Panasonics halber Ausstieg aus der Photovoltaik
Panasonic hat den Ausstieg aus der Herstellung von Photovoltaik-Produkten beschlossen. Bis zum Ende des kommenden Geschäftsjahres will der japanische Elektronikkonzern aus Osaka seine Solarfabriken für Heterojunction-Module schließen. Das betrifft die integrierte Wafer-, Zell- und Modulfabrik in Malaysia ebenso wie die Zellfertigung in der japanischen Shimane-Präfektur. Übrig bleibt eine kleine Produktion von Spezialmodulen in Osaka und Solarzellen für Kleinprodukte, wie Armbanduhren und Taschenrechner, in Fukushima. Module sollen künftig über andere Hersteller bezogen und unter eigenem Namen verkauft werden. Auch Wechselrichter und Energiespeicher will das Unternehmen weiterhin produzieren.
Panasonic ist ein Pionier der Photovoltaik. Die Heterojunction-Technologie unter dem Kürzel HIT hat Panasonic dabei von Sanyo übernommen, die seit 2011 eine hundertprozentige Tochter ist. Sanyo hatte die Fabrik in Osaka 1976 in Betrieb genommen. Bei Heterojunction umhüllt eine dünne amorphe Siliziumschicht den monokristallinen Siliziumwafer. Das sorgt laut Panasonic bei Modulen wie dem HIT N335 für einen Modulwirkungsgrad von 20 Prozent, deutlich mehr als mit herkömmlichen Modulen möglich ist.
Fehlende Wirtschaftlichkeit
Hintergrund für den Ausstieg ist aber die fehlende Wirtschaftlichkeit. Panasonic war es im Wettbewerb mit chinesischen Massenmodulen nicht gelungen, die angestrebte Top-Position zu erreichen. Stattdessen fuhr das Geschäft über Jahre Verluste ein. Auch der Versuch, die Produktion gemeinsam mit der chinesischen GS-Solar zu führen, scheiterte. Mitte 2020 kündigte Panasonic das Aus für das geplante Gemeinschaftsunternehmen an.
Panasonic beendete im letzten Jahr auch die solare Zell- und Modulproduktion in den USA. Die Fertigung in Buffalo, New York, sollte ursprünglich dazu dienen, Panasonics Partner Tesla mit Solarmodulen für dessen Autos zu beliefern. Tesla kümmert sich nun selber darum. Von der einstmals großen japanischen PV-Industrie, die in den 1980er und 1990ern Weltmarktführer war, sind damit nur noch Kyocera und Sharp am Markt.
Das Aus für die Produktion bedeute allerdings nicht, „dass sich der Konzern aus dem Markt zurückzieht“, so Moritz Cehak, Sprecher der Panasonic-Europazentrale in Ottobrunn gegenüber den Solarthemen. Panasonic verfolge in verschiedenen Regionen verschiedene Ansätze. „In Europa evaluiert Panasonic gerade mehrere Optionen. Generell ist der Bereich Energielösungen für Panasonic ein sehr wichtiger.“ Deshalb setzt der Konzern auch das Engagement etwa bei Speichern fort. Panasonic hatte auch erst kürzlich ein Weißpapier über Qualitätsmerkmale von Modulen vorgestellt.
Vorteil Meyer Burger?
Damit bleiben die Schweizerische Meyer Burger sowie REC Solar die einzigen bedeutenden Hersteller von Heterojunction-Modulen (HJT). Während REC in Singapur eine Fabrik unterhält, will Meyer Burger in diesem Frühjahr die Produktion mit 400 Megwatt (MW) in Deutschland aufnehmen. Perspektivisch strebt Meyer Burger eine jährliche Modulproduktionskapazität von 5 Gigawatt (GW) an. Noch 2018 hatte Panasonic bei Meyer Burger die von den Schweizern entwickelte Smart-Wire-Technologie eingekauft, bei der eine spezielle Drahtfolie die Solarzellen miteinander verbindet. Auch REC war dafür Kunde. Doch mittlerweile verkaufen die Schweizer Technologien nicht mehr an Dritte. Laut Meyer Burger sind die Produktionskosten bei Panasonic höher. Die Thuner versprechen mit 24,5 Prozent auf Zellebene auch einen höheren Wirkungsgrad.
Sonnenstromfabrik kritisch und setzt auf PERC
In der Branche gibt es aber Zweifel an der Heterojunction-Technologie. „HJT / HIT sehe ich zunehmend unter Preisdruck, da die Leistungslücke zwischen den PERC und HIT/HJT zunehmend schrumpft“, sagte Bernhard Weilharter, Geschäftsführer der Sonnenstromfabrik den Solarthemen. Die Wismarer planen den Einstieg in die Produktion von PERC-Modulen ab dem dritten Quartal 2021. Die Technik setzt auf Passivisierung der Rückseiten der Zellen zur Erhöhung der Stromausbeute.
22.2.2021 | Autor: Oliver Ristau
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