Heizungsmarkt 2020: 79 Prozent weiterhin fossil
Das geht aus der Jahresbilanz des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hervor. Der Verband frohlockt, weil 2020 mit 842.000 Wärmeerzeugern deutlich mehr Anlagen verkauft worden sind als in irgendeinem anderen Jahr seit der Jahrtausendwende. Mit 6,4 Prozent gegenüber 3,0 Prozent im Vorjahr weist dabei der – kleine – Anteil von Biomassekesseln die höchste Steigerungsrate auf. Der Anteil der Wärmepumpen am Gesamtmarkt stieg um 2,7 Prozent auf 14,3 Prozent. Sowohl Biomasse als auch Wärmepumpen übertreffen damit jeweils den Anteil neuer Ölkessel deutlich. Letzterer liegt noch bei 5,3 Prozent.
In absoluten Zahlen legten Wärmepumpen 2020 laut BDH um 40 Prozent zu. Ein besonders hohes Wachstum verzeichneten dabei mit 44 Prozent elektrische Luft-Wärmepumpen, die aufgrund ihrer schlechten Wirkungsgrade bei niedrigen Außentemperaturen saisonal besonders hohe Ansprüche an das Stromnetz und seine Kapazitätsreserven stellen.
Um 26 Prozent ist im vergangenen Jahr, gemessen in verkaufter Bruttokollektorfläche, der Solarthermiemarkt gewachsen. Dies ergibt sich aus der gemeinsamen Statistik, die der BDH zusammen mit dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) monatlich bei Herstellern und Importeuren erhebt. Es ist das erste Mal überhaupt seit 2008, dass der Solarthermiemarkt in Deutschland im Vergleich zum jeweiligen Vorjahr gewachsen ist. Mit 643.500 Quadratmetern Kollektorfläche ist er allerdings meilenweit von alter Größe entfernt. Im Rekordjahr 2008 verzeichneten die Verbände annähernd 2 Millionen Quadratmeter neuer Kollektoren.
Wenige „Hybridanlagen“
Interessant ist in Bezug auf die Solarthermie auch ein Blick in die Antragsstatistik des BAFA. Das BAFA zählte 58.000 Anträge für Solarthermieanlagen. Davon dürfte ein nennenswerter Anteil auf die 37.000 beantragten Gas-Hybridanlagen entfallen. Gerade diese Zahl macht allerdings deutlich, wie bescheiden der Einfluss der üppigen Förderung auf das Marktgeschehen ist. Zwar lassen sich die Zahlen nicht direkt mit jenen der Verbände vergleichen, weil das BAFA bislang keine Zahlen für die 2020 realisierten und abgerechneten Anlagen vorgelegt hat, sondern nur für die gestellten Anträge.
Allerdings ist der Schluss erlaubt, dass bei einem nach wie vor dominanten 2/3-Anteil von Gas-Brennwertkesseln am Gesamtmarkt wohl über 90 Prozent dieser 553.500 neuen Kessel ohne eine erneuerbare Zusatzheizung eingebaut wurden. Mindestens neun von zehn Hausbesitzern, die sich für einen Gaskessel entscheiden, verzichten also – aus welchem Grund auch immer – auf eine BAFA-Förderung. Und dies, obwohl ihnen der Staat eine heizungsunterstützende Solarthermieanlage beim Kesseltausch quasi schenken würde (vgl. Solarthemen 523).
Vor diesem Hintergrund ist auch die Pressemeldung des Bundeswirtschaftsministeriums zu relativieren, wonach sich 2020 die Zahl der Förderanträge für die energetische Gebäudesanierung und erneuerbare Energien im Wärmemarkt von 326.000 auf 600.000 nahezu verdoppelt habe. Davon seien 280.000 auf Heizungserneuerungen mit erneuerbaren Energien entfallen. Aufgrund der deutlich gestiegenen Förderquoten werden sich die staatlichen Ausgaben in diesem Bereich somit gegenüber 2019 vervielfachen. Ein erheblicher Teil der 2020 eingereichten Vorhaben wird dabei erst in diesem Jahr finanzwirksam werden.
Wärmeerzeuger-Markt in Deutschland 2020
22.2.2021 | Autor: Guido Bröer
© Solarthemen Media GmbH