Stadt Aachen plant Photovoltaikanlagen mit 14 MW auf eigenen Dächern
Aachen hat in der Solarbranche schon einen guten Ruf. Die Anfang der 1990er Jahre in der Kaiserstadt entwickelte „kostendeckende Vergütung“ hat mit zum Siegeszug der Photovoltaik beigetragen. Neue Wege will Aachen nun mit einem anderen Modell gehen, um künftig mehr Photovoltaikanlagen auf die Dächer städtischer Gebäude zu bringen. Die 240.000-Einwohnerstadt im Dreiländereck will den erzeugten Solarstrom weitgehend selbst nutzen, um so größtenteils die Finanzierung von geplanten Dachkraftwerken zu stemmen. Bis Mitte der 2020er Jahre sieht eine Übersicht des städtischen Gebäudemanagements die Errichtung von 156 Photovoltaikanlagen vor. Zusammen mit weiteren Anlagen, die repowert und ertüchtigt werden, summiert sich die Gesamtleistung auf knapp 14 Megawatt.
Wie das Gebäudemanagement der Stadt Aachen im Umweltausschuss am 16. Februar dieses Jahres darstellte, könnte die Stadt rund 12,4 Millionen Kilowattstunden auf den eigenen Dächern produzieren. Das würde 52 Prozent des Gesamtverbrauchs entsprechen. Die Kosteneinsparung liegen jährlich bei 1,8 Millionen Euro.
Große Mehrheit im Rathaus
Von einer „Blaupause für kommunale Solaraktivitäten“ spricht Julia Brinner, umweltpolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion. Mit den Vertretern aller anderen demokratischen Partei haben die Grünen laut Brinner jüngst im Umweltausschuss den Weg frei gemacht, um die Photovoltaikanlagen in den nächsten fünf Jahren über den städtischen Haushalt zu finanzieren. „Über den Eigenverbrauch, eine regionale Direktvermarktung sowie über den EEG-Einspeisetarif verbleibt bei diesem Einnahmemix nach 30-jähriger Betriebsdauer ein Gewinn von mehr als 20 Millionen Euro bei der Stadt“, rechnet Brinner vor.
Die Investitionskosten liegen laut Ausschussvorlage bei rund 18,7 Millionen Euro. Seit der letztjährigen Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen gibt es in Aachen keine feste Koalition mehr im Rathaus. Die neue Oberbürgermeister Sybille Keupen, die den Grünen nahe steht, muss sich für alle Anliegen eine Mehrheit suchen.
Vorbild für Laschets Regierung?
Dass nun eine demokratische Allparteien-Koalition dem solaren Finanzierungsmodell zustimmen könnte, ist mehr als eine Petitesse. Aachen ist die Geburts- und Heimatstadt von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, der Mitte Januar auch zum Vorsitzenden der CDU-Bundespartei gewählt worden ist. In NRW ist Laschet mit seiner schwarz-gelben Landesregierung seit Amtsantritt im Sommer 2017 noch nicht als Förderer der Photovoltaik ausgefallen. Die Aachener CDU scheint bei diesem Thema weiter zu sein als die eigenen Parteifreunde am Regierungssitz Düsseldorf.
Die Grüne Brinner vertritt seit einigen Wochen für die Grünen im Aufsichtsrat der Stadtwerke Aachen AG (Stawag). Für sie hat das gewählte solare Finanzierungsmodell Bedeutung über die Stadt Aachen hinaus. „Wir haben den Städten und Gemeinden, die zwar gewillt sind, den Ausbau der Solarenergie voranzubringen. Aber klamme Kassen haben, einen Weg aufgezeigt, wie sie ihre Pläne dennoch umsetzen können.“
Zeitplan aber noch offen
Auf einen Zeitplan, wann die erste Photovoltaikanlage aus dem neuen Solar-Paket in Betrieb sein wird, will sich Brinner nicht festlegen. Von den Experten des Gebäudemanagements sei in den kommenden Wochen auch noch zu prüfen, ob die Stawag teilweise als Betreiber miteingebunden wird. „Damit es nicht zu einem finanziellen Nullsummenspiel kommt, ist es meines Erachtens aber wünschenswert, dass die Stadt die neuen Solaranlagen selbst betreibt“. Mal sehen, ob Aachen mit einem solaren Fördermodell erneut für Furore in der Solarbranche sorgt.
24.2.2021 | Autor: Ralf Köpke
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