DLR mit neuer Studie zu solarthermischen Kraftwerken

Parabolrinnenkollektoren in der Wüste von Marokko vor GebirgshintergrundFoto: SENER
So­lar­ther­mi­sches Kraft­werk Noor I & II in Ouar­za­za­te, Ma­rok­ko
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) fasst in einer Kurzstudie den aktuellen technologischen Stand solarthermischer Kraftwerke zusammen. Im Fokus steht deren Bedeutung als zuverlässiger Lieferant von regelbarer erneuerbarer Wärme und Strom für ein nachhaltiges Energiesystem von morgen.

Das DLR präsentiert eine neue Kurzstudie zu solarthermischen Kraftwerken (concentrating solar power plants, CSP plants). Wie das DLR mitteilte, will die Studie häufig gestellte Fragen zur Funktionsweise, zu geografischen Voraussetzungen, wirtschaftlichen Perspektiven und sozio-ökonomischen Folgen beantworten.

In einem solarthermischen Kraftwerk bündeln Spiegel das Sonnenlicht und reflektieren es zu speziellen Wärmeempfängern. Die konzentrierte Solarstrahlung erhitzt dort ein Wärmeträgermedium, zum Beispiel flüssiges Salz oder ein Thermo-Öl, auf Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius. Die Wärme wird entweder sofort zur Stromerzeugung eingesetzt oder in großen Tanks gespeichert. So kann das Kraftwerk die Wärme bei Bedarf abrufen, um Dampf zu erzeugen. Der Dampf treibt eine Turbine an, die über einen Generator Strom produziert. So können solarthermische Kraftwerke den Strom genau dann zur Verfügung stellen, wenn er benötigt wird. Damit sind sie unabhängig von Tageszeit und Schwankungen bei der Sonneneinstrahlung. Gleichzeitig lässt sich Wärme in großen Tanks mit Flüssigsalz 80 bis 90 Prozent günstiger speichern als Strom in Batterien.

CSP als regelbare Kraftwerke

„Diese regelbaren Kraftwerke sind enorm wichtig für eine stabile Energieversorgung. Denn erneuerbare Energie aus Windkraft und Photovoltaik unterliegt immer saisonalen und tageszeitlichen Schwankungen“, beschreibt Prof. Robert Pitz-Paal, Direktor des DLR-Instituts für Solarforschung, das die Studie koordiniert hat. „In Regionen mit der vorhandenen erforderlichen solaren Direktstrahlung können solarthermische Kraftwerke fossile Kraftwerke als regelbare Kraftwerke ersetzten. Sie ermöglichen dort also ein Energiesystem, das überwiegend oder zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien setzt.“ Zudem können solarthermische Kraftwerke auch Prozesswärme auf einem sehr hohen Temperaturniveau für Industrieunternehmen bereitstellen. Außerdem können sie bei der Herstellung von Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen zum Einsatz kommen. Damit tragen sie dazu bei, Industrieprozesse CO2-ärmer und den Mobilitätssektor nachhaltiger zu gestalten.

Stromgestehungskosten von 5 US-Cent voraus

Solarthermische Kraftwerke stehen noch am Anfang ihrer Markteinführung. Aktuell gibt es weltweit rund einhundert solcher Anlagen mit einer Gesamtleistung von 6,2 Gigawatt. Diese befinden sich vor allem in den Regionen des Sonngürtels, beispielsweise rund ums Mittelmeer, in Nordafrika, dem Süden der USA oder Australien. Strom aus solarthermischen Kraftwerken ist heute an guten Standorten bereits konkurrenzfähig gegenüber Strom aus fossilen Rohstoffen. „Innovationen, Massenfertigung und mehr Wettbewerb in einem wachsenden Markt werden dazu beitragen, dass die Kosten weiter deutlich sinken“, ist sich Robert Pitz-Paal vom DLR sicher. In den nächsten zehn Jahren hält er Stromgestehungskosten von 5 US-Cent pro Kilowattstunde für möglich.

Die deutsche Industrie hat gute Voraussetzungen, sich in diesem Technologiefeld führend zu positionieren. Hier helfen vor allem die Exportorientierung sowie das große Know-how im Anlagen- und Maschinenbau. „Vor allem weitere, politisch geförderte Demonstrationsvorhaben und Referenzanlagen spielen eine wichtige Rolle, um Innovationen in den Markt zu bringen. Gleichzeitig benötigen hochinnovative kleine und mittelständische Unternehmen in der Anfangsphase Unterstützung, um sich bei großen Kraftwerksprojekten durchsetzen zu können“, fasst DLR-Institutsdirektor Pitz-Paal zusammen. Diese Entwicklung ist allerdings keine Einbahnstraße: Denn um seine langfristigen Klimaschutzziele zu erreichen, ist Deutschland auf Energieimporte angewiesen. Mögliche Kooperationspartner sind sonnenreiche Länder, in denen solarthermische Kraftwerke regelbare, erneuerbare Energie herstellen – auch für die Produktion von grünem Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen.

31.3.2021 | Quelle: DLR | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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