, um hohe Temperaturen zur Herstellung von Stahl und Brennstoffen zu erzeugen.

Die Herstellung von grünem Wasserstoff findet in einem Elektrolyseur statt. Diese Anlage spaltet Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Sofern der Betrieb mit Ökostrom erfolgt, ist der gesamte Produktionsprozess CO2-frei.

550 MW Wasserstoff geplant

Schwerere Elektrolyseure sind stark im Kommen. So arbeiten Nouryon, bp und der Hafenbetrieb Rotterdam im Projekt H2-Fifty an einer Anlage mit einer Kapazität von 250 MW. Shell entwickelt außerdem eine Wasserstofffabrik mit einer Kapazität von ca. 200 MW. Das Energieunternehmen Uniper und der Hafenbetrieb Rotterdam untersuchen ferner den Bau eines Elektrolyseurs 100 MW. In den Niederlanden hat der größte Elektrolyseur aktuell eine Kapazität von lediglich 1 MW.

Die Herstellung von Wasserstoff geht aber mit Verlusten bei der Effizienz einher. Die Faustregel lautet, dass ca. 25% der Energie bei der Herstellung von Wasserstoff verloren gehen. Diese 25% werden in Form von Wärme freigesetzt. Wenn diese Wärme jedoch aufgefangen wird und als Einspeisung in ein Wärmenetz genutzt, wird dieser Effizienzverlust direkt zu einer Energiequelle für andere Anwendungen.

Zwei bis drei Millionen Tonnen CO2 sparen

Nach den neuesten Erkenntnissen wird das gesamte verfügbare Wärmeangebot des Hafens im Jahr 2030 23 Petajoule (PJ) erreichen. Davon stammen 11,9PJ Wärme aus Wasserstoffanlagen und 12,1PJ aus dem Chemiesektor. Bis zum Jahr 2050 wird das Wärmeangebot zudem auf 45PJ ansteigen. Das entspricht dem Wärmebedarf von etwa 500.000 Haushalten. 2050 ist das Angebot für ungefähr eine Million Haushalte ausreichend. Mit kollektiver Wärme als Ersatz für erdgasbetriebene Zentralheizungen kann ein voll ausgebautes Wärmenetz in der Provinz Zuid-Holland die CO2-Emissionen um zwei bis drei  Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren.

Die Gasunie hat in Zusammenarbeit mit dem Hafenbetrieb Rotterdam dazu das Projekt WarmtelinQ ins Leben gerufen, um eine Hauptpipeline für Wärme vom Hafen nach Den Haag zu bauen. Auch der Anschluss von Gewächshäusern im niederländischen Westland ist geplant. WarmtelinQ ist die erste Phase eines regionalen, durch die Provinz verlaufenden Wärmenetzes und versorgt umgerechnet 130.000 Haushalte.

Zu Beginn soll das Netz Wärme aus Raffinerien, Müllverbrennung und der chemischen Industrie nutzen. Stufenweise soll Wärme aus Wasserstofffabriken und schließlich auch aus Geothermie hinzukommen.

15.2.2021 | Quelle: Hafen Rotterdam | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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